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Physikstunde in 3D

Mit modernen Displays und superschnellen Leitungen gilt die Scultetus-Oberschule in Görlitz als Paradebeispiel für digitale Schule.

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© nikolaischmidt.de

Von Daniela Pfeiffer

Ruckzuck schwebt ein elektronischer Schaltkreis im Raum. So geht moderner Unterricht. Schüler Jonas Becker aus der 9 b der Görlitzer Scultetus-Oberschule steht an einem der neuen Displays und mit zwei, drei Klicks hat er den 3-D-Schaltkreis auch schon geschlossen. „Zwar sind Experimente gerade in Physik nach wie vor ein Schwerpunkt, aber Computeranimationen sind schon auch sehr hilfreich und anschaulich“, sagt Physiklehrer Her Pilz.

Die Digitalisierung hat in den Görlitzer Schulen längst Einzug gehalten, digitale Tafeln sind schon normal. Dennoch gibt es unter den Görlitzer Schulen mit der Scultetus-Oberschule einen absoluten Vorreiter. Am Mittwoch hat Schulleiter Frank Dörfer mit einer Festveranstaltung eine neue Stufe der Digitalisierung seiner Schule genommen. Zusammen mit Schülern und Unterstützern drückte er den roten Button, um eine Hochleistungsverbindung per Glasfaserkabel zum Rechenzentrum in die Jägerkaserne freizuschalten.

Damit geht das 1998 begonnene Projekt „Görlitzer Schulnetz“ zu Ende, das federführend Klaus-Dieter Schmidt, der Sachgebietsleiter Technik und Kommunikation bei der Stadt begleitete. Er sorgte dafür, dass inzwischen alle Schulen in Görlitz mit breitbandigen Datenleitungen versorgt, untereinander vernetzt und an das Rechenzentrum der Stadtverwaltung angeschlossen sind. Damit muss keine Schule Servertechnik selber vorhalten oder warten. Sieben Schulen sind über Glasfaserleitungen angeschlossen, haben also superschnelle Leitungen: Neben der Scultetus-Oberschule sind beide Gymnasien dabei, die Oberschule Innenstadt, die Grundschule Fischmarkt, die Oberschule Rauschwalde und die Grundschule Schulstraße. „Die Übertragungsraten liegen bei einem Gigabit pro Sekunde und können jederzeit vervielfacht werden“, sagt Klaus-Dieter Schmidt. Bei den übrigen Görlitzer Schulen sind es Richtfunkverbindungen mit Übertragungsraten von 100 bis 360 Mbit/s. Diese Richtfunkverbindungen sollen in den kommenden Jahren durch Glasfaserleitungen ersetzt werden. „Das sind sehr gute technische Voraussetzungen für die Digitalisierung in allen Schulen von Görlitz“, so Schmidt. „Auch sollte man wissen, dass die Datenleitungen der Stadt gehören und keine Benutzungsgebühren anfallen.“

Schulen wie die Scultetus-Oberschule wissen das zu nutzen. Hier wurden am Mittwoch auch 13 neue interaktive Displays gefeiert. Das ist quasi die nächste Generation interaktiver Tafeln. Solche hatte Dörfer für seine Schule gar nicht erst angeschafft – die technische Weiterentwicklung schon im Blick habend. Dörfer, der sich selbst als Informatiker mit Leib und Seele bezeichnet, kennt sich bestens aus, besuchte zudem 2013 mit dem Scultetus-Kollegium die Messe „Didacta“ in Köln und arbeitet in verschiedenen Arbeitsgruppen und Projekten des Kultusministeriums mit, die sich mit digitalem Unterricht befassen. Sein Abwarten sieht er jetzt in der neuen Ausstattung belohnt, die in seinen Augen „die Unterrichtsgestaltung um einen Quantensprung verbessert“.

Das sehen auch seine Schüler so. Richard Kauschinger etwa findet es spannend, dass es das Arbeitsheft in Mathe digital gibt und etwa die Hausaufgabenkontrolle übers Display erfolgt. „Aber auch die anderen Möglichkeiten sind toll, wenn wir in Geografie zum Beispiel Asien durchnehmen, können wir ganz schnell auf Filme oder Bilder von anderen Ländern und Kulturen zurückgreifen.“

130 Computer sind an der Schule in Betrieb. Aber das Datenvolumen ist so hoch, dass die Schüler sogar Youtube-Videos schauen können, ohne dass das System zusammenbricht. „Und das dürfen sie auch, das verbieten wir nicht“, sagt Dörfer.

Dass der Görlitzer Schulleiter damit seiner Zeit fast sogar ein Stück voraus ist, bestätigte Staatssekretär Frank Pfeil aus dem Sächsischen Kultusministerium am Mittwoch. „Wir sind gerade dabei, digitale Schule in Sachsen auf den Weg zu bringen. Herr Dörfer ist mit dabei, er bringt gute praktische Erfahrungen mit. Er ist mit seiner Schule schon dort, wo andere noch hinkommen müssen.

Zu guter Letzt gab es als Überraschung noch 22 000 Euro Fördermittel für die Schule. Die will Frank Dörfer wahrscheinlich in weitere Tablets investieren.