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Pestalozzi-Gymnasiasten sind eine Schulfamilie

Werte, Struktur und gut organisierter Unterricht sind die Eckpfeiler von Schulleiter Falk Barthel. In diesem Rahmen sollen sich die Schüler entfalten können.

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Von Katlen Trautmann

An beinahe jedem Morgen können die Schüler des Pestalozzi-Gymnasiums in Pieschen ihrem Direktor persönlich die Hand schütteln. Schulleiter Falk Barthel grüßt die Älteren namentlich, ermahnt bei Winterwetter Jüngere, den Schnee von ihren Schuhen zu streifen und entlässt alle in den Schulalltag. „Mein Anliegen ist der familiäre Charakter der Schule“, erzählt Direktor Barthel. Aber auch straff organisierte Unterrichtspläne zählen für ihn dazu.

„Wer hohe Leistungen bringen möchte, ist hier richtig. Bei uns steht der Unterricht im Mittelpunkt“, lautet sein Credo. Ganze Unterrichtschoreografien lassen sich so fächerübergreifend organisieren. Als das Buch „Das Parfüm“ von Patrick Süßkind in aller Munde war, besprachen Deutschlehrer das Buch im Unterricht. In Chemie mixte jeder einen eigenen Duft, und als Finale besuchten die Schüler der Klassenstufe 10 den Film in der Schauburg. „So etwas bekommen Sie nicht auf die Reihe, wenn jeder Lehrer für sich allein arbeitet“, sagt der Schulleiter. Die niedrige Unterrichtsausfall-Quote von einem Prozent spreche ebenfalls für die Arbeit der Schule. Das Schulhaus am Pestalozziplatz wirkt in seiner Mixtur aus saniertem Altbau und Moderne sachlich und gemütlich zugleich. Sitzecken laden Schüler zum Verweilen ein, die Wandtafeln werben für Ganztagsangebote von Aikido bis Naturkosmetik. Schulleiter Barthel setzt gern auf Bewährtes. Auf „neue Züge“ springe die Schulleitung nicht so schnell auf, sagt er. „Wir bemühen uns in der Schule, Werte zu vermitteln. Dabei ist wichtig, dies im normalen Alltagsprozess zu tun.“ Er nutze seine Zeit lieber, um mit Schülern ins Gespräch zu kommen. „Die Jüngeren kenne ich alle vom Sehen. Ab der neunten Klasse weiß ich den Namen von jedem Schüler.“

Universitäten als Partner

Am „Pestalozzi“ übernehmen laut dem Schulleiter alle Verantwortung füreinander. Identitätsstiftend wirken dabei die Klassen- und Ferienfahrten in das schuleigene Landheim an der See in Altenkirchen auf der Insel Rügen. Aushängeschild ist gerade die hauseigene Schülerfirma „Pimp my brain“, die professionell für Mitschüler Nachhilfe organisiert. Geschäftsführerin Madlen Sobkowiak bietet mit ihren Kolleginnen Maren Breuer und Emma Steinert den Nachhilfeunterricht in Mathematik, Sprachen, Chemie und Physik für alle Klassenstufen an. Von der Planung bis zur Abrechnung läuft alles wie in einem echten Unternehmen. Die Schüler helfen und sammeln gleichzeitig Erfahrungen für ihr eigenes Berufsleben, berichten die drei Mädchen.

Daneben schärfen auch Kooperationen mit der TU Bergakademie Freiberg und der TU Dresden den Blick für die Praxis. In Freiberg können Schüler das Schaubergwerk besichtigen oder in einem Hochschulinstitut an wissenschaftlichen Mikroskopen geologisch arbeiten. Die TU Dresden öffnet ihre Chemielabore einmal wöchentlich für Praktika. Die Teilnahme an Bio-, Mathematik- und Chemieolympiaden wird unterstützt. Mehr als die Hälfte der Pestalozzi-Absolventen folgt in der Konsequenz später einem naturwissenschaftlichen oder technischen Studium.

Ab Sommer 2014 verbessern sich die Lernbedingungen weiter: Der ehemalige Kohlenkeller des Gebäudes wird hofseitig in einen ebenerdigen Speisesaal mit großen Fenstern umgebaut. Nichts wird bei Veränderungen überstürzt. Falk Barthel sagt: „Wir stehen zu den Traditionen.“