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Pfarrscheune mit neuem Innenleben

In Kreba-Neudorf und auch in Reichwalde sind Mitglieder der Kirchengemeinden aktiv als Bauherren.

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© Jens Trenkler

Von Carla Mattern

Kreba-Neudorf. Die meisten Besucher nehmen die Krebaer Kirchenscheune momentan wohl eher als Hintergrund wahr. Denn hier macht der Hähnchengrill halt, wenn er nicht grad Pause macht, wie in der vergangenen Woche. Die zwei Reifenspuren zeigen, dass hier regelmäßig ein Fahrzeug parkt. Noch ist das kein Problem. Denn die Umbauarbeiten an dem unscheinbaren Gebäude sollen erst noch beginnen. Wenn sie abgeschlossen sind, wird das Gebäude nicht mehr wiederzuerkennen sein. Dann hat die evangelische Kirchengemeinde insgesamt 182 000 Euro investiert. Woher ein großer Teil dieser Summe kommt, davon kündet bereits eine Tafel an der Wand zur Straße: Die Europäische Union unterstützt Projekte in ländlichen Regionen. Von dem Geld für das Gebiet Lausitzer Seenland haben sich die Kreba-Neudorfer Kirchengemeindemitglieder einen ansehnlichen Batzen organisiert.

30 Prozent Eigenanteil müssen trotzdem zusammenkommen. Das ist viel für die Kreba-Neudorfer. Doch Pfarrer Matthias Hanke ist zuversichtlich. „Es wurde ein Bauausschuss gegründet, die Mitglieder werden unterstützend dabei sein“, sagt er. Unter anderem Marita Wichor, Bringfried Reinhold und Gerd Lerche sind Mitglieder in dem Bauausschuss. Doch das Kirchenscheunenprojekt betrifft ja alle Kirchengemeindemitglieder. Deshalb war auch bereits zum ersten Einsatz gerufen worden, bei dem das Gebäude beräumt wurde. Denn wie in jeder Scheune hatte sich auch in der Kirchenscheune allerhand angesammelt. Wenn es möglich ist, sollen weitere Einsätze erfolgen. Ziel: Eigenleistungen erbringen, damit die Geldsumme für die Kirchengemeinde kleiner wird.

Das Frühjahr wird genutzt, um die Kostenvoranschläge für Arbeiten einzuholen. Beispielsweise soll eine Heizung eingebaut werden, damit ganzjährig Veranstaltungen stattfinden können. Denn auch das ist eine Besonderheit der Kreba-Neudorfer Pfarrscheune: Sie soll natürlich für Treffen der Kirchengemeinde genutzt werden, aber auch für Einwohner aus dem Ort offenstehen, beispielsweise für Lesungen oder bei kleinen Konzerten. Auch Toiletten und eine kleine Teeküche sollen nutzbar sein, wenn das Projekt fertig ist. Das werde erst im nächsten Jahr sein, sagt Pfarrer Matthias Hanke.

Noch lange nicht so weit wie das Projekt der evangelischen Kirchengemeinde Kreba-Neudorf ist das der Reichwalder. Aber auch sie haben es geschafft, Geld aus dem europäischen Fördertopf für ländlichen Regionen zu besorgen. Sie werden ihren zu groß gewordenen Friedhof umgestalten lassen zu einem Ort der Begegnung. Sorgen machen sich die Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde Reichwalde, die so wie Kreba-Neudorf zum Pfarrsprengel „Am Bärwalder See“ gehören, auch um ihre Kirche.

Sie muss dringend saniert werden. Vor zwei Jahren trafen sich deshalb mehrere Kirchgemeindemitglieder und Reichwalder und gründeten den Kirchbauverein der evangelischen Kirche Reichwalde. Ihr Ziel ist es, Geld zu sammeln, damit sich die Kirchengemeinde die Eigenmittel besorgt für die notwendigen Bauarbeiten. Dafür organisieren die Reichwalder Veranstaltungen, bei denen sie auf die Situation aufmerksam machen, die aber auch auf das Interesse der Besucher stoßen. Beispiele sind das Konzert mit Liedermacher Gerhard Schöne, Lesungen zur Orts- und Kirchengeschichte und auch Ausstellungen und Verkäufe nützlicher und schöner Dinge bei Dorffesten und Weihnachtsmärkten. Das Credo des Kirchbauvereins: Nicht nur um Spenden bitten, sondern auch einen Gegenwert anbieten.

Mit der Sanierung gehe es allerdings noch nicht in diesem Jahr und auch nicht im nächsten los, ist Pfarrer Matthias Hanke sicher. Er betreut die Kirchengemeinden in Kreba-Neudorf und Reichwalde und ist auch Gründungsmitglied des Kirchbauvereins. Aber ein wichtiger Schritt in Richtung Sanierungsstart ist gegangen. Ein Nieskyer Architekt hat sich das Gebäude angesehen. Eine Kostenschätzung und erste Entwurfsplanung soll zeigen, was am dringlichsten ist. Pfarrer Hanke zählt auf: Fenster, Fassade, Dach. Etwa 360 000 Euro werden gebraucht. Am Mittwoch treffen sich die Vereinsmitglieder das nächste Mal.

Damit sind die Glocken erst einmal nicht mehr ganz oben auf der Prioritätenliste. Wie schnell das Material kaputt geht, dazu gibt es keine Erfahrungen. So einem Eisenhartguss aus den Nachkriegsjahren wurden etwa 40 Jahre Haltbarkeit vorausgesagt. Die Reichwalder Kirchenglocken aber klingen wie eh und je. „Wir werden nichts Funktionierendes herausreißen“, so Matthias Hanke.