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Pirna reicht die goldene Luftpumpe weiter

402 Pirnaer sind in den letzten drei Wochen 96.369,2 Kilometer geradelt. Nun ist Dresden dran.

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© René Meinig

Von Heike Sabel

Pirna. Die Dresdner kommen etwas später. Dafür haben sie Kaffee im Fahrradanhänger. In Kleinzschachwitz warten die Pirnaer am Sonnabendvormittag auf die Radler aus der Nachbarstadt. Hier am Elberadweg an der Dresdner Stadtgrenze zu Heidenau endet für die Pirnaer das dreiwöchige Stadtradeln. Nun beginnt der Fahrradwettbewerb für die Dresdner.

Pirnas Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke (parteilos) ist vom Markt mit einer kleinen Gruppe von reichlich zehn Teilnehmer die zwölf Kilometer nach Kleinzschachwitz geradelt. Hanke hat in den vergangenen Wochen etwa 150 Kilometer zum Pirnaer Ergebnis beigetragen. Zum Zeitpunkt der Übergabe steht städtische Zähler bei 96 369,2 Kilometern, er hat sich damit mehr als doppelt so weit gedreht wie erwartet. Denn an der bundesweiten Radel-Aktion hat Pirna zum ersten Mal teilgenommen. Selbst erklärtes Ziel der Organisatoren war es, mehr als 40 000 Kilometer zusammenzubekommen.

Insgesamt 402 Leute in 30 Teams sind mitgeradelt und haben so fast 14 000 Kilogramm Kohlendioxid gespart – verglichen damit, wenn sie die Strecke mit dem Auto gefahren wären. Die meisten Kilometer schafften die 45 Radler im Zweirad-Gollmann-Team:  18 538. Da sind knapp 412 Kilometer pro Person. Wichtiger als solche Zahlenspiele war den Teilnehmern aber das Zeichen, das die Stadtradel-Aktion setzt. Für Peter Caspar zum Beispiel ist das Radfahren eine Möglichkeit, die Pirnaer Baustellen zu umgehen. Seine rund 150 Kilometer in den drei Aktions-Wochen sind auch durch Touren am Saale-Radweg und durch die Königsbrücker Heide zusammengekommen.

Verbesserungsbedarf bei Radwegen

Am Stadtradeln 2018 nehmen 620 deutsche Kommunen teil, aus Sachsen nur fünf. Freiberg erradelte 124 665 Kilometer und Markkleeberg 49 806. Leipzig sammelt genau wie Dresden jetzt 20 Tage lang Kilometer. Für die Dresdner übernahm am Sonnabend Verkehrsbürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Bündnis 90/Grüne) den Pirnaer Staffelstab, den ihm Klaus-Peter Hanke in Form einer goldenen Luftpumpe übergab.

Ende September ist die seit 2008 durchgeführte Stadtradel-Aktion dann für dieses Jahr Geschichte. Die Radfahr-Wochen sind eine Kampagne des sogenannten Klima-Bündnis, einem Zusammenschluss von Städten, Gemeinden und Landkreisen zum Schutz des Weltklimas, dem nach eigenen Angaben über 1 700 Kommunen in 26 europäischen Ländern angehören. Das Pirnaer Stadtradeln wird auch von der Sächsischen Zeitung unterstützt.

„Eine schöne Aktion“, sagt Pirnas OB Hanke, der bei dieser Gelegenheit betont, dass sich die Bedingungen für Fahrradfahrer in Pirna aktuell weiter verbessert haben. Als Beispiele nennt er die Radfahrstreifen auf der Einstein-, Dippoldiswalder und Radeberger Straße. „Das ist ein guter Anfang“, sagt auch Stefan Thiel, der sich für das Radfahren in Pirna stark macht. Nun aber müsse für die Radfahrer insbesondere an Übergängen und Kreuzungen etwas getan werden, unter anderem an Kreisverkehren. Darauf wollte er mit der Teilnahme am Stadtradeln aufmerksam machen.

Klaus-Peter Hanke hofft in den nächsten Tagen auf einige Kilometer-Nachträge von Radlern. Bis Ende der Woche können die Teilnehmer ihre Listen noch vervollständigen. Die 100 000-Kilometer-Marke stünde Pirna gut, so der OB. Mehr Radwege und Rücksichtnahme auf Radfahrer auch, ergänzt Stefan Thiel.

Auf dem Rückweg von Kleinzschachwitz nach Dresden bzw. Pirna ist der Kaffeevorrat aufgebraucht. Dafür haben die Dresdner nun die goldene Luftpumpe im Gepäck – und die Pirnaer radeln weiter. Auch ohne Aktionswochen.