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Pferde sind ihre große Liebe

Regine Mikus aus Pickau ist Cheforganisatorin der Schlossrundfahrt Rammenau, ihr Wohnzimmer das Orgbüro.

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© Steffen Unger

Von Gabriele Naß

Rammenau. Eine der schönsten Gegenden zum Wohnen in Bischofswerda ist Pickau. Regine und Andreas Mikus sind hier zu Hause. Wenn sie hinterm Haus über die Felder in Richtung Butterberg schauen, über die Koppel und die Pferde, die ihrer Familie gehören und Freunden, dann liegt ihnen ein kleines Paradies zu Füßen. In dieser Idylle kam den Pferdefreunden Mikus und Mitstreitern vom Freizeit-Reitverein Hufnagel vor zwei Jahrzehnten die Idee für die Rammenauer Schlossrundfahrt. Bis heute ist diese Ausfahrt mit gut gelaunten Reitern und prächtigen Gespannen ein Erlebnis für Teilnehmer und Zuschauer. Und der Hof in Pickau das Zentrum der Organisation.

Das ist Opas alte Kutsche. Regine und Andreas Mikus haben sie wieder fahrbereit und schick machen lassen. Zum ersten Mal soll die Kutsche am 21. Mai zur 20. Rammenauer Schlossrundfahrt wieder rollen, geführt vom Ehepaar Mikus.
Das ist Opas alte Kutsche. Regine und Andreas Mikus haben sie wieder fahrbereit und schick machen lassen. Zum ersten Mal soll die Kutsche am 21. Mai zur 20. Rammenauer Schlossrundfahrt wieder rollen, geführt vom Ehepaar Mikus. © Gabriele Nass.

Schichtdienst im Krankenhaus

Wir sitzen in der Scheune auf dem Hof von Familie Mikus. Es ist Freitagabend. Hinter allen liegt eine anstrengende Woche. Für Cheforganisatorin Regine Mikus zum Beispiel im Schichtdienst im Krankenhaus. Es geht um Pferde und Pferdefreunde, es geht um die Schlossrundfahrt Rammenau am 21. Mai und eigentlich schon wieder um viel Arbeit. Aber die Stimmung ist gut. Beim Schluck Radler aus der Flasche lassen wir uns erzählen, wie es um die Vorbereitungen steht und wie es eigentlich jedes Jahr aufs Neue funktioniert, die Ausfahrt stattfinden zu lassen. „Unser Wohnzimmer ist das Organisationsbüro. Viele Abende hängen dran“, sagt Regine Mikus. Ohne Vorwurf. So als sei es ganz selbstverständlich für das bisschen Freizeit, das sie hat.

Mit Rahmenprogramm im Schlosshof

Routine hat sich eingestellt. „Aber darauf verlassen kannst du dich nicht“, sagt Regine Mikus. Es muss ganz sicher sein, dass genug Platz da ist für Pferde und Wagen – am Tag der Ausfahrt und für von weiter her anreisende Teilnehmer auch schon vorher –, dass es einen Ort gibt, an dem die Tiere gewaschen und für die Ausfahrt herausgeputzt werden können. Es braucht eine Strecke, auf der die Gespanne eingefahren werden können. Manche Teilnehmer brauchen eine Übernachtung. Ein Rahmenprogramm im Schlosshof gehört dazu, mit dem Gäste zwischen Abfahrt und Ankunft der Gespanne unterhalten werden. Und natürlich muss die Strecke festgelegt werden, auf der die Gespanne rollen. Attraktiv soll sie sein, Trainingsgelegenheit und zugleich Erholung für die Teilnehmer. Viele Zuschauer sollen möglichst gut sehen. Letztlich geht aber „Sicherheit vor Schönheit“, sagt Regine Mikus, und da hört die Routine auf. Sie hört auch auf, wenn Unvorhergesehenes passiert, mit dem man immer rechnen muss. Dass kurz vorm Starttag noch Ordner fehlen, ist so etwas. Oder wenn Regen, die als Anspannplatz, vorbereitete Wiese aufweicht. Dann brauchen sie schnelle Alternativen. Zum Glück habe die Idee für die Schlossrundfahrt nicht nur ganz am Anfang mit Rammenaus Bürgermeisterin Hiltrud Snelinksi, der damaligen Schlossleiterin Roswitha Förster und dem sich inzwischen im Ruhestand befindlichen Tierarzt Harald Vogel engagierte Unterstützer gehabt, sagt Andreas Mikus. Die Zusammenarbeit zwischen den gemeinsamen Organisatoren Freizeit-Reitverein Hufnagel, Gemeinde und Schloss Rammenau funktioniere nach wie vor sehr gut. Aber auch viele Rammenauer Bürger sind spitze. Wenn Schlossrundfahrt ist, holen sie ihre Tische und Stühle raus, sitzen im Vorgarten, beklatschen die Gespanne. „Und wenn es wie bei einer nassen Wiese schnell darauf ankommt, uns zu helfen, dann helfen sie“, sagt Andreas Mikus.

Lust auf einen besonderen Höhepunkt

Bei der Schlossrundfahrt Rammenau geht aber auch nichts über die Liebe zum Pferd und die Lust auf einen besonderen Höhepunkt, bei dem man das zeigen kann. Bei Familie Mikus mischt jetzt schon die dritte Generation mit. Der Sohn und die Tochter von Regine und Andreas fahren seit einigen Jahren mit, sie machen auch Gespanne fertig. „Zwingen mussten wir sie dazu nicht. Aber es ist cool, wenn sie für uns fahren“, sagt Mutti Regine. Sie sieht ihre Kinder noch klein - mit Opas Hilfe auf der Stute sitzend. Von dieser Liebe lebt auch der Freizeit-Reitverein Hufnagel. Die Liebe wird weitergegeben, so dass in der Kinder- und Jugendreitgruppe alle Plätze belegt sind, obwohl die Vereinsarbeit ja beileibe nicht nur aus dem Schönsten von allem, nämlich den Ausritten besteht. Das ganze Jahr über müssen die Pferde gefüttert und gepflegt werden, das Heu will eingebracht sein, trainiert wird. Außerdem bietet der Verein Kutschfahren für verschiedene Anlässe an. „Uns macht das allen so viel Spaß“, sagt Vereinsmitglied Birgit Pietrobelli. Am Ende ist es deswegen auch keine Frage, dass bei der Vorbereitung der Schlossrundfahrt alle helfen und dann auch Freunde, Bekannte und Nachbarn der zwölf Vereinsmitglieder zur Stelle sind.

Durch den Torbogen in den Meierhof

Rundfahrten für Pferdefreunde gibt es hier und da. Teilnehmer wissen die Ausfahrt mit Start und Ziel in Rammenau aber besonders zu schätzen, berichtet Andreas Mikus. Für sie sei es schon deswegen so schön, weil es durch den Torbogen in den Meierhof von Sachsens schönster Landbarockanlage geht. Die Teilnehmer berichten regelmäßig vom Gefühl, das sie genießen, wenn sie wie einst die Herrschaft vorfahren dürfen. Beim ersten Mal hatte die Schlossrundfahrt Rammenau schon zwölf Teilnehmer. Rekord sind 57 Starter. Immerhin vierzig Teilnehmer gab es im Durchschnitt immer. Diesmal gibt es 58 Anmeldungen. Friedrich Hartmann zum Beispiel hat alle der bisher 19 Rundfahrten mitgemacht. Ein Rammenauer und einer aus einer alten ortsansässigen Bauernfamilie. – Highlights gibt es bei der Schlossrundfahrt auch immer wieder. In diesem Jahr soll es unter anderem ein Gespann sein, in dem Fohlen laufen. Und: Zum ersten Mal wollen Regine und Andreas Mikus selbst mitfahren. Dafür haben sie Opas alten Wagen wieder fahrbereit gemacht und super herrichten lassen. Verdeckt stand das Gefährt die letzten Wochen in der Scheune. Nun wird für die Ausfahrt am Sonntag angespannt.