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Partzsch Firmengruppe richtet sich neu aus

Neben dem Bau neuer Maschinen soll die Instandhaltung mehr Gewicht bekommen. Dafür expandiert Partzsch in den Westen.

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© Dietmar Thomas

Von Jens Hoyer

Döbeln. Thomas Partzsch begeistert sich leicht, wenn er von der Arbeit der letzten Jahre spricht. Partzsch Elektromotoren, Döbelns größter Arbeitgeber, steckte vor drei, vier Jahren in einer tiefen Krise. Eine Delle, aus die sich die Firmengruppe wieder herausgearbeitet hat. Mit der Neuausrichtung hat sich der Unternehmer ganz nebenbei noch einen Wunsch erfüllt. „Ich wollte schon immer, dass die Maschinen unser Firmenschild tragen“, sagt er. Bisher hatte Partzsch Elektromotoren vor allem im Auftrag großer Firmen produziert, was letztlich auch zu der Krise führte, als diese Aufträge wegbrachen. Jetzt geht das Unternehmen andere Wege. So hatte sich Thomas Partzsch an einer Firma in Ingolstadt beteiligt. Die kümmert sich um die Akquise, Planung und Konstruktion von Generatoren. Nicht irgendwelche Maschinen, sondern richtig große. Nach längerem Anlauf trägt diese Zusammenarbeit Früchte. „Wir werden jedes Jahr 20 bis 30 Generatoren bauen“, sagt er. Die Maschinen sollen in Biogas- und Verbrennungsanlagen und in Kraftwerken aller Art Strom erzeugen.

„Aus so einer Krise muss man Lehren ziehen“, sagte Thomas Partzsch. „Wir haben uns mehr mit Marktanalyse beschäftigt. Wir haben uns gefragt: Welche Produkte werden nicht in Billiglohnändern gebaut. Denn darunter hatten wir gelitten“, erzählt er. Das Ergebnis: Instandsetzung und Reparatur bleiben in Deutschland. In diese Richtung hat sich das Unternehmen neu ausgerichtet. „Wir haben offensive Akquise in den alten Bundesländern betrieben. Und wir haben gemerkt, die kennen uns gar nicht“, sagte Partzsch. Bisher seien die Produkte immer über die großen Konzerne zu den Endkunden gelangt. „Wir hatten das Marketing regelrecht verlernt“, meint der Firmenchef in der Rückschau. „Wir sind zwar europaweit das größte Unternehmen in der Branche, aber deshalb hat man nicht automatisch Aufträge“, sagte Partzsch.

Er habe Kraftwerke besucht. „Und dort wurde ich gefragt: Und was machen wir mit den kleinen Motoren?“ Daraus sei dann die Idee entstanden, die Wartung als Gesamtpaket anzubieten. Die kleinen Maschinen sollen von Betrieben in der Nähe der Kunden instand gesetzt werden. Die großen Maschinen kommen nach Döbeln. Man sei mit sechs oder sieben Unternehmen im Gespräch, dabei gehe es um Kauf oder Kooperation, sagte Partzsch. „Wir expandieren in die alten Bundesländer.“

In Zukunft will die Firma auch nicht mehr nur Elektromotoren instand setzen und reparieren, „Etwa 70 Prozent der Motoren treiben Pumpen an“, sagte Partzsch. Bei 18 Millionen Elektromotoren in Deutschland sei das ein Potenzial von zehn Millionen Pumpen. „Wir werden in Zukunft auch Pumpen reparieren“, so der Firmenchef. Dazu sei die Schulung der Mitarbeiter notwendig. „Wir müssen uns auch noch Prüfstände zulegen.“

Zwei bis drei Millionen Euro investiert die Firmengruppe pro Jahr in neue Anlagen und Maschinen, sagte Partzsch. Vor reichlich einem Jahr war die Fertigung von Spezialdrähten in Ossig ausgebaut worden. Der Ausstoß habe sich dadurch mindestens verdoppelt, sagte Partzsch. Bei den Spezialdrähten sei die Firma jetzt Preisführer in Europa.

Selbst in den sonst eher „sauren“ Monaten Januar und Februar sei die Auftragslage gut. Und das wertet Partzsch als positives Zeichen für die gesamte Auftragsentwicklung in diesem Jahr. „Wenn nicht etwas Außergewöhnliches passiert, sieht es richtig gut aus“, meint er. Allein ein finnischer Auftraggeber habe 60 große Sechs-Megawatt-Generatoren für Windkraftanlagen bestellt. „Wir sind gerade in der Diskussion, wie viele Leute wir einstellen“, sagte Partzsch.

Leute zu bekommen, sei schwierig. Allein die Windanlagen Service GmbH würde sofort vier bis fünf Mitarbeiter einstellen. „Die müssen höhentauglich und handwerklich geschickt sein“, sagte Partzsch. Mit den Firmen in Bitterfeld und Ingolstadt hat die Gruppe derzeit rund 670 Mitarbeiter. Rund 570 davon arbeiten in den Betrieben in Döbeln, Mochau und Ossig.

In diesem Jahr wird Thomas Partzsch seinen 70 Geburtstag feiern. Aber das ist für ihn kein Grund, an den Ruhestand zu denken. „Das ist nur eine Zahl“, sagte er. Die Firmengruppe habe eine junge Führungsmannschaft aufgebaut. „Das trägt überall Früchte. Ich bin mehr beratend tätig und kümmere mich um Sonderaufgaben und strategische Entscheidungen.“