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Pendler für die Region gewinnen

Der Industrieverband Impro will das Osterzgebirge stärken. Dafür werden jetzt die Mitarbeiter gefragt.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Osterzgebirge. Christoph Herbrig, Geschäftsführer der „Herbrig & Co GmbH Präzisionsmechanik“ in Bärenstein, beobachtet eine Entwicklung, die ihm nicht gefällt. „Wir haben viele junge Leute, die hier in der Region aufgewachsen sind, ihre Ausbildung gemacht haben, heute aber in Dresden oder Heidenau wohnen“, sagt er. Er kennt das aus eigener Erfahrung. Er hat in Dresden eine schöne Eigentumswohnung gekauft, wie es sie damals im Osterzgebirge nicht gab. Er pendelt wie auch viele Mitarbeiter. Dabei besteht die Gefahr, dass sie der Region als Arbeitnehmer verloren gehen.

Thoralf Buhle ist neuer Büroleiter beim Verband der Präzisionsindustrie Impro. Er hat früher auch für Dynamo-Dresden gearbeitet.
Thoralf Buhle ist neuer Büroleiter beim Verband der Präzisionsindustrie Impro. Er hat früher auch für Dynamo-Dresden gearbeitet. © Kamprath

Er hat dies mit den anderen Unternehmern besprochen, die ebenfalls dem Interessensverband Metall- und Präzisionstechnik Osterzgebirge (Impro) angehören, dessen Vorstandsvorsitzender Herbrig ist. Und sie haben sich vorgenommen zu erkunden, wie sich das ändern lässt. Dazu startet Impro eine Pendlerbefragung. Ziel ist, herauszufinden, wie unsere Region so attraktiv gemacht werden kann, sodass sich junge Leute hier niederlassen und hier leben. Das Konzept für die Befragung ist fertig. In vierzehn Tagen soll sie in den Unternehmen des Impro-Verbands beginnen, sagt Jakup Kleinschmidt. Der Geschäftsführer der Telegärtner Gerätebau GmbH in Höckendorf ist im Impro-Vorstand für das Projekt verantwortlich. Bis Ferienbeginn sollen die ersten Ergebnisse vorliegen.

„Viele haben eine Blockade im Kopf, dass es hier nicht attraktiv sei. Dabei ist die Region eine schöne Umgebung, um mit Kindern hier zu leben. Sie hat ihre Stärken“, sagt Herbrig. Er erhofft sich aus der Umfrage Erkenntnisse, mit der die Unternehmer an die Gemeinden herantreten, was die verbessern könnten. Vielleicht könnten Unternehmen mit Bauträgern zusammen Wohnraum anbieten. „Zu dem Preis, den man in Dresden als Miete bezahlt, kann man sich hier etwas Eigenes leisten“, sagt Herbrig.

Diese Befragung ist ein Vorhaben, das der Impro-Verband aktuell anpackt. Der Verband ist dabei, sich neu auszurichten. Der Büroleiter hat gewechselt. Thoralf Buhle hat Peter Feine abgelöst. Der 52-jährige Buhle ist studierter Kfz-Techniker, hat im Vertrieb gearbeitet und war bei Dynamo Dresden für die Betreuung von Sponsoren zuständig. Zuletzt arbeitete er einen Anbieter von Berufskleidung. Für den Wechsel zu Impro hat er sich entschieden, weil hier die Aufgaben vielfältiger sind.

Impro will auch bei der Nachwuchsgewinnung neue Akzente setzen. Der Verband will sich weniger an Messen und ähnlichen Projekten beteiligen, sondern die Jugendlichen verstärkt in die Betriebe holen, damit sie vor Ort einen Eindruck von der Arbeit bekommen und erleben, wie in kurzer Zeit aus einem Metallstück ein kompliziertes Bauteil wird. Hier ist ein Projekt „Kickertisch“ geplant. Dabei können die interessierten Jugendlichen in verschiedenen Firmen die Einzelteile bauen, die sich in einem klassischen Tischkicker wiederfinden. Die Spielfiguren werden gedreht. Für das Gehäuse sind Maschinen zur Blechbearbeitung erforderlich. Für solche Projekte hat Impro einen Kleinbus angeschafft, mit dem die Jugendlichen abgeholt werden.

Weitere Aufgaben warten auf den neuen Büroleiter. So soll er neue Mitglieder für Impro gewinnen. Derzeit sind bei Impro 13 Unternehmen beteiligt, die über 1 000 Mitarbeiter beschäftigen und über 100 Millionen Euro Umsatz im Jahr machen.

Außerdem muss er einen Umzug organisieren. Das Impro-Büro wird zum Ende dieses Jahres Glashütte verlassen und neue Räume in der ehemaligen Schule in Bärenstein beziehen.