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„Pferde sind keine Kuscheltiere“

Der Kemnitzer Tierarzt Hagen Stark kritisiert Initiativen, die Pferde in Festumzügen wie beim Tag der Sachsen verbieten wollen. Er ist damit nicht allein.

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© Rafael Sampedro

Von Anja Beutler

Löbau/Kemnitz. Hagen Stark kennt für die aktuelle Kritik der Pferdeschutz-Initiative 2015 nur zwei Worte: „Völliger Schwachsinn!“, sagt der Kemnitzer Tierarzt. „Ein Pferd ist kein Kuscheltier, es ist ein Arbeitstier, ein Herdentier, es will und muss sich bewegen und nicht nur auf der Wiese stehen und sich fett fressen“, fügt er gleich noch hinzu. Dass Stark solch deutliche Worte findet, liegt auch daran, dass die Kritik nicht neu ist und immer wieder aufpoppt – so wie 2015 als in Görlitz ein Kutschpferd zusammengebrochen war.

Als Mann, der sich mit Pferden, Turnieren und solchen Großveranstaltungen bestens auskennt, kennt Hagen Stark die Szene aber: Nicht nur im Raum Löbau und auf dem Eigen, sondern auch in der Bautzener Gegend, bis Niesky und gar Dresden, ja selbst in Moritzburg ist der Tiermediziner bei Veranstaltungen mit Pferden ein gefragter Mann. Deshalb ist er sich sicher, dass man den Tieren, die im Löbauer Umzug zum Tag der Sachsen mitlaufen, keine Quälerei antut: „Pferde werden heutzutage für den Transport zu einem Turnier verladen, sind Straßenverkehr und Maschinen oder Technik gewöhnt“, argumentiert er. Allerdings sollten die Tiere, die im Umzug mitlaufen, auch eine gewisse Erfahrung haben. Schließlich setze man ja auch keinen Menschen hinters Steuer, der keinen Führerschein besitze. Früher habe man die jungen Pferde bei solchen Umzügen sogar mitlaufen lassen, damit sie sich eingewöhnen, erinnert sich Hagen Stark.

Erst vor einigen Tagen einen Umzug gemeistert haben auch die Tiere der sechs Gespanne in Berthelsdorf bei der 700-Jahr-Feier. Hans-Jürgen Rafelt hat sich um die Organisation für die Tiere gekümmert und auch er winkt ab, wenn es heißt, Pferde seien doch Fluchttiere: „Das wird überbewertet“, sagt er. Aber natürlich sollte man einiges tun, um den Stress für Mensch und Tier gering zu halten: „Wichtig ist der richtige Abstand zwischen den einzelnen Wagen“, sagt er. Außerdem sollten die Pferde nicht permanent Krach oder plötzlichen Geräuschen ausgesetzt werden oder eine Gymnastik-Gruppe vor der Nase haben, die mit Bällen jongliert. Rafelt plädiert demnach für Rücksichtnahme, aber keinesfalls übertriebene Tierliebe: „Manche Menschen denken ja, ein Pferd hat schon irgendwas, wenn es mal mit den Hufen scharrt oder den Kopf schaukelt“, skizziert er. Aber vielleicht liegt das auch daran, dass viele Menschen von heute mit Pferden im Alltag nicht mehr viel zu tun haben.