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Pfarrerehepaar verlässt Niesky

Axel und Gabriele von Dressler ziehen in den Schwarzwald. Nach ihrer Verabschiedung kommt der Möbelwagen.

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© André Schulze

Von Steffen Gerhardt

Sie kann doch die Stelle ihres Mannes als Pfarrer der evangelischen Brüdergemeine übernehmen? Diesen Vorschlag hat Gabriele von Dressler in den vergangenen Tagen öfters aus der Kirchgemeinde gehört. Aber das ist nicht gewollt und nicht möglich, obwohl die engagierte Frau schon seit Januar einen Vollzeitjob im Pfarramt hat. Aber seit der krankheitsbedingten Pensionierung ihres Mannes Axel von Dressler laufen die Bestrebungen dahin, die Nieskyer Pfarrstelle neu zu besetzen. Für ihn soll eine Pfarrerin aus Zwickau kommen und ab September in Niesky tätig werden.

Zuvor müssen Dresslers aus der Pfarrwohnung ausgezogen sein. Das soll in der kommenden Woche passieren. „Wir sind schon mächtig am Packen. Am Dienstag kommt der Möbelwagen und mit ihm verlassen wir Niesky“, sagt Gabriele von Dressler. Auch wenn beide nur knapp vier Jahre in Niesky lebten und arbeiteten, das Städtchen ist ihnen ans Herz gewachsen – und mit ihm die Menschen. „Hier ist alles viel persönlicher und vertrauter. Das Miteinander funktioniert sehr gut.“ Dabei bezieht die Pfarrersfrau die beiden anderen Kirchgemeinden in der Stadt mit ein.

Ihr neues Ziel ist Königsfeld im Schwarzwald. Wie Niesky ist der Ort eine planmäßige Siedlung der Herrnhuter Brüdergemeine aus dem Jahr 1806. Dort gibt es ebenfalls einen Zinzendorfplatz, sodass Dresslers nur von einem Platz auf den anderen ziehen werden. Und dieser ist ihnen bereits bekannt. „Bereits von 1997 bis 2006 haben wir in Königsfeld gelebt“, berichtet Gabriele von Dressler. Damals hat sie ihr theologisches Studium in Heidelberg absolviert. Dem folgte ein Aufbaustudium in Freiburg zur Gemeindediakonin und auch in ihrer Nieskyer Zeit qualifizierte sich die 46-Jährige weiter – zur Seelsorgerin. Damit ist sie gut ausgebildet, um in Königsfeld als Pfarrerin tätig zu werden und die offene Stelle zu besetzen. Ähnlich wie in Niesky gibt es dort die evangelische Brüdergemeine und die Landeskirche. Letztere hat ihren Pfarrer, nur der Brüdergemeine fehlt einer. Gabriele von Dressler wird dazu berufen.

Ihr Mann freut sich ebenfalls auf das neue und doch vertraute Königsfeld. Da der 59-Jährige nicht mehr beruflich im Dienst der Kirche steht, bleibt ihm mehr Zeit, um seiner künstlerischen Ader zu folgen. Zeit, die ihm in Niesky bisher fehlte. Wie er selbst sagt, ist er ein begeisterter Orgelspieler. Gelegenheit dazu wird ihm Königsfeld bieten. Zumal die Pfarrwohnung gleich an die Kirche angrenzt und der Weg dahin noch kürzer als in Niesky ist.

Gern denkt der Pfarrer an die Zusammenarbeit mit den Flüchtlingen zurück, die nach Niesky kamen. „Unter ihnen habe ich sehr viele Freunde gewonnen“, sagt Axel von Dressler. Den Kontakt zu ihnen will er auch im rund 700 Kilometer entfernten Königsfeld aufrechterhalten.

Die Oberlausitz werden Frau und Herr von Dressler aber nicht aus dem Auge verlieren. Den Grund nennt Gabriele von Dressler: „In Herrnhut leben meine Eltern und von dort stamme ich auch.“ Und von Herrnhut ist es nicht weit bis nach Niesky. Schließlich hat die Pfarrersfrau in Niesky etwas aufgebaut, wie den Bläserchor beispielsweise. Aber auch die Aufführung eines Kindermusicals zur Weihnachtszeit hat ihr viel Freude bereitet. „Ich wünsche mir, dass sich für den Bläserchor ein neuer Leiter, ganz gleich ob Mann oder Frau, findet, damit sein Erhalt gesichert ist.“ Denn als Leiterin steht Gabriele von Dressler den Musikern nun nicht mehr zur Verfügung. Sie selbst ist sehr musikalisch und kann neben verschiedenen Blechblasinstrumenten auch Gitarre spielen.

Mit dem Umzug nach Königsfeld ist das Ehepaar ein ganzes Stück näher an ihren beiden Söhnen. Der eine studiert in Wiesbaden Politikwissenschaft und der Jüngere in Köln Musikwissenschaft. Ihre Jugendzeit verbrachten beide in Königsfeld und haben sicherlich nichts dagegen, wenn es ihre Eltern jetzt wieder dorthin zieht.

Zuvor kümmert sich Gabriele von Dressler nicht nur ums Kistenpacken, sondern auch um die Feierlichkeiten zum Nieskyer Stadtjubiläum. Bei ihr laufen die Fäden zusammen, die die kirchlichen Veranstaltungen betreffen. „Es ist zugleich mein Abschiedsgeschenk an die Stadt Niesky“, betont sie. Schließlich hat sich am Dienstag die Gründung Nieskys zum 275. Mal gejährt. Am Sonntag werden Dresslers während eines Festgottesdienstes feierlich aus Niesky verabschiedet.