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Pirnaer Trainerlegende ist tot

Klaus Müller führte Leichtathleten zu Landes- und Welterfolgen. Am Donnerstag starb er mit 74 Jahren.

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© Archiv: Daniel Förster

Von Wolfgang Vogt

Pirna. Klaus Müller hat sein ganzes Leben lang gekämpft – und sehr oft auch gewonnen. Den Kampf mit der heimtückischen Krankheit konnte er nicht gewinnen. Nun hat sein Herz kurz vor dem 75. Geburtstag am Donnerstagmorgen aufgehört, zu schlagen. Man ist einfach nur traurig, zugleich aber auch froh, einen nicht unerheblichen Teil des Weges mit ihm gemeinsam gegangen zu sein. Klaus Müllers Name wird immer verbunden sein mit der Entwicklung der Leichtathletik in der Stadt Pirna, in der Region, in Sachsen und in Deutschland. Viele Generationen junger Aktiver haben durch ihn den Weg zu dieser schönen Sportart gefunden, das Einmaleins von Lauf, Sprung und Wurf erlernt, viele hat er auch zum Erfolg geführt. Über Jahrzehnte war er der Erste, der früh ins Stadion kam, und abends der Letzte, der es wieder verließ.

Seit den 1960er-Jahren war Klaus Müller als Übungsleiter und Trainer tätig, war Sektionsleiter Leichtathletik der BSG Fortschritt Pirna und gehörte dem Kreisfachausschuss Leichtathletik an. Als stellvertretender Vorsitzender, Sportwart und Verantwortlicher für Wettkampforganisation hat er schon frühzeitig Maßstäbe gesetzt. Er führte zu DDR-Zeiten Athleten wie Ramona Neubert, Ute Richter, Carsten Petters und Ellen Kießling in die damalige Kaderschmiede des SC Einheit Dresden, wo sie ihre große Sportlerkarriere starteten. Wer Klaus Müller kennt, weiß, dass er oft unbequem war, sich auch gegen viele Widerstände durchsetzte, wenn er von einer Sache überzeugt war. Das hat ihm nicht überall nur Freunde beschert. Auch mit den Jahren ist er nicht ruhiger geworden. Mit der Wende hat der am 16. November 1941 Geborene noch einmal richtig Fahrt aufgenommen, gründete im Juni 1990 mit vielen Gleichgesinnten den Leichtathletiksportverein Pirna, den er in die Spitze der sächsischen Leichtathletikvereine führte. Die Veranstaltungen im Leichtathletikstadion „Am Kohlberg“, die unter seiner Regie durchgeführt wurden, sind legendär. Ein besonderer Höhepunkt war der Schüler-Länderkampf 1998.

Der Umbau des Stadions zu einer modernen Leichtathletikanlage ist zum größten Teil seiner Beharrlichkeit zu verdanken. Viele Türen waren zu öffnen, zahlreiche Gespräche zu führen, Widerstände zu überwinden, bis seine Vision Wirklichkeit wurde. Zehn Jahre führte er den Verein, bevor er die Leitung an einen seiner ehemaligen Sportler weitergab. Auch danach noch kümmerte er sich mit Akribie um die Finanzen des Vereins. In der Zwischenzeit hatte Klaus Müller eine weitere wichtige Funktion im Sport übernommen. Von 1993 bis 1998 war er Präsident des Kreissportbundes Pirna-Sächsische Schweiz und kümmerte sich um die sportliche Entwicklung im gesamten Landkreis. Ein besonderer Höhepunkt in dieser Zeit war das „Trimm“-Festival 1997, an dem sich an einem Wochenende in Pirna gut 20 000 Bürger sportlich betätigten.

Auch als Trainer setzte er noch einmal Maßstäbe mit der Gründung des Pirnaer Laufteams. Wolfram Müller, René Herms und Franek Haschke machten Pirna nicht nur in Deutschland bekannt. Es war seine erfolgreichste Zeit als Trainer. Zahlreiche deutsche Meistertitel sowie die Teilnahme seiner Schützlinge an Europa- und Weltmeisterschaften sprechen eine deutliche Sprache. Höhepunkt war die Olympiateilnahme des leider viel zu früh verstorbenen René Herms 2004 in Athen. Die Lücke, die Klaus Müller hinterlässt, wird kaum zu schließen sein. Seine großen Verdienste wurden mit der Ehrenplakette des Landessportbundes Sachsen, des Leichtathletikverbandes Sachsen und des Kreissportbundes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge gewürdigt. Erst im letzten Jahr wurde er anlässlich 25 Jahre LSV Pirna zum Ehrenmitglied seines Vereins ernannt.

Der Autor dieses Beitrags, Wolfgang Vogt, ist Medienbeauftragter des Kreissportbundes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge