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Passwörter waren Nazi-Codes

Auf Handys und Computern des sogenannten Moscheebombers Nino K. gibt es Hinweise auf seine Radikalisierung.

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© Symbolfoto: Julian Stratenschulte/dpa

Von Alexander Schneider

Nach dem Bombenanschlag auf die Fatih Camii Moschee am 26. September 2016 muss der mutmaßliche Täter seinen Computer gesäubert haben. Das berichtete ein Staatsschutz-Ermittler am Dienstag in dem Prozess gegen Nino K. am Landgericht Dresden als Zeuge. Ihm werden unter anderem versuchter Mord und Herbeiführen von Sprengstoffexplosionen vorgeworfen.

Auf dem Rechner des Angeklagten wurde im November 2016 das Betriebssystem neu installiert. Daher hätten sich viele Daten, etwa besuchte Internetseiten, nicht mehr rekonstruieren lassen, so der Zeuge, ein Auswerter des Landeskriminalamtes. Dennoch gab es eine Fülle an Dokumenten, die auch älteren Datums waren und Aufschluss über den Angeklagten, sein Weltbild und seine Radikalisierung geben.

Die Beamten stellten etwa den Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel sicher, den K. im Sommer 2015 unter großem Jubel auf einer Pegida-Demo verlesen hatte. „Gnade Ihnen Gott, denn von uns werden Sie keine Gnade bekommen“, endet der Text. Unter Tausenden Fotos waren viele von Pegida-Demos, andere Bilder zeigten einen Anschlag auf ein Asylheim in Stetzsch Ende 2015. Es gab auch Fotos von K.s Tatorten, der Moschee in der Hühndorfer Straße und dem Kongresszentrum, wo er in derselben Nacht auf der Dachterrasse eine zweite selbst gebaute Bombe zündete. K. hatte das zugegeben, er bestreitet aber, in Tötungsabsicht gehandelt zu haben.

Es gibt auch Hinweise auf seine Bombenbasteleien in Form von PC-Dokumenten, in denen chemische Elemente und etwa Düngemittel behandelt werden. K. habe auch Ordner mit Fotos von mehreren Journalisten angelegt. Unklar ist bislang, ob auch sie ein Anschlagsziel waren. Nachdem es der Polizei gelungen war, K.s Passwörter zu entschlüsseln, dürfte es keine Zweifel mehr an seiner rechtsextremen Gesinnung geben. Es handelte sich um Kombinationen von Nazi-Codes, etwa die 88, die für „Heil Hitler“ steht, oder die 18 für „Adolf Hitler“. Nicht ausgewertet hatte der Beamte offenbar Hunderte Whatsapp-Fotos, mit häufigen Bezügen zu Hitler und dem Nationalsozialismus. Der Prozess wird fortgesetzt.