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Stadtmauer freigelegt

Zwischen Holdergasse und Schloss Sonnenstein wurde die Stadtbefestigung freigelegt – und eine alte Treppe wieder errichtet.

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© Egbert Kamprath

Von Christian Eissner

Auf diese Stufen sind die Bauleute zurecht stolz: Von der Holdergasse hinauf an den Canalettoweg ist ein historischer Treppenaufgang zum Schloss Sonnenstein neu entstanden. Entlang der alten Stadtmauer haben Arbeiter in den vergangenen Wochen den Schlossberghang gesichert, Stützmauern und Treppenstufen aus Sandstein gesetzt und die Stadtbefestigung zwischen der östlichen Altstadt und den Schlossbastionen wieder sichtbar gemacht. Hingucker ist der Stumpf eines Wachturms, der ebenso wie die drei Meter dicke Stadtmauer ein Stück weit aufgemauert wurde.

Dass an dieser Stelle einst eine Treppe die Altstadt mit dem Schloss verband, ließ sich zuvor kaum mehr erahnen. „Ich bin hier aufgewachsen, der Wald am Schlossberg war praktisch unser Kinderspielplatz“, sagt Pirnas Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke (parteilos). „Aber selbst ich kenne die Treppe nur noch als Fragment.“ Sie wiederherzustellen an dem lockeren und extrem steilen Hang war eine Herausforderung. Das Landschaftsbau-Unternehmen Mörbe aus Kubschütz bei Bautzen meisterte die Aufgabe mit Kraft und Köpfchen: Um Baumaterialien und kleine Maschinen überhaupt in den Hang zu bekommen, konstruierten die Arbeiter eine Stahlrampe von der Holdergasse aus. So konnten auch viele große Laubbäume in dem Bereich erhalten werden. Trotz der Rampe blieb am Ende viel Handarbeit beim Setzen der Mauern und der bis zu 100 Kilo schweren Treppenstufen. Geplant hat den Aufgang das Graupaer Landschaftsarchitekturbüro Prugger, die Gesamtkosten liegen bei rund 350 000 Euro.

So viel Aufwand und Geld für eine alte Treppe? Die Stadt sieht die Mühe absolut gerechtfertigt, zählt doch der Schlosshang mit seinen Terrassengärten und Aussichtspunkten zu Pirnas touristischen Highlights. Schön für Besucher ist, dass das Wegenetz zwischen Altstadt und Schloss immer dichter wird und bisher unentdeckte Aussichtspunkte zur Rast einladen. Ein bisschen allerdings müssen Spaziergänger noch warten. Die eigentlich am Donnerstag geplante Öffnung der Treppe muss um ein paar Tage verschoben werden, da noch nicht alle Geländer fertig sind.

Ist der Weg freigegeben, fließt hoffentlich auch wieder Wasser in den Brunnentrog am oberen Ende der Holdergasse. Mit dem Treppenbau wurde nämlich auch dessen Zuleitung aus den Quellen im Schlossberg erneuert.

Die Bauarbeiter ziehen unterdessen weiter. Aktuell wird der Abschnitt des Canalettoweges zwischen der neuen Treppe und dem Zugang zur Gedenkstätte Sonnenstein erneuert. Und bald soll auch der große Speicher von Pirnas historischer Trinkwasserversorgung, der sogenannte Pienitz-Behälter, saniert werden. Er befindet sich unweit der jetzt gesicherten Stadtmauer im Hang und soll, so der Plan, künftig bei Führungen besichtigt werden können.