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Platz für Wohnhäuser

Wo einst sowjetische Panzer rollten, könnten bald etliche Einfamilienhäuser stehen – mitten in der Stadt.

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© Sebastian Schultz

Von Christoph Scharf

Riesa. Zentraler geht es in Riesa kaum. Gleich neben der Arbeitsagentur ist Platz für ein neues Wohngebiet entstanden. Von hier zum Bahnhof ist es nur ein fünfminütiger Fußweg. Ein Supermarkt liegt gleich auf der anderen Straßenseite, der nächste 300 Meter weiter Richtung Riesenhügel. Auch Ärzte, Apotheken, Elbgalerie sind ohne Auto zu erreichen. Ideal, findet Uwe Hecht vom benachbarten Renault-Autohaus. Der Gesellschaft, die das Autohaus betreibt, gehört auch ein großer Teil des benachbarten Areals, knapp 10 000 Quadratmeter. Den gab es beim Kauf des Autohaus-Geländes damals quasi im Paket dazu, erinnert sich der Riesaer.

Denn die Fläche, die bald zehn bis zwölf Eigenheime beherbergen könnte, war nicht ganz ohne: Viele Jahrzehnte lang wurde sie militärisch genutzt. Dort stand eine Kaserne aus Vorkriegszeiten, die nach 1945 die Rote Armee für sich beanspruchte. Viele Riesaer erinnern sich noch an die langen Panzerkolonnen, die an manchen Tagen aus dem abgeriegelten Viertel rollten. „Gefühlt waren das 100 Panzer am Stück“, sagt Uwe Hecht, der das miterlebt hat. Andere Riesaer wie Ex-Handwerksmeister Kurt Hähnichen erinnern sich vor allem an die Posten, die von der Roten Armee an wichtigen Kreuzungen aufgestellt wurden und dort den Verkehr zu regeln hatten. „Die armen Kerle standen oft zwei Tage lang an derselben Stelle – so schlecht versorgt, dass manch Riesaer denen was zu Essen brachte“, sagt Kurt Hähnichen.

Ein Berg von Trümmern

Das alles ist längst Geschichte – und nun ist es auch das Kasernengebäude an der Kasernenstraße. Während der Eigentümer des Teilstücks Richtung Ölwerk seine Bauwerke schon 2015 abreißen ließ (SZ berichtete), hat nun der Eigentümer des Areals Richtung Arbeitsagentur nachgezogen. Mit einem Unterschied: Auf der einen Seite liegt inmitten von Unkraut noch ein bunt gemischter Berg aus Steinen, Balken, Ziegeln. Auf der anderen Seite ist das Areal planiert und umrahmt einen Hügel aus säuberlich zerkleinertem Bauschutt. „Das haben wir vorschriftsmäßig mit dem Brecher gemacht und Holz und Asbest zuvor beseitigt“, sagt Uwe Hecht. Der Abriss erwies sich als nicht ganz ohne: Massive Splitterschutzdecken hätten deutlich gezeigt, dass es sich um ein militärisches Gebäude gehandelt hat. Immerhin: Die militärische Nutzung durch die Rote Armee kam an dieser Stelle offenbar ohne Altlasten aus. Während anderswo großflächig der Boden getauscht werden musste, weil jahrelang Öl oder Diesel versickerten, ergaben mehrere Beprobungen an der Kasernenstraße keine Belastungen. „Das lag daran, dass auf unserem Grundstück keine Werkstätten waren, sondern wohl die Kommandantur“, sagt der Autohändler.

Nun ist der Weg frei, die Fläche zu vermarkten. Dabei ist Uwe Hecht guter Dinge: Kaum gab es im Amtsblatt einen ersten Hinweis über mögliche Bauflächen an der Kasernenstraße, habe es schon sehr viele Nachfragen gegeben. „Sonst gibt es ja kaum noch welche in Riesa“, sagt Uwe Hecht. „Und außerdem ist das hier doch quasi die neue Mitte von Riesa.“ Immerhin habe sich das Viertel zuletzt sehr gut entwickelt: Das Volkshaus wird saniert, Plattenbauten wurden zurückgebaut, Straßen ausgebaut. Die wenige Meter entfernt liegende B 169 liegt in einer Senke und sei deshalb kaum zu hören.

Grundstücke bis 1 000 Quadratmeter

Doch warum hat es so lange gedauert, bis sich an der Kasernenstraße etwas getan hat? Laut den Eigentümern gab es keine Fördermittel für den aufwendigen Abriss – auch wenn man lange drauf gehofft hatte. So müssen die Kosten beim Verkauf wieder reinkommen. Laut Uwe Hecht gibt es einen potenziellen Investor, der sich für das komplette Areal investiert – das sei aber noch offen. Die andere Variante wäre, die knapp 10 000 Quadratmeter in Bauflächen zu zerlegen, die zwischen 600 Quadratmeter und knapp 1 000 Quadratmeter groß sein können. Der Preis dafür ist ebenfalls noch offen, soll aber „stadtüblich“ sein.

Kontakt für Interessenten: [email protected]