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Pflegedienst schließt

Peter Zeitz muss nach 20 Jahren aufgeben. Er hätte auch polnische Pfleger eingestellt. Aber das geht nicht so einfach.

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© Dietmar Thomas

Von Sylvia Jentzsch

Westewitz. Die Entscheidung fiel Ende Oktober innerhalb weniger Stunden. Trotzdem haben Peter und Heike Zeitz bis zum Schluss gehofft und auch etwas dafür getan, dass sich das Blatt wendet. Weil Peter Zeitz kein Personal mehr fand, hat er seinen Pflegedienst ab dem 1. Dezember geschlossen.

Seine etwa 20 Patienten, die vorwiegend in der Gemeinde Großweitzschen leben, werden nun von einem anderen Dienst betreut. „Eine gute Übergabe war uns wichtig“, so Zeitz. Schließlich kenne und betreue er einige seiner Patienten schon sehr lange. Ihm ging es nicht nur darum, die festgelegten Arbeiten, die auch von der Pflegekasse bezahlt werden, zu erfüllen. Er war der Nachbar, der Mann, der zuhörte, der die Glühlampe auswechselte oder das Klo reparierte. „Ich wurde im Dorf die Krankenschwester mit dem Schweißerpass“ genannt“, so Peter Zeitz. Den Pass hat er wirklich, denn den Beruf des Pflegers erlernte er nach der Wende, arbeitete in einer Klinik und ein halbes Jahr in der häuslichen Krankenpflege bei der Volkssolidarität.

Der Beruf ist für ihn Berufung. Auch als Inhaber des Unternehmens und Pflegedienstleiter war es für ihn wichtig, sich um „seine“ Patienten zu kümmern. Er stand am Wochenende und für die Schichten genauso auf dem Dienstplan wie jeder andere Mitarbeiter, meist sogar mehr. „Ich bin kein Büromensch. Schließlich habe ich den Beruf gelernt, um mit Menschen zu arbeiten und für sie da zu sein“, so Zeitz. Das haben die Patienten gespürt und auch für sie war es schwer, von ihm Abschied zu nehmen. „Die letzte Runde am vergangenen Donnerstag habe ich allein gedreht und mich bei allen verabschiedet“, so Zeitz. Dass ihm das sehr schwergefallen sein muss, ist auch noch Tage später zu spüren. Doch er spricht auch über die große Dankbarkeit der Patienten. Es war einfach Wahnsinn“, so der Westewitzer

Am 1. Juli 1997 wagte er mit Unterstützung von Ehefrau Heike und der Familie den Schritt in die Selbstständigkeit. Er begann den Betrieb langsam aufzubauen. „Ich wollte nicht mehr als 30 Patienten haben. Es sollte immer ein kleiner familiärer Betrieb bleiben, der Menschen im Gebiet des Altkreises Döbeln betreut“, sagte Peter Zeitz. Seine Frau erledigte die Büroarbeit und er übernahm das Pflegemanagement, außerdem hatte der Pflegedienst vier bis fünf Mitarbeiter. Vor drei Jahren bekam auch das Westewitzer Unternehmen den sogenannten Pflegenotstand zu spüren, das Personal wurde knapp. „Es war schwer, geeignete Fachkräfte zu finden. Selbst Hilfskräfte sind rar“, so Zeitz. Oft gebe es wenig Bereitschaft, in geteilten Diensten und am Wochenende sowie an den Feiertagen zu arbeiten. Doch die Fachkräfte sind eine gesetzliche Vorschrift, gleich wie groß der Betrieb ist. Auch Gehaltsangebote über dem normalen Lohn oder Sondervergütungen lockten niemanden. „Seit zwei Jahren hatten wir den Druck von den Krankenkassen wegen des Fachpersonals“, sagte Zeitz. Er schaltete Anzeigen, ging zum Arbeitsamt, suchte über Facebook, Verwandte und Bekannte Personal – ohne Erfolg. Noch kurz, bevor er das Unternehmen schloss, stand eine Stellenanzeige im Döbelner Anzeiger. „Ich hatte wirklich bis zum Schluss gehofft, noch jemanden zu finden“, so der Westewitzer. Sogar um polnische Arbeitskräfte habe er sich gekümmert, doch diese würden trotz Ausbildung erst nach einem Praxisjahr als Fachpersonal anerkannt – also keine Alternative zur Lösung des Problems des Privaten Pflegedienstes Peter Zeitz. Der hatte sich sogar schon um die Unterbringung der polnischen Mitarbeiter Gedanken gemacht. Die Nächte von Familie Zeitz wurden immer kürzer. „An einem Tag Ende Oktober stand früh um 4 Uhr fest, wir schließen sauber und warten nicht auf eine Entscheidung der Kassen“, sagte Heike Zeitz. Für die beiden war es nicht nur eine Pflicht, sondern auch ein Bedürfnis, sich um die weitere Versorgung ihrer Patienten zu kümmern. „Wir wollten eine ordentliche Übergabe und die ist uns gelungen. Das war uns ganz wichtig“, so Zeitz.

Vor wenigen Tagen haben er, seine Frau und die Söhne 20 Jahre Firmengeschichte in Kartons gepackt, das Büro geräumt. Das war zweimal vom Hochwasser betroffen. Nie hat Familie Zeitz ans Aufgeben gedacht. „Trotz vieler Widrigkeiten hat uns die Arbeit immer viel Freude bereitet. Es war eine sehr angenehme Zusammenarbeit mit den Ärzten der Region, den Apotheken, dem Sanitätshaus Borgmann und dem Autohaus Ertl sowie anderen Geschäftspartnern“, sagte Peter Zeitz. Ein großes Dankeschön geht auch an seine Familie sowie Michael und Simone Schubert, die ihn immer unterstützt und den Rücken frei gehalten hat. „Beruflich geht es für mich weiter. Ich werde künftig im stationären Bereich arbeiten und freue mich auch die neue Herausforderung“, sagte Zeitz.