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Platzprobleme in der Grundschule

64 Erstklässler wollen nach Ottendorf. Dafür müssen drei Klassen gebildet werden. Platz ist allerdings nur für zwei.

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© Archivfoto: Thorsten Eckert

Von Nadine Steinmann

Ottendorf. Ein Glück, dass die Gemeinde Ottendorf-Okrilla vor acht Jahren für die Erhaltung der Grundschule Hermsdorf gekämpft hat. Auch wenn das Kultusministerium die Einrichtung damals am liebsten geschlossen hätte. Denn nach Ansicht des Ministeriums sollten zwei Grundschulen für die Gemeinde ausreichen, stellte deswegen keine Fördermittel für die Hermsdorfer Schule zur Verfügung. „Wenn ich nicht absolut davon überzeugt wäre, dass wir die Schule auch in Zukunft brauchen, würde ich mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen“, machte Bürgermeister Michael Langwald im Mai 2009 klar, als er über eine Klage gegen den Freistaat Sachsen nachdachte.

Acht Jahre später sollte er tatsächlich Recht behalten. Denn acht Jahre später, um genau zu sein, am vergangenen Montagabend musste der Ottendorfer Gemeinderat darüber nachdenken, wie er die 127 Erstklässler, die im August in die Schule kommen, in den zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten unterbekommt. Mit nur zwei Grundschulen wäre diese Aufgabe unmöglich gewesen.

Sind Container die Lösung?

Doch zum Glück kann Ottendorf immer noch auf drei Grundschulen zurückgreifen. Für die Medinger Grundschule gibt es für das Schuljahr 2017/18 insgesamt 39 Anmeldungen, für Hermsdorf 24 und für die Ottendorfer Grundschule 64 Anmeldungen. Maximal 28 Schüler sollen dabei eine Klasse füllen. Sprich: In Hermsdorf wird eine gebildet, in Medingen zwei Klassen. Das große Problem, mit dem die Gemeinde nun kämpft, ist die Ottendorfer Grundschule. Denn eigentlich müssen hier drei erste Klassen gebildet werden, die Schule ist aber nur für einen zweizügigen Betrieb ausgelegt. Um das Kapazitätsproblem zu lösen, hat die Verwaltung verschiedene Möglichkeiten durchgespielt.

So stand unter anderem die Idee der Aufstellung von Containern im Raum. „Doch die sind weder besonders hübsch, noch besonders kostengünstig“, erklärte Hauptamtsleiter Udo Rößler während der Sitzung. Dann spielte man mit dem Gedanken, Räume in der direkt benachbarten Oberschule zu nutzen. Doch Schulleiterin Jana Noltemeier hat selbst kaum Platz, musste der Verwaltung also einen Korb geben. Die dritte Variante wäre ein Neuzuschnitt der Grundschulbezirke.

Somit könnte ein Teil der Anmeldungen für die Ottendorfer Grundschule nach Medingen umgeleitet werden. Dafür kämen die Wohngebiete Cunnersdorf mit 13 Anmeldungen oder das Gebiet Wachberg-Süd mit 14 Anmeldungen in Betracht, weil sie am nächsten zur Medinger Grundschule liegen. Doch auch diese Idee erschien der Verwaltung ungünstig, da es für die Kinder, die umgeleitet werden müssen, einen längeren Schulweg bedeuten würde. Zudem müsste der Schülerverkehr innerhalb der Gemeinde angepasst werden. Doch grundsätzlich wäre in der Medinger Grundschule genügend Platz, um weitere Erstklässler aufzunehmen.

Gemeinderat entscheidet

Doch so richtig glücklich war die Verwaltung eben mit keiner der Varianten. Deswegen setzten sich die Mitarbeiter mit der Schulleitung der Grundschule und der Leitung des Hortes, denn auch dieser muss die höhere Anzahl der Kinder betreuen können, zusammen. Anschließend prüften die Beteiligten, ob es möglich wäre, trotz des geringen Platzes, drei Klassen einzuschulen. Beide Einrichtungen halten diese Lösung für machbar. Deswegen hat die Verwaltung dem Gemeinderat vorgeschlagen, dieser Variante auch zuzustimmen. Damit man die Anmeldungs-Wünsche der Ottendorfer Eltern erfüllen kann.

Allerdings stieß diese Idee nicht bei allen Gemeinderäten auf Begeisterung. So bezweifelte Birgit Pfützner (FDP), dass die Bildungsagentur diesem Vorhaben ihren Segen erteilen würde. Auch Linken-Gemeinderat René Edelmann sprach sich eher dafür aus, einige der Schüler nach Medingen zu schicken. Der generelle Lehrermangel in Sachsen kam ebenfalls zur Sprache. Denn eine weitere Klasse benötigt logischerweise auch neue Lehrer.

Doch letztlich entschied der Gemeinderat mehrheitlich, die Lösung mit drei ersten Klassen anzustreben. Nun müssen noch die Bildungsagentur, das Kultusministerium und das Landesjugendamt der Variante zustimmen. Dann muss die Verwaltung gemeinsam mit Hort und Grundschule, die organisatorischen und baulichen Vorbereitungen treffen, um drei Klassen in der Grundschule betreuen zu können. Gibt allerdings eine der drei Behörden nicht ihre Zustimmung zu dem Vorhaben, muss der Gemeinderat erneut zu dem Problem tagen.