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Plötzlich kam der Schlamm

Ein Haus in Zschäschütz wird von den Wassermassen regelrecht überrollt. Ein neues Auffangbecken soll das eigentlich verhindern.

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© Dietmar Thomas

Von Cathrin Reichelt

Döbeln. Kopfschüttelnd steht Waltraud Koche in der Tür ihres Einfamilienhauses. Ihr Blick fällt in den kleinen Vorgarten. Vor wenigen Stunden hatte sie dort die Blumen wieder in Ordnung gebracht, die der Regen am Vortag zerzaust hatte. Doch die Arbeit war umsonst. Jetzt stecken die Pflanzen in einer braunen Brühe. Beim zweiten Regenguss am Mittwochnachmittag ist es passiert. „Wenn bloß kein Schlamm kommt“, hatte die 81-Jährige gehofft. Doch er kam und ergoss sich nicht nur über den Garten. Er füllte den Keller und breitete sich im Heizungsraum aus. An den Gartenstühlen auf der Terrasse ist zu sehen, wie hoch das Wasser kurzzeitig stand. Die Beine der Stühle sind fast bis zur Sitzfläche mit einer braunen Schicht umgeben.

Schlammlawine ergießt sich in Einfamilienhaus

Vom benachbarten Feld überrollte er das Grundstück in Zschäschütz und ergoss sich in den Keller und den Heizungsraum.
Vom benachbarten Feld überrollte er das Grundstück in Zschäschütz und ergoss sich in den Keller und den Heizungsraum.
Mit drei Fahrzeugen und 13 Kameraden war die Döbelner Feuerwehr schnell vor Ort.
Mit drei Fahrzeugen und 13 Kameraden war die Döbelner Feuerwehr schnell vor Ort.
Eine knappe Stunde lang pumpte die Feuerwehr das Wasser aus dem Keller und leiteten es in einen Schacht außerhalb des Grundstücks ab.
Eine knappe Stunde lang pumpte die Feuerwehr das Wasser aus dem Keller und leiteten es in einen Schacht außerhalb des Grundstücks ab.
Die Hausbesitzer  - ein älteres Ehepaar - wurden vom Sohn, der Schwiegertochter und den beiden Enkeln beim Aufräumen unterstützt.
Die Hausbesitzer - ein älteres Ehepaar - wurden vom Sohn, der Schwiegertochter und den beiden Enkeln beim Aufräumen unterstützt.
Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr musste die Feuerwehr zu einem Wassereinbruch in das Einfamilienhaus nach Zschäschütz ausrücken.
Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr musste die Feuerwehr zu einem Wassereinbruch in das Einfamilienhaus nach Zschäschütz ausrücken.

Rohrdurchmesser zu gering

Die Döbelner Feuerwehr ist schnell vor Ort: drei Fahrzeuge, 13 Kameraden und viele Hilfsmittel. Die Feuerwehrleute rollen nicht nur Schläuche aus, sie schleppen auch einen Art Staubsager ins Haus. Der beseitigt aber keinen normalen Schmutz, sondern nimmt Wasserreste vom Boden des Heizungsraumes in sich auf. Der Hauptteil des Wassers wird abgepumpt. Vor dem Haus legen die Kameraden den Schlauch dafür in einen Schacht, hinter dem Haus in eine Grube.

Die ist mit großen Bruchsteinen ausgekleidet. Im vergangenen Jahr war genau diese Grube gebaut worden, um zu verhindern, dass sich Schlamm und Wasser vom benachbarten Feld über das Grundstück ergießen, erzählt Rudolf Kuche. Aber der Durchmesser des Rohrs, durch das das Wasser abfließen soll, sei zu klein, meint der 82-Jährige. Das bestätigt auch Schwiegertochter Ute Kuche. Sie hilft dem Paar. Später kommen noch Sohn Matthias und die beiden Enkel dazu.

Als sie im Jahr 1955 in das Haus eingezogen sind, hatten die alten Leute nach einem starken Regen schon einmal Wasser in der Wohnung. Solange es die LPG gab, sei nichts mehr passiert“, meint Rudolf Koche. Vor drei Jahren mussten sie das Haus dann gleich dreimal auspumpen, in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal.

Auch an der Ausfahrt der Muldebaustelle am Döbelner Körnerplatz hat sich eine dicke Schlammschicht gebildet. Verursacher sind die Laster, die von der Baustelle wegfahren. Kurz nach dem Gewitterguss muss die Total-Tankstelle schließen. „Ein Tanken ist zurzeit nicht möglich“, so ein Mitarbeiter auf DA-Nachfrage. Wie lange das Areal gesperrt bleibe, wisse er nicht. Die Techniker seien unterwegs.

Blitzschlag löst Feuer aus

Eine Gewitterfront hat zwischen vier und neun Millimeter Wasser pro Quadratmeter und Stunde auf Mittelsachsen herabregnen lassen. Die Schauer waren zwar kurz aber teilweise sehr heftig. „Die Radarbilder kamen hinter den rasanten Veränderungen gar nicht so schnell hinterher“, sagt Torsten Lehne vom Deutschen Wetterdienst in Leipzig. Und er kündigt an, dass mit einer Westströmung kühlere Luft in die Region komme und dadurch die Unwettergefahr geringer werde.

Wahrscheinlich ein Blitzschlag hat am Nachmittag zu einem Feuer auf dem Gelände des Edeka-Großlagers in Berbersdorf geführt. Etwa 50 Feuerwehrleute aller Ortswehren von Striegistal rückten aus. Das Feuer war in einem zusätzlichen Erdgastank entstanden, wo überschüssiges Gas eigentlich problemlos abströmen kann. Die Kameraden und Mitarbeiter der Gastank-Wartungsfirma bannten die Explosionsgefahr, indem sie den Druck in dem Behälter abbauten. Mehr als drei Stunden sperrten die Feuerwehrleute Zufahrten und kontrollierten die technischen Anlagen.