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Pfingstreiter müssen kürzertreten

Die Baupläne der Enso sind mit dem Traditionsturnier in Horka vereinbar. Aber die Parkplätze könnten knapp werden.

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© André Schulze

Von Sabine Ohlenbusch

In Horka ist Pfingsten der wichtigste Feiertag. Zumindest für die Pferdenarren. Denn jedes Jahr kommen über 400 Reiter und messen sich beim großen Pfingstturnier. Auch Horkas Bürgermeister Christian Nitschke betont die Bedeutung des Ereignisses: „Tausende Gäste kommen zu uns“, sagt er bei der Gemeinderatssitzung, „das steigert nicht nur die Bekanntheit der Gemeinde, sondern auch unserer Region.“ Mitten in der Planungsphase für das 25. Jubiläum im Juni 2017 sind dunkle Wolken aufgezogen: Auf dem Festgelände könnten statt Reitplatz und Festzelt bald Strommasten und ein sogenannter Netzknoten entstehen.

Soweit wird es aber wohl nicht kommen. In der Sitzung sind Michael Berndt und Gunther Herzig zu Gast, um diese Sorge zu entkräften. Sie arbeiten für das Unternehmen Energie Sachsen Ost (Enso), das auch das Stromnetz hier betreibt. Mitgebracht haben sie ein Luftbild, das zeigt, wo sie ihre neue Anlage sehen. Pink schraffiert ist das Gelände markiert, das sie gerne für den Netzknoten reservieren möchten. Reitplatz, Festzelt und Stallungen sind ebenfalls eingezeichnet und nicht betroffen.

„Aber dort sind doch die Parkplätze“, meldet sich Christian Nitschke zu Wort. Das stimmt, bestätigt Michael Berndt. Aber nicht die gesamte markierte Fläche nordöstlich des Turniergeländes werde wirklich von der Enso benötigt. „Auch der Eigentümer hat ein Interesse daran, so wenig Fläche wie möglich zu verlieren“, erklärt er. Er nennt die Agrar GmbH Kodersdorf als Besitzer des Felds. Den Netzknoten zum Beispiel weiter nach Süden zu verschieben, sei aus statischen Gründen nicht möglich. „Die Masten halten die Zuglast nicht aus“, begründet Michael Berndt.

Ein Gemeinderat erkundigt sich, wie groß die Anlage werden soll. Gunther Herzig verweist auf den Netzknoten in Miltitz im Landkreis Bautzen als Vergleich. Dieser nimmt rund 70 auf 70 Meter Fläche ein. Ein einstöckiges Betriebsgebäude soll entstehen, zu dem die Freileitungen aus dem Umspannwerk Niesky und dann zu den Umspannwerken Schmölln im Landkreis Bautzen und Hagenwerder bei Görlitz führen.

Matthias Barth, erster Vorsitzender des Reit- und Fahrvereins Horka Wehrkirch ist zunächst von diesen Aussagen beruhigt. Gunther Herzig hat ihm bereits die Botschaft überbracht, dass die Festwiese bestehen bleibt. „Wir hoffen, dass wir mit einem blauen Auge davonkommen“, sagt er. „Ich wüsste nicht, wohin wir mit dem Parkplatz ausweichen könnten.“ Da der Verein nicht Eigentümer der Flächen ist, hängt das Schicksal des Turniers stark von dem landwirtschaftlichen Betrieb im Nachbarort ab. „Wir sind sehr froh, dass die Agrar GmbH uns hilft“, teilt Matthias Barth mit.

Auch die Gemeinde habe keine Möglichkeit sich zu wehren, bemängelt ein Gemeinderat. Gunther Herzig betont: „Eine stabile Versorgung ist unser Auftrag.“ Dazu sei der Netzknoten notwendig. Das 25. Turnier wird im kommenden Jahr aber ohne Störungen ablaufen, das sagt er ohne Einschränkungen zu. Zuerst kommen die Planungen und auch danach ist nicht klar, wann das Projekt umgesetzt wird. Gunther Herzig stellt aber klar: „Sobald sich ein wirtschaftlicher Nutzen ergibt, kann es schnell gehen.“

Denn der Netzknoten könnte bald gebraucht werden. Weil die Oberlausitz viel Energie aus erneuerbaren Quellen erzeugt, aber wenig Strom hier direkt abgenommen wird, ist das Netz immer wieder überlastet. Der Überschuss muss „entsorgt“, also zu anderen Umspannwerken abgeleitet werden. Wenn Solarparks, Windräder und Biogasanlagen so rasant ausgebaut werden, wie es sich im Moment abzeichnet, könne es nach 2017 in ein oder zwei Jahren soweit sein, so Gunther Herzig. „Wir können nicht warten, bis der erste seinen Hammer rausholt“, sagt er.

Der Netzknoten in Horka wird ein riesiger Schalter sein, der den Strom entweder nach Schmölln oder nach Hagenwerder leitet. Von dort geht er über das Hochspannungsnetz in Gegenden, wo er verbraucht werden kann. Den Strom zu speichern und später zu verbrauchen lohne sich nicht, sagt Michael Berndt. Eine Batterie für ein Megawatt koste rund eine Million Euro. Für die Mengen, die in Ostsachsen anfallen, werde das immens teuer. Im vergangenen Jahr habe die Enso 40 000 Megawatt entsorgt, fügt Gunther Herzig hinzu.