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Pause für den Feralpi-Schredder

Die Anlage wird modernisiert. Das Stahlwerk soll danach nicht nur sauberer werden.

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© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Die Produktion ruht – und trotzdem rollen noch jeden Tag bis zu 70 Lkws auf das Feralpi-Gelände in Riesa. „Mit vielen Lieferanten haben wir längerfristige Verträge“, sagt Mathias Schreiber. Deshalb läuft nun jede Menge Schrott an. Bis Mittwoch liegt der Großteil des Werkes still. So lange werden die Berge in der Schrotthalle weiter anwachsen. Einer von ihnen wird erst im November wieder kleiner werden: Direkt vor der Schredderanlage des Stahlwerks türmt sich der Schrott, vom Wäscheständer bis zu Kraftfahrzeug-Teilen. „Das dürften rund 8 000 Tonnen Schrott sein“, schätzt Mathias Schreiber, der bei Feralpi für Fragen des Umweltschutzes zuständig ist.

Der gesamte Berg ist für die Aufbereitung in der Schredderanlage, dem sogenannten Kondirator gedacht. Der verarbeitet normalerweise bis zu 15 Prozent des Metallschrotts, der bei Feralpi eingeschmolzen wird. Rund 500 Tonnen Eisenmetalle werden aus dem Schrott so jeden Tag zurückgewonnen. Nun wird die Anlage modernisiert. Zwei Monate steht der Kondirator deshalb insgesamt still.

Maschine mit 2 000 PS

Auf den ersten Blick sieht der Schredder relativ unspektakulär aus: eine Reihe grüner rechteckiger Metallgebäude, die über Laufbänder miteinander verbunden sind. Hinter einer dieser Einhausungen steht allerdings eine Maschine, die mit 2 000 PS betrieben wird, um den Schrott in kleine Stücke zu zermahlen. Normalerweise ist der Zutritt aus Sicherheitsgründen streng verboten. Weil aber der Kondirator derzeit ruht, steht die große Tür ins Innere der Anlage offen. Die meterhohe Hammermühle ist aufgeklappt. Mathias Schreiber zeigt auf eine schräge Rutsche. „An dieser Kante wird der Schrott von der Hammermühle in kleine Stücke gerissen.“

Der zerkleinerte Schrott fällt dann durch ein Rost auf ein Transportband. Der Kondirator kann bis zu sieben Millimeter dicken Schrott zerkleinern, die Stücke sind etwa 20 Zentimeter groß. Eine Magnet- und eine Siebtrommel sortieren diese wiederum danach, was für die Verarbeitung im Stahlwerk zu gebrauchen ist und was nicht.

Bisher war der 1999 erbaute Kondirator so etwas wie das Schmuddelkind des Stahlwerks. In der Vergangenheit hatten Naturschützer die Anlage regelmäßig kritisiert und ihre Stilllegung gefordert. Auch die Landesdirektion in Dresden hatte Feralpi 2012 die Auflage erteilt, den Schredder an aktuelle Umweltstandards anzupassen.

Diese Arbeiten werden nun umgesetzt. Seit einem Monat ruht deshalb die Arbeit an der Anlage. Direkt neben der Halle, in der die Hammermühle steht, hebt ein Bagger derzeit das fünf Meter tiefe Fundament für den neuen Schornstein des Kondirators aus. Wenn er fertig ist, soll der Kamin 47 Meter in die Höhe ragen. An anderer Stelle sind die Arbeiten schon weiter fortgeschritten. So ist mittlerweile fast die gesamt Anlage eingehaust.

50 ähnliche Anlage in Deutschland

„Es gibt in Deutschland rund 50 ähnliche Anlagen“, erläutert Mathias Schreiber. „An vielen Standorten liegen zum Beispiel die Transportbänder im Freien.“ Auch die Mühle selbst soll dicht gemacht werden. Bisher ist das Gehäuse, in dem der Hammer den Metallschrott zerkleinert, nach oben offen. Ziel sei es, die Einhausung fast vollständig zu schließen, erklärt der Umweltbeauftragte des Stahlwerks. „Dafür haben wir noch einen Monat Zeit, das ist ausreichend.“

Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, soll die Anlage nicht nur sauberer sein, sondern auch leiser. Außerdem soll dann die Betriebszeit der Anlage deutlich reduziert werden, verspricht Schreiber: „Bisher lief der Kondirator von etwa 7 Uhr morgens bis 19 Uhr.“ Ab dem Neustart am 2. November werde er einige Stunden eher abgeschaltet. Auch das soll den Schadstoffausstoß des Stahlwerks weiter senken.

Wie viel die Umbauten letztlich bringen, werden Messungen zeigen müssen. Danach werde man sich anschauen, ob weiterer Handlungsbedarf besteht, sagt Mathias Schreiber. Vor allem in Sachen Lärmschutz sei der quasi ständig gegeben. Zwar erfülle das Werk alle Auflagen. „Wenn eine Lärmquelle beseitigt ist, rückt bei unseren Analysen aber meist die nächste in den Vordergrund.“ Es wird also auch in Zukunft jede Menge Arbeit für den Umweltschutzbeauftragten geben.