SZ +
Merken

Per Roboter von Radeberg über Leipzig in die Welt

Die größte ostdeutsche Industriemesse Intec läuft noch bis zum Freitag. Der Sondermaschinenbauer Brähmig setzt auch ohne höhenverstellbares Klo eine Duftmarke.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Michael Rothe

Wer sich das höhenverstellbare Klo und andere ganz besondere Produkte der Brähmig GmbH vor Ort ansehen will, muss nun noch ein paar Kurven mehr nehmen im Gewerbegebiet am Radeberger Heiderand. Der Sondermaschinenbauer ist umgezogen in den äußersten Zipfel des Ex-Robotron-Komplexes – fast schon dorthin, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen.

Lutz Brähmig, Geschäftsführer und Inhaber der Brähmig GmbH Radeberg
Lutz Brähmig, Geschäftsführer und Inhaber der Brähmig GmbH Radeberg

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hatte den Weg zur alten Halle schon mal gefunden. Das war vor zwei Jahren, als das Unternehmen 20. Geburtstag feierte. Und er war fasziniert von der „erfolgreichen, kleinen Firma, die keiner auf dem Radar hat“. Als solche empfahl er sie für den SZ-Unternehmerpreis.

Heute trommelt Firmenchef Lutz Brähmig selbst. Mit Erfolg. Die Auftragsbücher sind voll, die Firma wächst. „Es wurde zu eng für Konstrukteure und Programmierer, darum haben wir 365 000 Euro investiert und sind jetzt in zwei größeren Hallen“, sagt Finanzchef Enriko Heyl. Seit 2010 sei der Umsatz um die Hälfte auf 4,3 Millionen Euro geklettert – bei schwarzen Zahlen.

Das war nicht immer so. Doch an die Pleite 2006 denkt keiner mehr. Unikat-Fan und Tüftler Lutz Brähmig hat gelernt. Da gehen auch Prinzipien über Bord, und einst „langweilige Serien“ machen nun die Hälfte des Geschäfts aus. Und unlängst zugekaufte Arbeiten wie Drehen, Bohren, Fräsen werden selbst erledigt. „Bei den Zulieferern hatten sich Aufträge gestaut, und wir wollten keine Wartezeiten für die Kunden“, sagt Finanzer Heyl. Die Bearbeitungsmaschinen liefen sogar zweischichtig, in Spitzen auch mit ein paar Leiharbeitern.

Brähmig entwickelt und montiert mit 34 Festangestellten Spezialmaschinen mit Software. Schwerpunkt: Montage-, Handling- und Klebesysteme sowie Konfektionierlösungen. Auf der Referenzliste stehen Autozulieferer, Solarunternehmen, Stahlriesen, Onlinehändler, Maschinenbauer. Selbst der usbekische Präsidentenpalast, der mal eine Steuerung brauchte. Kunden verirren sich nicht zufällig an den Heiderand, sondern finden Brähmig im Internet, wo sich die 1990 gegründete Firma selbstbewusst „mittelständisches Unternehmen von europäischem Rang“ nennt. „Wir fangen an, wo andere aufhören“, verspricht die Website. Den Beweis liefert Brähmig mit einer patentierten höhenverstellbaren Toilette oder mit einer vollautomatischen Lösung zum Stapeln und Entstapeln von bis zu 200 Kilo schwerem Stückgut.

Dieser Palettier- und Depalettierroboter steht jetzt auf der Intec in Leipzig, Ostdeutschlands größter Investitionsgüterschau. Dort und auf der zeitgleichen Zuliefermesse Z präsentieren sich bis Freitag 1 352 Aussteller aus 29 Ländern, darunter 86 Produzenten aus dem Regierungsbezirk Dresden und vier aus dem Döbelner Raum.

„Intec und Z gehören zu unseren Flaggschiffen“, sagt Markus Geisenberger, Geschäftsführer der Leipziger Messe. Auch Unternehmen aus Tschechien, Polen, Bulgarien, Italien, Rumänien, Russland, der Schweiz und Ungarn seien dabei. „Mit dem Messeverbund konnten wir einen der wichtigsten Branchentreffs platzieren“, sagt er. Seit der Premiere 2007 seien die Ausstellerzahlen um 35 Prozent gestiegen.

„In Leipzig bilden wir die gesamte Wertschöpfungskette ab, vom kleinsten Teil bis hin zum hochkomplexen Fertigungssystem“, ergänzt Projektdirektorin Kersten Bunke-Njengué. Schwerpunkte seien die optimierten Produktionsprozesse, Ressourceneffizienz und die Bearbeitung innovativer Materialien in Serie.

Lutz Brähmig spricht von „idealer Bühne“. Trotz voller Auftragsbücher sei die Messe Pflicht und fünfstellige Kosten eine „Investition in die Zukunft“. „Ihr Termin in Leipzig“ lockt ein Plakat Besucher am Radeberger Firmeneingang zur Intec: Halle 1, Stand D11. So wird Leipzig zum Wegkreuz: für die Kunden zu Brähmig am Heiderand – und für den Maschinenbauer in die Welt.