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Plötzlich nicht mehr unsterblich

Ein gerissenes Aneurysma im Gehirn veränderte das Leben des 34-jährigen Andreas Kaden einschneidend.

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© Helios Klinik

Von Kristina Kroemke

Pulsnitz Man denkt immer, so etwas passiert nur den anderen“, sagt Andreas Kaden nachdenklich. Dass der junge Mann viel Glück hatte, wird ihm erst langsam bewusst. Der 34-jährige Brandenburger arbeitete im Straßenbau und fühlte sich körperlich topfit. Dass sich seine Erkrankung bereits bemerkbar machte, wollte er nicht wahrnehmen. Wochen vor jenem Tag verspürte er „Panik“. Immer wieder begleiteten ihn Angstzustände mit Symptomen wie Herzrasen, Schwitzen und Zittern. Dazu kamen starke Kopfschmerzen, die das Denken unmöglich machten und mit klassischen Kopfschmerzen nicht zu vergleichen sind. Aber so plötzlich, wie die Kopfschmerzen kamen, verschwanden sie wieder. Andreas Kaden schob es auf den Stress, der beruflich und privat auf ihm lastete – und da nicht sein kann, was nicht sein darf, ging das Leben weiter. Bis zum 2. Dezember 2016.

Von Schmerzen überrollt

Beim Fußballtraining überrollte ihn der Kopfschmerz förmlich. Ihm wurde schwindlig, übel, das Gehirn wurde heiß und fühlte sich an, als würde es zerfließen. Die Freunde alarmierten den Rettungsdienst. Im Krankenhaus wurde die Diagnose gestellt – ein gerissenes Aneurysma. Zur Operation wurde er nach Cottbus verlegt. „Ich hatte keine Zeit, einen klaren Gedanken zu fassen oder gar Angst zu haben“, sagt Andreas Kaden im Nachhinein.

Mit Hilfe eines Kontrastmittels wurden die geschädigten Areale im Gehirn sichtbar. „Das war interessant, aber ich hatte immer das Gefühl, das bin nicht ich.“ Die Operation überstand er recht gut. Beim zweiten Weckversuch sprach sein Köper an. Schnell konnte er von der Atemunterstützung befreit werden. „Ich weiß noch, wie mich ständig jemand fragte, wer ich bin, wie alt ich bin und welcher Tag heute ist – ich empfand das als vollkommen albern.“ Er war in der Lage, sich zu bewegen. Die Sprache kam langsam wieder.

Einstellung zum Leben verändert sich

Wie viel Glück er hatte, wurde ihm erst bewusst, als ein Arzt ihm bescheinigte, dass es hätte auch ganz anders ausgehen können. „Leider kann man das Glück nicht wirklich als Glück empfinden“, meint Andreas Kaden. „Man trägt nun eine gefühlte Soll-Bruchstelle im Kopf umher, und das verändert die Einstellung zum Leben.“ Für die Helios Klinik in Pulsnitz entschied er sich vor allem wegen der familiären Atmosphäre. Andreas Kaden kam mit Störungen des Gleichgewichts, reduzierter Kraft und leichten Sprach- und Wortfindungsstörungen nach Pulsnitz.

Daran orientiert sich auch sein Therapieplan. Schwerpunkt bildet dabei das Wiedererlangen der Kraft und des Gleichgewichts. Auch die Sprachtherapie ist ein ebenso wichtiger Bestandteil. Entspannungsübungen und die neuropsychologische Therapie helfen ihm, seinen zweiten Lebensabschnitt, wie er sagt, zu beginnen. „Ich habe gelernt, mehr auf mich zu achten, die Signale meines Körpers wahrzunehmen. Ich verstehe die Erkrankung als Warnschuss. Meine Aufgabe ist jetzt, mich auch beruflich neu zu finden.“