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Plan B für den Plossen

Anwohner und Bürgerinitiative versuchen, den Ausbau der Plossenkurve zu verhindern. Sie werfen der Stadt Arroganz vor.

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© Claudia Hübschmann

Von Tim Blumenstein

Meißen. Zusammen sitzen sie an einem Tisch im Meißner Kulturverein: Meißner Bürger, Anwohner und Vertreter der Initiative „Bürger für Meißen - Meißen kann mehr“. Sie alle eint der Ärger über den geplanten Ausbau der engen Haarnadelkurve auf dem Meißner Plossen. Geht es nach den Plänen von Stadt und Land, sollen künftig mehr Lkw und Schwerlasttransporter über den Plossen in Richtung Altstadt rollen. Erst am vergangenen Mittwoch blockierte ein Sattelschlepper die Plossenkurve für gut eine Stunde und sorgte für erhebliche Verkehrsbehinderungen.

Seit Jahren Gegenstand kontroverser Diskussionen: die Plossenkurve in Meißen. Die Unterschriftslisten für den Einspruch liegen jeweils samstags im Rittergut, Siebeneichen 4, aus. Alternativ kann man auch selbst unter kontakt@buerger-meissen.de eine Unters
Seit Jahren Gegenstand kontroverser Diskussionen: die Plossenkurve in Meißen. Die Unterschriftslisten für den Einspruch liegen jeweils samstags im Rittergut, Siebeneichen 4, aus. Alternativ kann man auch selbst unter [email protected] eine Unters © Claudia Hübschmann

Auch von einer geplanten Umleitungsstrecke durch den Schlosspark Siebeneichen ist mittlerweile die Rede. Dagegen will die Bürgerinitiative nun vorgehen. Zusammen mit den Anwohnern versuchen sie möglichst viele Unterschriften zu sammeln , um gegen die im Planfeststellungsverfahren festgehaltenen Schritte Einspruch einzulegen. Und die Gelegenheit dazu scheint günstig. Bereits vom 27. Februar bis 27. März konnten die Baupläne im Bürgerbüro der Stadt eingesehen werden. Durch ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in einer ähnlichen Sache mussten die Pläne jedoch überarbeitet werden. Grund dafür waren Unzulänglichkeiten bezüglich der Umweltverträglichkeit. Vom 26. Juni bis einschließlich 26. Juli können sich die Bürger nun erneut mit den überarbeiteten Plänen befassen. Durch die derzeitige Auslage wurde auch die Frist für Einsprüche verlängert. Diese Chance will die Bürgerinitiative nun nutzen.

In der Diskussionsrunde am Mittwochmorgen haben die Initiatoren und Anwohner ihre Bedenken geäußert und Forderungen an die Entscheidungsträger von Stadt und Land formuliert. Walter Hannot – Mitbegründer der im April gegründeten Bürgerinitiative – kritisiert vor allem, dass „erst politische Fakten geschaffen werden und dann kommuniziert wird.“ Demnach wurden die Bürger im Planungsprozess vollkommen außer Acht gelassen. Zwar befürwortet die Initiative eine Sanierung der Plossenstrecke, jedoch nicht in der geplanten Dimension. Mit über elf Metern Breite soll sich die S 177 künftig den Hang hinauf schlängeln. Neben dem beidseitigen Fahrbahnausbau für Lkws und Schwerlasttransporter ist zusätzlich eine Spur für Radfahrer geplant. Der ohnehin schon staugeplagte Neumarkt werde dadurch zusätzlich belastet, so Hannot.

Auch habe das Lasuv weder eine konkrete Verkehrszählung noch die Messung von Feinstaubwerten an der entsprechenden Stelle in den Plänen verankert. Um den Lastverkehr aus der Stadt zu halten, seien neue Pläne notwendig, da ist man sich in der Diskussionsrunde einig. Für die Anwohner auf dem Plossen stellt die geplante zweijährige Vollsperrung ein besonderes Ärgernis dar. Die Anfahrt von Rettungsfahrzeugen und der Müllabfuhr wäre durch die Baustelle nicht möglich. Daher sei eines der vier Szenarien des Planfeststellungsverfahrens eine geteerte Strecke durch den Schlosspark Siebeneichen zu bauen, um die Vollsperrung zu umgehen, so Hannot. Frank Thieme, Anwohner in Siebeneichen, sieht dadurch die Tierwelt des Naturschutzgebiets in Gefahr. Der seltene Eisvogel und Milane brüten in dem Gebiet. Auch die kleine Hufeisennase – eine Fledermausart – ist dort heimisch und zieht ihren Nachwuchs groß. Mit der geplanten Umgehungsstraße zeige die Stadt wieder mal ihre „Arroganz“ gegenüber den örtlichen Erholungsgebieten, so Thieme.

Generell sei bei den Bürgern der Eindruck entstanden, dass die Stadt sich kaum ernsthaft mit den Sorgen ihrer Einwohner in der Bausache auseinandersetzt und die Pläne des Lasuv einfach durchwinkt. Auch Andreas Graff (Die Linke), der als einziger Stadtrat vor Ort war, kritisiert das Vorgehen der Stadt. So wurde noch in der Juniausgabe des Amtsblatts der 9. August als Fristende für Einsprüche angegeben. Ohne die Bürger oder die Medien zu informieren, wurde das Datum nachträglich auf den 28. August verlegt. Genau bis zu diesem Tag bleibt den Plossenanwohnern und der Bürgerinitiative noch Zeit Unterschriften zu sammeln.