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Platz ist in Niesky Luxus

In Niesky ein Haus zu finden, ist sehr schwer. Immer mehr Familien weichen deshalb auf die Nachbarorte aus.

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© André Schulze

Von Sabine Ohlenbusch

Ein kalter Februarmorgen in Horka. In der Grundschule sitzen die Klassen und lernen, in Sichtweite davon amüsieren sich die Kleineren auf dem Rodelhügel am Kindergarten. „Wir haben uns für Horka entschieden, weil hier beide Kindereinrichtungen so nah sind“, erzählt Claudia Wieltsch. Die junge Mutter steht kurz davor, mit ihrer Familie in den Ortskern zu ziehen. Ihr beiden Töchter werden dann hier aufwachsen.

Eigentlich haben sie und ihr Mann nicht geplant, ein Haus in Horka zu kaufen. Claudia Wieltsch leitet in Niesky das Konrad-Wachsmann-Haus. Deshalb sind sie ein Jahr lang hier auf der Suche nach einem Eigenheim gewesen. Schon als sie diese Stelle im Jahre 2014 angetreten hat, hat das Paar ohne Erfolg in Niesky nach einer großen Wohnung für die Familie gesucht. Damals haben sie sich für Görlitz entschieden.

Gesucht hat Familie Wieltsch über den Makler Sven Staub von der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien. Er hat ihnen auch den Rat gegeben, sich außerhalb der Großen Kreisstadt zu orientieren. Denn der Markt für Einfamilienhäuser in Niesky ist sehr eng. „Die Nachfrage ist da, es gibt eher zu wenig Angebot in Niesky“, sagt Sven Staub. „Wir bräuchten mehr Häuser, die wir anbieten können.“

Die Sparkasse hat diesen Bedarf erkannt und seit Sommer des vergangenen Jahres außer Sven Staub aus Weißwasser mit David Kruse einen Zuständigen für Niesky. Sven Staub ist seit 2010 auch in Niesky unterwegs. In dieser Zeit hat sich aus seiner Sicht die Nachfrage nach Eigenheimen in Niesky vergrößert. „Wir sehen die Entwicklung an steigenden Verkaufszahlen“, sagt er, „am stärksten ist die Nachfrage bei Einfamilienhäusern.“ In der Lage wie der Familie Wieltsch befinden sich also immer wieder junge Familien.

Häufig würden in Niesky bestehende Immobilien innerhalb der Familie oder des Freundeskreises vermittelt. Oder die neuen Besitzer stammen sogar aus derselben Straße. „Niesky ist ein klassisch umkämpfter Markt“, kommentiert Sven Staub. Außenstehende haben oft das Nachsehen. Besonders zu beobachten sei das im Falle der Holzhaussiedlungen, sagt Claudia Wieltsch. Alle der fast 100 Häuser sind bewohnt und werden größtenteils innerhalb der Familien weitergegeben.

Sie selbst hat sich dagegen entschieden, Jagd auf eines der Holzhäuser zu machen. „Platz ist unser Luxus“, sagt sie. Den hat die Familie in Horka gefunden: Ihr neues Haus bietet über 150 Quadratmeter Wohnfläche auf einem rund 1 300 Quadratmeter großen Grundstück. Besonders die freie Fläche gibt es in der Stadt nicht. Dafür haben sie und ihr Mann einen fünfstelligen Betrag bezahlt. Seit September wird das Haus renoviert und als Einzugstermin steht Mitte Februar fest.

In Niesky haben sie dieses Preis-Leistungsverhältnis vergeblich gesucht. Das bedeutet aber nicht, dass die Preise in der Stadt sprunghaft explodiert sind. Der Anstieg ist laut Sven Staub merklich, aber nicht übermäßig stark ausgeprägt. Wer ein Haus zu einem Kaufpreis im fünfstelligen Bereich sucht, müsse in zentralen Lagen noch einiges in die Renovierung investieren. Und wenn Käufer genaue Vorstellungen haben, kann es auch mal teuer werden: „Wir haben teilweise schon Spitzenpreise erzielt, weil das Angebot derartig verknappt ist“, sagt Sven Staub.

Junge Familie und Paare im besten Alter wollten derzeit gleichermaßen in Wohneigentum investieren. Heimkehrer in die Lausitz spielen ebenso herein wie die Generation darüber, die an ihre Altersvorsorge denkt.

Aber auch wer nicht kaufen will, sondern eine Wohnung über 80 Quadratmeter zur Miete sucht, hat es in Niesky schwer. Die städtische Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft bietet momentan keine solche Wohnung an. „Wir haben einfach nicht sehr viele große Wohnungen“, sagt Prokuristin Ramona Brückner. Aber selbst wenn es in Niesky selbst nicht klappt: In der Nähe der Stadt können Familien fündig werden. Sven Staub wirbt dafür, nicht zu gering zu schätzen, was die kleineren Orte bieten. „Wir haben tolle Wohnorte, das wird in der Region manchmal nicht so gesehen“, sagt er.