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Pflanzkübel für Schlösser und Gärten

Als kleine Handwerker verkleidet, schlüpfen Kinder in Pirna aus den Kalendertürchen. Die SZ trifft ihre Vorbilder. Heute: der Böttcher.

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© SZ

Von Jörg Stock

Pirna. Der Böttcher Uwe Schubert hat mit der Wertschätzung kein Problem. Wer zu ihm kommt, der will das Besondere. Und das kriegt er auch. Dass die Firma Schubert seit 1940 existiert, führt der Handwerker auf Qualitätsarbeit zurück. Wären seine Produkte nicht spitze, sagt er, kämen nicht so viele Aufträge über Mundpropaganda rein. Die Böttcherwerkstatt, lange in Pirnas Zentrum zu Hause, findet man heute im alten Kasernenareal von Rottwerndorf. Anfangs standen in dem grauen Zweckbau Pferde der sächsischen Artillerie. Zur DDR-Zeit zog die PGH Ofensetzer und Fliesenleger ein. Seit 2006 fertigt Uwe Schubert hier urige Holzgefäße, noch immer in Handarbeit, wie eh und je. Es ist ein schwerer Beruf, sagt Schubert, und obwohl die Konkurrenz rar geworden ist – der nächste Betrieb liegt etwa 25 Kilometer entfernt – läuft der Laden keineswegs von selbst. Immer wieder aufs Neue müsse er sich beweisen, sagt er. „Man muss um jeden Auftrag kämpfen.“

Tamara (5) aus Pirna zeigt sich am Montag im 19. Kalendertürchen. Sie stellt das Handwerk eines Böttchers dar.
Tamara (5) aus Pirna zeigt sich am Montag im 19. Kalendertürchen. Sie stellt das Handwerk eines Böttchers dar. © Marko Förster
Am Werkstück mit Hammer und Triebel: Ob Blumenkübel, Badezuber oder Heringsfass – bei Böttcher Uwe Schubert werden fast alle Kundenwünsche war.
Am Werkstück mit Hammer und Triebel: Ob Blumenkübel, Badezuber oder Heringsfass – bei Böttcher Uwe Schubert werden fast alle Kundenwünsche war. © Kristin Richter

Von alters her bauten Böttcher Verpackungen zum Lagern und Transportieren flüssiger oder breiartiger Waren. Zu DDR-Zeiten waren das zum Beispiel Quark-Fässer für Molkereien. Auch Stückgut wurde in Fässer gepackt. So gingen in Schubertschen Tonnen Schmelztiegel auf die Reise nach Hanoi. Doch der Kunststoff verdrängte das Packfass. So verlegte sich die Böttcherei Schubert früh auf Pflanzkübel. Exemplare aus Schuberts Werkstatt stehen in Pillnitz, Großsedlitz, Sanssouci und in vielen anderen Schlössern und Gärten des Landes. Auch nach Frankreich, England, Schweden und in die Schweiz fuhren Kübel aus Pirna. Dieses Jahr hat Schubert sicher mehr als tausend Stück produziert.

In der Werkstatt steht grade wieder ein wuchtiges Exemplar. Uwe Schubert nimmt den Schweifhobel und fährt einige Male über den Kübelrand. „Deutsche Eiche“, bemerkt er. Für so ein Gefäß, Durchmesser 60 Zentimeter, 32 Kilo schwer, braucht der Fachmann einen ganzen Tag. Es wird aus etwa zwanzig Längshölzern, den Dauben, mittels Zwingen und Kleber zusammengefügt. Anschließend treibt Schubert Metallreifen, die er selbst zuschneidet, walzt und nietet, mit Hammer und Triebel über den konischen Kübelkörper. Zuletzt wird der Holztopf zwecks Desinfektion per Gasbrenner ausgeflammt und auf Wunsch lackiert.

Wer über die Kübelansammlung hinweg in die Tiefe der Werkstatt blickt, der entdeckt in der hintersten Ecke noch ein paar unfertige Weinfässer. Eigentlich, sagt der Böttcher, ist er für Fässer gar nicht mehr eingerichtet. Dafür bräuchte er spezielle Technik. Allerdings: Ein Fässchen ab und an baut er doch. Ein Stralsunder Fischhändler legt darin Bismarckheringe ein. Er hat schon manches Heringsfass an Staatsgäste von Angela Merkel verschenkt. So kommt es, dass Frankreichs Präsident Francois Hollande, Prinz Haakon von Norwegen, der Ex-US-Präsident George W. Bush und die Kanzlerin selbst Schubertsche Fässer im Keller stehen haben – jedenfalls, wenn sie gediegene Handarbeit zu schätzen wissen.