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Pfuschbrücke wird saniert

Nach anderthalb Jahren Vollsperrung soll die Brücke in wenigen Wochen wieder freigegeben werden.

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© André Braun/Archiv

Von Peggy Zill

Döbeln. Hans-Jürgen Merker sieht das Elend jeden Tag, wenn er aus dem Fenster schaut oder aus seinem Grundstück fährt. Seit Juni 2015 geht es nur in eine Richtung. Denn die Brücke in Richtung Dorfstraße ist gesperrt. Dabei wurden hier schon lange keine Bauarbeiter mehr gesehen. „Wir schaffen das“, hat vor Kurzem jemand an die weißen Planen geschrieben, die an den Bauzäunen hängen, als müsste man verstecken, was dahinter passiert. Dabei ist es offensichtlich, dass hier einiges schief gelaufen ist.

„Fehler machen wir alle mal“, sagt Hans-Jürgen Merker. Aber für das, was vor seiner Haustür passiert ist, hat er wenig Verständnis. „Hier haben viele versagt“, meint der Marbacher, der selbst gelernter Betonbauer ist und deshalb ganz gut einschätzen könne, wo gepfuscht wurde. Schon bei Baubeginn habe man sich ein paarmal vermessen. „Das Eisen wurde nicht fachgerecht eingebaut. Erst später hat man gemerkt, dass im Beton Nester sind.“ Zwischen Widerlager und Überbau des Bauwerkes entstand aufgrund von Verunreinigungen eine Fuge, die bei einem Neubau einer Brücke so nicht sein darf, heißt es aus der Kreisverwaltung. Die Brücke wurde zur Problembrücke, für die es nun aber eine Lösung geben soll.

Wie Kreissprecherin Cornelia Kluge auf DA-Anfrage sagt, gehe es dabei nicht um einen rein optischen Mangel. Vielmehr musste festgestellt werden, ob dieser auch die Statik des Bauwerks beeinflussen könnte.

Viele Fachleute haben sich die Baustelle in den vergangenen Monaten angesehen und es wurde ein Sanierungskonzept erstellt. „Dabei wird die Baufirma als Erstes das Bauwerk nochmals unterfangen und anschließend die Fuge reinigen und erneut verschließen“, erklärt Pressesprecherin Cornelia Kluge. Der Baubetrieb arbeite derzeit mit Hochdruck an der Umsetzung des Sanierungskonzeptes, bereite alles vor. Die eigentliche Sanierung soll in dieser Woche beginnen. Die Kosten dafür werden durch den Baubetrieb getragen. Wie hoch diese sind, dazu macht die Kreisverwaltung keine Angaben. Für den ursprünglichen Neubau gab es vom Freistaat mehr als 300 000  Euro Fördermittel. Nach der Sanierung folgen laut Cornelia Kluge die Restleistungen am Bauwerk wie Hinterfüllung und der Straßenbau. „Ziel ist es, die Brücke noch in diesem Jahr freizugeben. Vorrausetzung hierfür ist geeignetes Wetter zur Durchführung, da viele Arbeiten temperaturabhängig sind.“

Besserer Flutschutz gefordert

Und Hans-Jürgen Merker wird auch dann vermutlich noch nicht ganz zufrieden sein. Rein äußerlich sei das alles nicht schlecht geworden, so Merker. Aber mit der Anbindung der Brücke zur Mauer Rosentalstraße sei er nicht einverstanden. Die Stützmauer, die der Gemeinde gehört, hätte bis zur Brücke angebunden werden müssen. Stattdessen wurde eine Böschung eingezogen, die im Falle eines Hochwassers ausgespült werden würde, fürchtet Merker. Die Abflussmittellinie gehe zudem genau auf sein Grundstück. Er fordert deshalb, dass auch auf diese Seite eine massive Mauer gebaut wird.

Am Ende hätte sich der Landkreis den ganzen Ärger vielleicht auch sparen können. Ein Bauarbeiter habe ganz am Anfang zu Merker gesagt: „Ich muss ehrlich sagen, so eine schöne Brücke wie ihr hattet, bekommt ihr nicht wieder.“ Das Bauwerk würde noch locker 60 Jahre gehalten. Lediglich der Überbau hätte erneuert werden müssen.

Das sahen Experten nach dem Hochwasser 2013 anders. Die stellten starke Schäden fest, die Brücke sei nicht mehr zu retten. Am Bauwerk gab es starke Auskolkungen, Ausspülungen mit Betonausbrüchen und Unterspülungen der Widerlager. Nach der weggespülten Kreisstraße zwischen Grunau und Etzdorf war das der finanziell größte Schaden an einer Kreisstraße in Mittelsachsen.

Insgesamt waren beziehungsweise sind in Marbach vier Brücken betroffen. Eine wurde bereits erneuert. Nachdem die Bauarbeiten in Höhe der Hausnummer 167 in wenigen Tagen beendet sein sollen, wird die letzte Brücke im Dorfzentrum in Angriff genommen. Von der gleichen Baufirma, die auch die anderen Brücken gebaut hat.