Merken

Pleite-Vorwurf gegen Tafel-Chef

Es geht um Insolvenzverschleppung und um rund 40 000 Euro Schulden. Hier sagt Andreas Schönherr, warum er noch nicht gezahlt hat.

Teilen
Folgen
© Sven Ellger

Von Christoph Springer

Bisher musste sich Tafel-Chef Andreas Schönherr vor allem mit Kritik an der Lebensmittelausgabe und der Hygiene der Dresdner Tafel auseinandersetzen. Von Mauscheleien und matschigem Gemüse war die Rede, von schimmeligen Brötchen und überlagerter Wurst. Jetzt fährt Rechtsanwalt Gerhard Rahn anderes Kaliber auf. Er ist überzeugt: Schönherr ist pleite.

Der Insolvenzfachmann vertritt Bernd Kreißig, einen Dresdner, der Schönherrs Firma „Krea(k)tiv für Morgen“ (K.f.M.) im Sommer 2016 mit 25 000 Euro ausgeholfen hat. Dafür musste der Mathematiker selbst einen Kredit aufnehmen. Den Vertrag haben Schönherr und Kreißig im Juni unterschrieben, seitdem wartet der 64-Jährige vergeblich auf die Ratenzahlung, die ihm der Tafel-Chef zugesagt hat.

„90 Prozent aller fälligen Forderungen muss man binnen drei Wochen bezahlen“, sagt Rahn. Weil der umstrittene Chef des Hilfsvereins keine der Kreditraten überwiesen hat, die er seit August zurückzahlen sollte, ist der Anwalt jetzt aktiv geworden. Er hat im Auftrag von Bernd Kreißig Strafanzeige erstattet. „Es besteht der Verdacht der Insolvenzverschleppung“, erklärt der Rechtsfachmann. Jetzt ist die Staatsanwaltschaft am Zug.

Die Strafverfolger hätten schon längst etwas tun müssen, ist der Insolvenzanwalt überzeugt. Die Vorwürfe gegen die Tafel und die Führung des Vereins, die seit November im Raum stehen, seien dafür Anlass genug. Dabei geht es unter anderem um fragwürdige Kredite an Schönherr, denen die Vereinsführung zugestimmt hat, um Aufträge, die der Verein vergeben hat und um die Qualität der Lebensmittel, die die Tafel verteilt.

Kreißig hat indes noch ein zweites finanzielles Problem mit Andreas Schönherr. Er bürgt für die Miete einer Tafelwohnung. „Wenn der Mieter für diese Wohnung eine Kaution gezahlt hat, dann ist die Bürgschaft überflüssig“, sagt Rechtsanwalt Rahn. Solange sie aber besteht, müsse der Bürge einspringen, sobald der Mieter in Verzug gerät. Ob Kreißig schon Geld überwiesen hat, konnte Rahn nicht sagen. Schönherr ist sich trotz aller Verdächtigungen keiner Schuld bewusst. Zunächst hätten Darlehnsgeber Kreißig und er vereinbart, dass bis zum 17. November keine Kreditraten fällig werden. Dann wurde der Tafel-Chef krank, musste deshalb sogar den Termin für eine Mitgliederversammlung des Vereins platzen lassen. „Unser Kontakt brach aufgrund meines Gesundheitszustandes zusammen.“ Telefonisch habe er sich mit Kreißig darauf geeinigt, im neuen Jahr über den Modus der Rückzahlungen zu sprechen. So sah der Darlehnsgeber bis Dezember nichts von seinem Geld.

Eine erste Rate ist geflossen

„Im neuen Jahr versäumte ich Woche um Woche den Rückruf und bin immer noch gesundheitlich angeschlagen“, sagt Schönherr. Nun ist das Februar-Ende nahe, Kreditgeber Kreißig fehlen auch die ersten zwei Raten für 2017. Summa summarum sind es inzwischen rund 7 500 Euro, die Schönherr nicht rechtzeitig zurückgezahlt hat. Er schuldet Kreißig noch die gesamten 25 000 Euro plus Zinsen. Zusätzlich muss er noch eine fünfstellige Summe zurückzahlen, die er sich vom Tafel-Verein geliehen hat. Im Spätherbst räumte Schönherr ein, dass es sich dabei um rund 15 000 Euro handelt.

Das 25 000 Euro-Darlehen sollte unter anderem dazu dienen, Außenstände eines Geschäfts aus Schönherrs Firma K.f.M. zu begleichen. 2015 hat er das Modehaus Schönfeld aus Strehlen übernommen. Als er sich im Jahr darauf das Kreditgeld auslieh, sollten davon unter anderem Krankenkassenbeiträge für die Mitarbeiter bezahlt werden.

Der Tafel-Chef zweigte aber Geld für andere Zwecke ab und versäumte, den Kredit von Bernd Kreißig zurückzuzahlen. Sein Schuldenberg beträgt damit nun rund 40 000 Euro. Unterdessen müssen die Mitarbeiter des Modeladens um ihre Jobs bangen. „Das ist ein gutes Geschäft, ich habe da auch einen Anzug gekauft“, sagt Rechtsanwalt Rahn. Schönherr hat unterdessen eine erste Kreditrate an Kreißig gezahlt. 150 Euro will er pro Woche überweisen.