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Pirnas neue schönste Ecke

Viele Besucher zog es am Sonnabend in die Breite Straße 2. Sie wollten sehen, was aus Steuermillionen wurde.

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© Daniel Förster

Pirna. Canaletto ging voran und viele folgten. Am Sonnabend besetzten mit historischen Kostümen ausgestattete Mitglieder des Heimatspiels „Der Retter“ die Straßenkreuzung Breite Straße/Bundesstraße 172 in Pirna. Sie wollten eines der elf Pirnaer Veduten von Canaletto (Bernardo Bellotto) nachstellen. Der weltberühmte Maler hatte das Haus Mitte des 18. Jahrhunderts festgehalten. Darauf war auch eine Postmeilensäule zu sehen, deshalb brachten die Retter gleich noch eine Attrappe mit auf die sonst vielbefahrene Kreuzung.

Dicht belagert war der Innenhof des sanierten Gebäudekomplexes beim Tag der offenen Tür am Sonnabend.
Dicht belagert war der Innenhof des sanierten Gebäudekomplexes beim Tag der offenen Tür am Sonnabend. © Daniel Förster
Sachsens Innenminister Markus Ulbig war einer der vielen Besucher, er schaute sich unter anderem das Depot fürs Stadtmuseum an.
Sachsens Innenminister Markus Ulbig war einer der vielen Besucher, er schaute sich unter anderem das Depot fürs Stadtmuseum an. © Daniel Förster
Gebaut wird auch an den Nachbarhäusern der Breiten Straße 2.
Gebaut wird auch an den Nachbarhäusern der Breiten Straße 2. © Daniel Förster

Der Grund für die Nachstellung war die Einweihung des sanierten Baudenkmals Breite Straße 2. Auch Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) wollte sich anschauen, was mit mehr als 2,6 Millionen Euro Fördermitteln von Bund und Freistaat in Pirna geschaffen worden ist. Neben den Millionen aus der Städtebauförderung hatte die Stadt als Eigentümer der Immobilie Breite Straße 2 weitere rund 800 000 Euro zu den Gesamtbaukosten beigesteuert. Am Sonnabend wurde der sogenannte alte Posthof eingeweiht. „Die heutige Einweihung ist das freudige Ergebnis einer der größten städtebaulichen Herausforderungen der Stadt“, sagte der Minister.

Er weiß das sehr genau. Denn schon zu der Zeit, als er noch Oberbürgermeister von Pirna war, ist das historische Gebäude ein Problemfall gewesen. Der seit 1990 leer stehenden Ruine drohte der Verfall. Nach innen hin bröckelten schon einige Wände. An so prominenter Stelle an der Bundesstraße war der Zustand des denkmalgeschützten Hauses jedem äußerst präsent. Vor zwei Jahren gab es den Startschuss zur Rettung. Seitdem wurde geplant und gebaut. Von den Schwierigkeiten berichteten am Wochenende die Architekten den Besuchern. Im Hof haben sie einen historischen Laubengang wieder entstehen lassen. Die Innenräume wirken recht modern. Viel Altes war nicht mehr vorhanden, erklärten die Bauexperten.

Eine von vier Ausnahmen

Die Fassade am älteren Gebäudeteil entlang der Breiten Straße sowie dem Eckbereich zur Königsteiner Straße hat ihre historische spätbarock-illusionistische Fassung zurück. Der historische Komplex wurde im 15./16. Jahrhundert grundlegend erbaut und ist deshalb von besonderer Bedeutung. Noch heute sind mittelalterliche Elemente im Keller erhalten.

Voraussetzung für die Fördervereinbarung zwischen Stadt und Freistaat war, dass das Gebäude eine Nutzung bekommt. Zur Sanierung des Hauses kam ein Neubau im Innenhof dazu, der künftig vom Stadtmuseum Pirna als Depot genutzt wird. Dafür wurden schon länger geeignetere Räumlichkeiten als die bisherigen gesucht. In die alten Gebäudeteile zieht die Stadtentwicklungsgesellschaft mit ihren Büros ein. Die hohe Förderung ist eine Ausnahme, die es in Sachsen bisher nur bei vier Projekten gab, heißt es. Allesamt waren es denkmalgeschützte Objekte, für die es keine andere Möglichkeit gab, sie zu sanieren und zu erhalten.

Den Reaktionen beim Tag der offenen Tür nach, hat sich der Aufwand gelohnt. Für manchen Besucher zeigt sich das Gebäude von außen jetzt noch schöner als es Canaletto in seinem Gemälde „Die Breite Gasse in Pirna“ verewigte. (SZ/gk, df)