Merken

Platz für Asylheim in Neustadt

Der Landkreis könnte an der Werner-von-Siemens-Straße Container aufstellen. Doch noch fehlt das Wichtigste.

Teilen
Folgen
NEU!
© Marko Förster

Von Katarina Gust

Neustadt. Keine vier Wochen mehr, dann werden die letzten Asylbewerber aus dem Wohnheim an der Kirschallee in Langburkersdorf ausgezogen sein. Bis spätestens 31. Oktober muss das Objekt leer und die rund 125 Flüchtlinge müssen an andere Kommunen im Kreis verteilt sein. Der Grund ist die geplante Revitalisierung des angrenzenden Industriegebietes. Rund sieben Millionen Euro sollen in das Projekt investiert werden, das die Kirschallee zu einem neuen Gewerbestandort entwickeln will. Auch das Grundstück, auf dem das jetzige Asylheim steht, ist von den Plänen betroffen. Die Gebäude werden zum Jahresende abgerissen.

Neustadt verliert damit sein Asylbewerberheim – derzeit das Einzige im Altkreis Sebnitz. Die Situation könnte sich jedoch schnell wieder ändern. Denn eine neue zentrale Unterkunft für Asylbewerber in Neustadt ist nun im Gespräch (SZ berichtete). Die Kommune hat dem Landkreis ein Angebot gemacht. „Wir haben auf Anfrage des Kreises nach geeigneten Flächen gesucht“, erklärt Neustadts Bürgermeister Peter Mühle (NfN). Landrat Michael Geisler (CDU) sei dafür persönlich nach Neustadt gekommen. Daraufhin hätten sich Mitarbeiter des Bau- und Ordnungsamtes sowie Mühle selbst zusammengesetzt und nach Objekten beziehungsweise Grundstücken gefahndet.

Keine leichte Aufgabe für die Kommune, die in den letzten Jahren mehrere Brachen und leer stehende Gebäude, meist aus Zeiten des Landmaschinenkombinates Fortschritt, abgerissen hat. Neustadt ist dennoch fündig geworden. Ein leer stehendes Grundstück an der Werner-von-Siemens-Straße im Gewerbegebiet sei für eine größere Unterkunft geeignet. Das Flurstück ist länglich geschnitten. Und damit nicht ideal, um es an potenzielle Gewerbebetriebe zu verpachten, die sich hier ansiedeln wollen. Die Fläche sei jedoch groß genug, um eine Flüchtlingsunterkunft zu schaffen. Auch die Lage sei gut. Wenige Hundert Meter von dem möglichen Standort entfernt befindet sich eine Bushaltestelle. Es gibt einen Gehweg. Auch Einkaufsmöglichkeiten sind fußläufig zu erreichen. Gleiches gilt für die Innenstadt. „Der Standort muss zumutbar sein, und das ist er“, sagt Bürgermeister Mühle.

Pachtvertrag steht noch aus

Das Grundstück ist zudem erschlossen. Es müssten nur wenige Bauarbeiten und Maßnahmen getroffen werden, um hier Unterkünfte für Flüchtlinge zu errichten. Ob in Form von Containern oder Leichtbauhäusern, sei jedoch noch völlig offen. Genau wie die Frage, ob der Landkreis die Fläche überhaupt nutzen möchte. „Noch ist kein Pachtvertrag unterschrieben“, erklärt der Ratschef. Er geht jedoch davon aus, dass der Landkreis das Angebot annehmen wird. Peter Mühle hofft, diese Frage in den nächsten Wochen klären zu können. Für ihn steht dabei schon fest, wie viele Flüchtlinge in dem möglichen neuen Asylheim unterkommen werden. Eine Kapazität von maximal 200 Bewohnern soll die zentrale Unterkunft haben. Das wären etwa 60 Plätze mehr, als das Asylheim an der Kirschallee hat.

Für das mögliche neue Heim wäre dann die landkreiseigene Gesellschaft GVS zuständig. Diese würde die Unterkunft errichten, einschließlich Zaunanlage. Die Gesellschaft würde die Leitung des Standortes, das Wachpersonal, die Versorgung sowie die Überwachung der Ein- und Ausgänge organisieren. Eine Struktur, die es so im Landkreis noch nicht gibt. Über die Gesellschaft würde auch die Belegung gesteuert. Sie wäre künftig zuständig für die Ordnung und Sicherheit in dem Objekt und auf dem dazugehörigen Grundstück.

Nur Lösung auf Zeit

Peter Mühle geht davon aus, dass das neue mögliche Asylheim nur eine Lösung auf Zeit ist. Angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen müsse der Landkreis jetzt schnell zusätzliche Unterkünfte finden. Wenn sich diese Situation wieder entspannt, seien wohl auch zentrale Unterkünfte nicht mehr nötig.

„Bei der Unterbringung von Flüchtlingen muss jede Kommune einen Beitrag leisten“, fordert Mühle von sich selbst und den anderen Städten und Gemeinden im Kreis. Durchsetzen müsse das jedoch der Landkreis. Neustadt hätte bei diesem Thema den richtigen Weg für sich gefunden. Man sei von sich aus auf den Landkreis zugegangen und hätte die Suche aktiv unterstützt.