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Paula wird unser Mädchen in Amerika

Jeder Bundestagsabgeordnete kann pro Jahr einen Schüler in die USA schicken. Im Landkreis fiel die Wahl auf Paula Stachuletz aus Kurort Hartha, die ihr Glück kaum fassen konnte.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Tobias Winzer

Tharandt/Kurort Hartha. Bei so viel Überraschung können einen die Gefühle schon einmal übermannen. Paula Stachuletz, Gymnasiastin am Tharandter Gymnasium, hatte sich am Freitag auf einen ruhigen letzten Schultag vor den Ferien eingestellt, als plötzlich der CDU-Bundestagsabgeordnete Klaus Brähmig, Tharandts Bürgermeister Silvio Ziesemer, Schulleiter Volker Gaitzsch und ihre Eltern im Klassenzimmer standen. Sie alle waren gekommen, um der 15-Jährigen aus Kurort Hartha eine frohe Botschaft zu übermitteln: Aus etwa 35 Schülern wurde sie ausgewählt, um gesponsert vom Bundestag und dem amerikanischen Kongress, ein Jahr lang in den USA zur Schule zu gehen. Vor Freude kullerten ein paar Tränen über ihre Wangen. „Ich freue mich sehr“, waren die wenigen Worte, die sie kurz nach dem Überraschungsbesuch herausbrachte.

Das Parlamentarischen-Patenschafts-Programm gibt es schon seit mehreren Jahrzehnten. Aus jedem Wahlkreis in Deutschland dürfen die Abgeordneten pro Jahr einen Schüler auswählen, der ein Highschool-Jahr in den USA inklusive Flug finanziert bekommt. Etwa 8 000 Euro werden so gesponsert. Weil der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit André Hahn (Linke) und Brähmig zwei Abgeordnete hat, wechseln sie sich jährlich ab. In diesem Jahr war Brähmig mit der Auswahl dran.

Die Entscheidung für Paula fiel ihm nicht schwer. „Es ist schon erstaunlich, welchen gesellschaftlichen Weitblick, welche Toleranz und Weltoffenheit sie in ihrem Alter schon an den Tag legt. Abgesehen von den guten Zensuren“, sagte Brähmig. Etwa 35 Schüler hatten nach dem Aufruf ihre Bewerbungsunterlagen mitsamt Motivationsschreiben eingereicht. Brähmig musste sich nach einer Vorauswahl noch zwischen vier Kandidaten entscheiden. „Paula hat auf mich nach Durchsicht der Unterlagen einen sehr guten Eindruck gemacht. Sie wird eine gute Botschafterin unserer Region sein“, sagte er.

Und wie es sich für eine Botschafterin gehört, wird Paula mit etwas Werbung für den Landkreis und Deutschland in die USA fliegen. Brähmig überreichte ihr am Freitag einen Imagefilm über die Region und ein Buch mit „Facts about Germany“, also Fakten über Deutschland. Außerdem gab es für die Teenagerin eine Landkarte der USA hinter Glas und 19 US-Dollar als symbolische Starthilfe.

Wann genau Paula losfliegt und wohin die Reise geht, steht noch nicht fest. Eine Organisation, die das Patenschaftsprogramm betreut, sucht nun nach einer passenden Gastfamilie. Voraussichtlich im August macht sich die 15-Jährige dann auf den Weg in die USA. „Wenn ihre Tochter nach dem Jahr zurückkommt, wird sie sicherlich ein anderer Mensch sein – im positiven Sinn“, sagte Brähmig zu Paulas Eltern,

Für ihn verbindet sich mit dem Programm ein wichtiges Anliegen. „Die Menschen müssen einander begegnen“, sagte er und erinnerte etwas staatstragend an die vielen deutschen Pioniere, die die Vereinigten Staaten zu dem gemacht haben, was sie heute sind. Nachdem die Finanzierung des Programms von amerikanischer Seite schon einmal infrage gestellt worden sei, hoffe er, dass es unter der neuen Regierung weiterbestehen könne.