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Plan für neue Straßenbahnstrecken steht

Mehr als 200 Millionen Euro für zwei neue Routen: Im kommenden Jahr planen die Verkehrsbetriebe den Baustart.

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© Visualisierung: Virtual-Architects

Von Tobias Winzer

Es ist eines der größten Verkehrsprojekte nach der Wiedervereinigung: Um überfüllte Buslinien zu entlasten, wollen die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) zwei neue Straßenbahnstrecken bauen. Die Planungen für das Millionenprojekt „Stadtbahn 2020“ gehen nun in die heiße Phase.

Das Projekt: Straßenbahn für Studenten und Pendler

Die Buslinie 61, die heute auf der Strecke zwischen Löbtau, Strehlen und Striesen unterwegs ist, kommt an die Belastungsgrenze – vor allem wegen der steigenden Studentenzahlen. Deshalb wollen die DVB auf der Strecke von der Kesselsdorfer Straße über die Nossener Brücke, die Nürnberger Straße, den Zelleschen Weg bis zum Wasaplatz eine Straßenbahnstrecke bauen. Der Vorteil: In die Bahnen passen viel mehr Menschen. Zudem sind die Fahrgäste bequemer unterwegs. Fünf Kilometer lang soll die neue Strecke insgesamt sein. Anspruchsvollster Abschnitt wird der Neubau der Nossener Brücke. Das alte Bauwerk aus den 60er-Jahren ist marode.

Eine steigende Nachfrage spüren die Verkehrsbetriebe auch auf der Verbindung zwischen Bühlau und Weißig, die heute ebenfalls von der Buslinie 61 angefahren wird. Die Einwohnerzahlen in Weißig sind seit der Wiedervereinigung von 1.700 auf aktuell 5.700 gestiegen. Die Neubaustrecke, die vom Ullersdorfer Platz durch Bühlau und dann nördlich neben der B 6 nach Weißig führen soll, ist rund 3,5 Kilometer lang.

Vorerst auf Eis gelegt sind die Pläne für eine Straßenbahntrasse nach Plauen – ursprünglich das dritte Neubau-Projekt im Stadtbahn-Programm. Der Grund: Der Freistaat will dafür keine Zuschüsse zahlen. Langfristig wollen die DVB die Strecke aber auf jeden Fall bauen.

Der Zeitplan: Bauarbeiten sollen Ende des kommenden Jahres starten

Am weitesten fortgeschritten sind die Planungen für die Strecke Löbtau-Strehlen. Die DVB haben die Trasse in vier Teilabschnitte unterteilt. Für den Startpunkt, die Zentralhaltestelle Kesselsdorfer Straße, laufen derzeit die Feinplanungen. Unter anderem entwickeln Architekten derzeit eine große Dachkonstruktion, die trockenes Umsteigen von Bus zu Bahn sichern soll. Voraussichtlich im Sommer 2016 starten die Bauarbeiten. Komplizierter sind die Planungen für die neue Nossener Brücke – auch, weil dafür Abstimmungen mit der Deutschen Bahn nötig sind. Demnächst soll der Stadtrat darüber entscheiden, ob auf der Brücke eine zusätzliche Umsteigehaltestelle zur S-Bahn eingerichtet wird. Das Bauprojekt würde dadurch aber um 3,5 Millionen Euro teurer. Anfang 2018 sollen die Bauarbeiten beginnen.

Voraussichtlich zum Jahresende entscheidet der Stadtrat über den dritten Abschnitt vom Zelleschen Weg über die Caspar-David-Friedrich-Straße bis zum Wasaplatz. Die DVB wollen ihre Straßenbahnen künftig auf dem begrünten Mittelstreifen des Zelleschen Weges entlangführen. In der Caspar-David-Friedrich-Straße teilen sich Autos und Straßenbahnen eine Spur. Für spätestens Ende 2017 ist der Baustart geplant. In greifbarer Nähe ist der Baubeginn in der Oskar- und Tiergartenstraße. Die DVB wollen ihre Gleise von der Wasa- auf die Oskarstraße verlegen und dadurch am S-Bahn-Haltepunkt Strehlen eine neue Umsteigeverbindung schaffen. Ende 2015 sollen die ersten Arbeiten beginnen.

Bei der Strecke Bühlau-Weißig stecken die DVB hingegen noch mitten in den Vorplanungen. Noch ist unklar, wie genau die Straßenbahnen durch die engen Straßenschluchten von Bühlau und Weißig geführt werden können. Auch der Ullersdorfer Platz ist ein Problem. Die DVB wollen ihn umbauen und erwägen nun sogar, die Gleisschleife etwas Richtung Weißig an die Rossendorfer Straße zu verlagern. Voraussichtlich Anfang 2015 soll der Stadtrat über die Vorplanung abstimmen.

Die Fertigstellung der beiden Stadtbahnprojekte ist für 2020 vorgesehen. Aus DVB-Sicht ist Eile geboten, weil nur noch bis 2019 mit Fördermitteln aus einem Bundesprogramm zu rechnen ist.

Die Kosten: Die Hälfte des Geldes wird in neue Brücke investiert

Das mit Abstand teuerste Einzelbauwerk ist die Nossener Brücke. Der Abschnitt, in dem sich auch die Nürnberger Straße befindet, kostet allein 111 Millionen Euro. Insgesamt kalkulieren DVB und Stadt mit 185 Millionen Euro für den Streckenneubau von Löbtau nach Strehlen. Durch Fördermittel vom Bund und vom Freistaat sollen die Kosten auf rund 70 Millionen Euro sinken. Weil die Vorplanungen noch nicht abgeschlossen sind, gibt es für die Strecke Bühlau-Weißig noch keine konkrete Kostenschätzung. Die DVB rechnen mit einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag.