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Kritik an Görlitzer Parkplatzplänen

Tobias Heid, Manager der Straßburg-Passage, verlangt mehr Stellflächen nahe am Wilhelmsplatz. Die Stadt Görlitz sieht das anders.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Ingo Kramer

So richtig konnte Tobias Heid erst gar nicht glauben, was er da neulich in der Zeitung las: Die Stadt ist inzwischen von dem Gedanken abgerückt, eine Tiefgarage unter dem Wilhelmsplatz zu errichten. Seit über zwei Jahrzehnten geisterte diese Idee durch die Görlitzer Kommunalpolitik. Neben der Finanzierung galten schon immer die Zu- und Abfahrten für eine solche Tiefgarage als ein Problem. Doch nun haben die Untersuchungen auch noch ergeben, dass rund um den Wilhelmsplatz der Parkdruck nicht so enorm hoch ist.

Gerade Letzteres ist für den Manager der Straßburg-Passage völlig unverständlich: „Ich kann nicht nachvollziehen, dass es am Wilhelmsplatz ausreichend Parkplätze geben soll.“ Er vermutet nun, dass die Stadt die Untersuchungen zu einem der Zeitpunkte gemacht hat, als eine der Straßen rund um den Wilhelmsplatz gesperrt war und entsprechend weniger Einzelhandels-Kunden ins Viertel kamen. Oder, dass zur falschen Uhrzeit untersucht wurde, zum Beispiel am Morgen, wenn die Geschäfte noch geschlossen sind.

Letzteres weist die Stadt auf SZ-Nachfrage zurück, aber zumindest mit seiner ersten Vermutung liegt Tobias Heid richtig. „Die Stadt hatte in der zweiten Jahreshälfte 2014 eine innerstädtische Untersuchung in Auftrag gegeben, die insbesondere das Parken betrachten sollte“, sagt Rathaussprecherin Sylvia Otto. Dazu fanden vor allem im November 2014 ganztägige Vor-Ort-Aufnahmen und Zählungen statt. Und tatsächlich: Der obere Teil der Jakobstraße war damals im Bau, sodass von dort keine Kunden zum Wilhelmsplatz fahren konnten. „Allerdings standen durch die Baustelle im Umfeld des Wilhelmsplatzes auch weniger Parkplätze zur Verfügung“, kontert Sylvia Otto. Dennoch sei die Parksituation hier im Vergleich mit Quartieren in und am Rand der Altstadt weniger angespannt gewesen. „Die Auslastung lag damals im Schnitt bei unter 80 Prozent“, sagt Sylvia Otto.

Tobias Heid nimmt das ganz anders wahr. Von seinem Bürofenster aus hat er den Platz immer im Blick. „Manche Autos drehen zwei Runden, eher sie einen Parkplatz finden“, sagt er. Vor allem die Seiten zur Jakobstraße und zum Gymnasium seien immer zugeparkt. Das Parkhaus am Bahnhof dagegen sei für den Handel nicht relevant. Die Kunden wollen ihre schweren Einkaufstüten schnell zum Auto bringen und nicht weit laufen, gleich recht nicht durch die obere Jakobstraße, die keine Einkaufsstraße mehr ist. Heid plädiert deshalb darauf, dort mehr Parkplätze zu schaffen, wo sich die Läden befinden.

Einen Vorstoß in diese Richtung hatte bereits der inzwischen im Ruhestand befindliche Vater des 29-Jährigen unternommen. Jürgen Heid hätte vor Jahren gern ein Parkhaus im Hinterhof zwischen Hospitalstraße, Jakobstraße und Straßburgpassage errichtet. „Er hat das sehr intensiv geprüft, aber letztlich ist es daran gescheitert, dass keine guten Ein- und Ausfahrten zum Parkhaus möglich gewesen wären“, sagt Tobias Heid. Egal aus welcher Richtung: Die Autos hätten immer über Fußwege und durch enge Hauseinfahrten rollen müssen. Das wäre keine gute Lösung gewesen.

Jetzt begrüßt der Junior die Pläne des Landkreises, am künftigen Behördenstandort in der oberen Berliner Straße auch ein Parkhaus zu bauen. Die Berliner sei für die Kunden zumindest attraktiver als die obere Jakobstraße, sagt Tobias Heid. Aber in erster Linie geht es ihm darum, dass am Wilhelmsplatz stets Parkplätze zur Verfügung stehen, auch in Hauptgeschäftszeiten. Wann die sind, sei aber sehr unterschiedlich: „Künftig vielleicht vor allem an langen Einkaufs-Sonnabenden.“ Die sollen über kurz oder lang als Einkaufshöhepunkte ausgebaut werden. Wie viele zusätzliche Parkplätze aus seiner Sicht nötig wären, kann Tobias Heid aber auch nicht sagen.