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Pegida stagniert auf hohem Niveau

Trotz kühler Temperaturen machen sich Tausende auf den Weg zum Theaterplatz. Lutz Bachmann kündigt eine eigene Hymne an, Tatjana Festerling plädiert für den Säxit - und ein Galgen sorgt für Aufsehen.

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© Reuters

Dresden. Fast ein Jahr nach der ersten Demonstration marschiert das Pegida-Bündnis auch an diesem Montag durch die Innenstadt. Nachdem in der vergangenen Woche der Versammlungsplatz verlegt wurde, startete der „Abendspaziergang“ genannte Marsch wieder am Theaterplatz, führte am Postplatz vorbei zum Rathaus und von dort zurück zur Semperoper. Erneut kommen Tausende Demonstranten, die Studenten der Gruppe „Durchgezählt“ bleiben im Verlauf des Abends bei ihrer ersten Schätzung und sprechen von bis zu 9 000 Demo-Teilnehmern.

Mehrere Tausend Pegida-Anhänger demonstrieren auf dem Theaterplatz.
Mehrere Tausend Pegida-Anhänger demonstrieren auf dem Theaterplatz. © dpa
Lutz Bachmann im Livestream der abendlichen Pegida-Demonstration.
Lutz Bachmann im Livestream der abendlichen Pegida-Demonstration. © Screenshot SZ
Szenenwechsel in die Niederlande: Lutz Bachmann spricht in Utrecht.
Szenenwechsel in die Niederlande: Lutz Bachmann spricht in Utrecht. © dpa

In der vergangenen Woche lieferte die Auswertung von „Durchgezählt“ ein vergleichbares Ergebnis. Weniger erfolgreich lief es dafür am Sonntag für Lutz Bachmann und dessen niederländische Freunde. Dem Aufruf zur Demo in Utrecht folgten laut der Deutschen Presse Agentur lediglich ein paar Hundert Teilnehmer, und das trotz der wortgewaltigen Hilfe aus Sachsen. Von einem provisorischen Rednerpult aus und mit einer Baustellenkulisse im Rücken sprach Bachmann zu den Anhängern der Bewegung.

Zurück in Dresden, konnte sich Lutz Bachmann der Aufmerksamkeit gewiss sein, und zur Einstimmung seiner Fans wiederholte er noch einmal seine Generalkritik an „IM Erika“ alias Angela Merkel und verunglimpfte weitere Politiker im Stile seiner Facebook-Kommentare. Er feierte „Dresden als Zentrum des Widerstands“ und reflexartig skandierten die Besucher der Freiluftveranstaltung das magische Wort. Dies wiederholte sich mit dem Begriff „Abschiebung“, dem Pegida-Gründer Bachmann eine Anekdote aus Brandenburg widmete.

Frontfrau Tatjana Festerling plädierte für den Austritt Sachsens aus der Bundesrepublik und damit einhergehend auch aus der Europäischen Union, doch reagierte das Publikum auf den Säxit eher verhalten. Anschließend wiederholte sie ihr Dogma vom zivilen Ungehorsam und rief die Zuhörer dazu auf, sich im Namen der Sache doch einfach krankschreiben zu lassen. Da sich aber „Krankschreiben“ weder auf „Widerstand“ reimt oder auf „Volksverräter“, blieb auch bei der Passage die Resonanz auf ihre via Livestream dokumentierte Rede eher bescheiden.

Für den kommenden Montag kündigte Lutz Bachmann politische Prominenz aus dem Ausland an, verzichtete diesmal jedoch auf das Aufzählen großer Namen. Als prominentester Gast dürfte der umstrittene Autor Akif Pirinçci gelten, der die Bühne zum Promoten seines neuen Buches nutzen wird, das zwei Tage später auf den Markt kommt. Das trägt den Titel „Die große Verschwulung“. Weiter versprach Bachmann für die Feier zum einjährigen Bestehen von Pegida eine eigene Hymne. Ein bekannter sächsischer Musikant habe sich 14 Tage lang mit der Komposition befasst und in einer Woche werde diese dann auf dem Theaterplatz erklingen.

Diesmal gab es auch wieder eine Gegendemonstration: Die Initiative Gepida, was für „Genervte Einwohner Protestieren gegen Intoleranz Dresdner Außenseiter“ steht, radelte oder lief vom Landgericht Dresden zum Postplatz und versammelte dort um die 400 Teilnehmer, wie „Durchgezählt“ twitterte. Die Beobachter von „Straßengezwitscher“ kamen auf einen ähnlichen Wert.

Die Polizei, die mit 276 Beamten vor Ort war, berichtete zunächst von keinen größeren Zwischenfällen. Ob ein Galgen, der von einem Pegida-Anhänger getragen wurde und laut Pappschildern für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihren Vize und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) reserviert war, strafrechtlich relevant sei, müsse die Staatsanwaltschaft am Dienstag prüfen, sagte ein Polizeisprecher. Ein weiterer Demonstrant, der mit einem Polizeibeamten aneinandergeraten war, wurde angezeigt.

In Leipzig und Chemnitz gingen ebenfalls Anhänger der örtlichen Pegida-Ableger auf die Straße, mit jeweils nur einigen Hundert Teilnehmern aber deutlich weniger. Laut Polizei kamen etwa 400 bis 500 Menschen zur Legida-Veranstaltung. Am vergangenen Montag waren es 600 bis 800 gewesen. Zwischenfälle gab es laut Polizei nicht. Zu einer Kundgebung der Cegida kamen in Chemnitz etwa 400 Menschen. An einer Gegendemonstration beteiligten sich etwa 200 Menschen. Auch dort blieb es laut Polizei ruhig. (szo/dpa)