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Personalproblem bei der Tafel

Elvira Illgen von der Döbelner Tafel gehen die Helfer aus. Wie es im nächsten Jahr weitergeht, weiß sie noch nicht.

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© André Braun

Von Jens Hoyer

Die Döbelner Tafel hat ein Personalproblem. Viele der älteren Helfer sind in letzter Zeit krankheitsbedingt ausgefallen. Ersatz ist praktisch nicht zu bekommen, sagt Elvira Illgen, die die Tafel seit 14 Jahren leitet. Ungewiss ist auch, wie es mit den anderen Helfern weitergeht. Zwei Mitarbeiterinnen scheiden Ende dieses Jahres aus. Sie arbeiten 32 Stunden in der Woche bei der Tafel und erhalten im sogenannten Bundesfreiwilligendienst eine Aufwandsentschädigung. Es seien sogar mal vier Helfer gewesen, zwei hätten aber Arbeit gefunden, sagte Elvira Illgen. Ob die Tafel wieder „Bufdis“ bekommt, stehe erst im Frühjahr fest.

Wie es bei den Ein-Euro-Jobbern vom Jobcenter weitergeht, ist auch nicht klar. Drei arbeiten bei der Tafel. Deren Stellen laufen im Februar aus. Aus den Reihen der Gäste, die die Tafel besuchen, gibt es kaum Hilfe, beklagt Elvira Illgen. „Wenn ich frage, wer mit abwäscht, meldet sich vielleicht mal einer und immer der gleiche. Auf der einen Seite haben viele Leute keine Arbeit, auf der anderen Seite ist der Einsatzwille nicht da.“

Arbeit gibt es bei der Tafel eine Menge. Mit zwei Kühlfahrzeugen sind die Mitarbeiter nach einem festen Tourenplan in den Supermärkten und Tankstellen der Region unterwegs, um Lebensmittel abzuholen, die das Verfallsdatum erreicht haben. „Manches muss ausgelesen werden. Brot und Brötchen. Auch Obst und Gemüse“, sagte Elvira Illgen. Nicht nur in Döbeln, auch in Waldheim, Roßwein, Hartha und Leisnig gibt die Tafel Lebensmittel an Bedürftige, an Rentner und Langzeitarbeitslose ab. Wenn Mitarbeiter krankheitsbedingt ausfallen, wird es eng. „Man hangelt sich von Tag zu Tag und von Woche zu Woche“, sagte sie. Ganz gute Erfahrungen habe sie mit Leuten gemacht, die vom Gericht zu Arbeitsstunden verurteilt wurden und diese bei der Tafel abarbeiten. „Die sind da in was reingeschlittert und müssen es ausbügeln. Aber mit vielen kann man durchaus arbeiten“, sagt die Leiterin.

Jede Woche gibt die Tafel Lebensmittel an etwa 600 Leute aus. Dazu noch 25 bis 70 Portionen Essen, die jeden Tag in Döbeln gekocht werden. Für den Zehn-Liter-Beutel Lebensmittel wird ein Euro verlangt, für eine größere Menge entsprechend mehr. Von den Einnahmen wird die Tafel finanziert, unter anderem die beiden Transporter am Rollen gehalten, von denen einer schon zwölf Jahre alt ist. „Ich habe den großen gerade durch den Tüv bekommen“, so Elvira Illgen. Früher habe es immer mal größere Spenden gegeben, von denen ein Fahrzeug mal wieder angeschafft werden konnte. Auch Lebensmittel gibt es nicht mehr so viele. Es fallen bei den Märkten einfach weniger an. Einmal in der Woche fährt Elvira Illgen deshalb zur Tafel nach Dresden, um Lebensmittel zu holen. „Die Dresdener Tafel bekommt auch mal größere Mengen. Sie hat sogar ein Kühlhaus für Fleisch und Pizza.“

Fleisch gibt es auch beim obligatorischen Essen zu Heiligabend – wahrscheinlich ein gespendetes Spanferkel. Und auch an den Feiertagen ist Chefin der Tafel unterwegs, um Lebensmittel einzusammeln. „Die Tankstellen haben ja an diesen Tagen geöffnet.“