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Pendler kämpfen mit verschärfter Parkplatznot

Der Parkplatz des Nettomarktes am Felsenkeller in Pirna war nicht nur bei Kunden begehrt. Jetzt greift die Stadt durch.

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© Dirk Zschiedrich

Von Mareike Huisinga

Pirna. Es war längst kein Geheimtipp mehr: Wer die Gebühren der Parkhäuser in der Pirnaer Innenstadt einsparen wollte, stellte sein Auto auf dem Parkplatz des Nettomarktes am Felsenkeller ab. Von hier aus gelangt man schnell und bequem zu Fuß in die Altstadt. Allerdings ist diese Variante nicht ganz rechtens, denn der Parkplatz ist ausschließlich Kunden des Marktes vorbehalten – für eine Parkdauer von maximal zwei Stunden. Die Ankunftszeit muss mit einer Parkscheibe hinter der Windschutzscheibe dokumentiert werden. Auf diese Regelung weist die Filialleitung sowohl an der Zufahrt zum Parkplatz als auch mit einem Aushang am Gebäudeeingang hin.

Bisher ohne sichtlichen Erfolg. Denn besonders in den Vormittagsstunden waren in den vergangenen Monaten stets sämtliche Stellflächen besetzt, die wenigsten davon mit Autos von Netto-Kunden. Auch an den Rändern wurde geparkt. Manche Autofahrer drehten Runden, um auf einen freien Platz zu warten. Besonders eng war es in der Adventszeit, als auch noch Tannenbäume auf dem Areal verkauft wurden. Denn nicht nur bei Pendlern war der Parkplatz begehrt. Zahlreiche Patienten des benachbarten Ärztehauses nutzen ebenfalls diese Stellflächen.

Jetzt wurde es der Nettomarkt-Leitung zu bunt. In Absprache mit der Stadtverwaltung ließ sie auf dem Gelände zuletzt fast täglich kontrollieren. Das Stadtsäckel dürfte sich durch diese Aktion ordentlich füllen, denn fast an jedem zweiten Wagen hing ein Knöllchen.

Die Netto-Zentrale verteidigt die Aktionen ausdrücklich. „Immer wieder kommt es vor, dass in stark frequentierten Innenstadtlagen Parkflächen missbräuchlich genutzt werden, wodurch unseren Kunden deutlich weniger Parkplätze zur Verfügung stehen“, sagt Stefanie Adler von der Unternehmenskommunikation des Netto Marken-Discount. Die Netto-Filiale in Pirna am Felsenkeller mache da keine Ausnahme.

Sorge, dass Kunden bei den jüngsten Knöllchen-Aktionen eventuell mit abgestraft wurden, hat die Netto-Leitung nicht. Im Gegenteil. Es gab zahlreiche schriftliche Beschwerden von verärgerten Käufern mit einer eindeutigen Aufforderung an Netto, etwas gegen die schwierige Parkplatzsituation zu unternehmen, betont Stefanie Adler. Man habe folglich handeln müssen. Denn die Fremdparker blockierten regelmäßig auch die Zufahrts- sowie die Flucht- und Rettungswege. Zunehmend kam es zu Anlieferungsproblemen. Weitere Kontrollen durch das Pirnaer Ordnungsamt werden in regelmäßigen Abständen stattfinden, kündigt die Netto-Mitarbeiterin an.

Das bestätigt Pirnas Stadtsprecher Thomas Gockel. Da es sich bei dem privaten Nettoparkplatz um eine öffentlich zugängliche Parkfläche handelt, dürfe das Ordnungsamt hier kontrollieren. Ebenso werde auf den anderen Stellflächen wie dem Parkplatz am Schwarzen Nettomarkt an der Königsteiner Straße, aber auch am Krankenhaus auf dem Sonnenstein, kontrolliert. Aber wo sollen die Pendler dann ihren Wagen abstellen? Das scheint bei dieser Thematik die Kardinalfrage zu sein. Thomas Gockel betont, dass es „zahlreiche Alternativen in der Innenstadt“ gebe. Das Rathaus stellt auf Antrag Parkkarten für Pendler aus. Dieser Ausweis erlaubt dem Inhaber, auf den Bewohnerstellflächen zu parken. Eine Karte kostet pro Monat allerdings zwischen 25 und 30 Euro. Außerdem weist der Stadtsprecher auf die Parkhäuser hin – die ebenfalls kostenpflichtig sind. Wer weniger Geld ausgeben möchte, muss weiter laufen. Kostenlose Pendlerparkplätze gibt es am Busbahnhof sowie am Bahnhof. Allein deren Kapazität reicht längst nicht aus, sodass sie wochentags stets schon in den frühen Morgenstunden komplett belegt sind. Zudem sind die Stellflächen in erster Linie nicht für Beschäftigte gedacht, die zum Arbeiten nach Pirna einpendeln, sondern für Menschen aus dem Umland, die in Pirna vom eigenen Auto in die S-Bahn nach Dresden umsteigen.

Mehr Glück haben Einpendler in Copitz auf dem Elbeparkplatz. Von hier aus gelangt man entweder mit der Fähre in die Innenstadt oder zu Fuß über die Brücke. Nachdem dieser Parkplatz in den vergangenen Jahren zu jeder Tageszeit freie Lücken bot, füllt auch er sich wochentags aber nun immer mehr mit Pendler-Autos.

Generell betont Thomas Gockel, dass es nicht die Aufgabe einer Stadt sei, kostenfreie Parkplätze anzubieten. Deshalb gebe es ja auch das Parkraumbewirtschaftungskonzept – das für Pendlerautos vor allem die kostenpflichtigen Parkhäuser rund um die Innenstadt vorsieht.

Perspektivisch wolle die Verwaltung die Altstadt noch stärker vom Autoverkehr entlasten. Deshalb plant das Rathaus, zusätzliche Stellflächen im Bereich des Bahnhofes zu schaffen. Eine Variante sei ein neues Parkhaus. Dieses Vorhaben kommt aber seit Jahren nicht richtig voran. „Derzeit werden die verschiedenen Möglichkeiten geprüft“, sagt Gockel.