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Partys mit dem Reiz des Verbotenen

An der Elbe und in der Heide muss die Dresdner Polizei immer wieder Freiluftfeiern beenden. Nicht nur wegen zu lauter Musik.

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© Thomas Frey/dpa

Von Christoph Springer

Ein großer Grill, eine Bierzapfanlage, ein Generator für den Strom und eine gute Anlage für satten Sound – fertig ist die Sommerparty. Die Dresdner feiern gern im Freien. Allein an der Elbe gibt es dafür sieben Grillplätze und fünf Stellen, an denen auch Lagerfeuer erlaubt sind. Dazu kommen Grillplätze auf dem Alaunplatz und in einer Grünanlage am Rudolf-Bergander-Ring in Prohlis. Und unzählige Orte, an denen gegrillt und gefeiert wird, obwohl das dort nicht gestattet ist. Solche Plätze finden sich zum Beispiel am linken Elbufer unterhalb des Blauen Wunders und rechtselbisch nahe der Prießnitzmündung.

Zehn Mal musste die Polizei seit April dieses Jahres bei solchen Freiluftpartys einschreiten. Nicht nur an illegalen Orten, sondern wie am dritten Augustwochen-
ende auch auf Plätzen, auf denen das Grillen erlaubt ist. Am Elbufer zwischen der Eisenberger Straße und der Moritzburger Straße in Pieschen feierten an jenem Abend 100 Menschen. Nachbarn beschwerten sich über die laute Musik. Sie berichteten der Polizei, dass die Feiernden mit mehreren Autos vorgefahren wären und Notstromaggregate am Elbufer angeworfen hätten. Als die Polizisten gegen 21.30 Uhr eintrafen, hörten sie die Musik dröhnen und wurden mit Flaschenwürfen begrüßt. Ein 17-Jähriger stellte sich als Veranstalter vor. Die Beamten setzten durch, dass die Party auf der Stelle beendet wurde.

Eigentlich sind solche Grillabende für die Polizei kein Thema, sagt Jana Ulbricht. „Wenn sich jemand an der Elbe trifft, auch mal 30 Personen, und die einen normalen Lärmpegel haben, ist das in Ordnung“, so die Polizeisprecherin. Die Party an der Elbe in Pieschen war aber durch die besonders laute Musik aufgefallen. Deshalb hat die Polizei sie beendet. „Das ist dann eine Ordnungswidrigkeit. Die Bußgeldstelle der Stadt kann bis zu 1 000 Euro verlangen“, erklärt Jana Ulbricht.

Mehr Mühe machen den Beamten Partys an versteckten Orten. „Es gibt mehrere Stellen, wo immer mal wieder gefeiert wird“, sagt Ulbricht. „Diese Orte haben gemeinsam, dass sie recht abgelegen und eher schwer zugänglich sind.“

Beispiel Kaditz: Dort haben am 19. August nachts etwa 70 Personen auf einem Grundstück an der Grimmstraße gefeiert. Auch dabei störte Nachbarn der Partylärm. „Das war die letzte Enklave linksseitig der Flügelwegbrücke, hinter dem Frühgemüsezentrum“, beschreibt Jana Ulbricht den Feierort, den ihre Kollegen erst suchen mussten, bevor sie die Party gegen 1.25 Uhr beendeten.

Mehr Probleme bereiten der Polizei Partys in der Heide. Dort haben die Beamten bereits Feiern in Sandgruben beendet, auf den Hellerbergen und am Waldrand in einer Unterführung am Wilden Mann. Forstbezirksleiter Markus Biernath kennt diese Partys ebenfalls. „Wir finden dann Mengen an Müll, manchmal sogar alte Sofas und Tische“, berichtet er von den Hinterlassenschaften der Gäste. Die Orte variieren immer, oft werde an Stellen gefeiert, die seine Mitarbeiter vorher „nicht auf dem Schirm hatten“. Problematisch sind solche Partys nicht nur wegen des Mülls, an dem sich Wildtiere verletzen könnten, sondern auch wegen des Lärms. Doch gerade die Abgeschiedenheit des Waldes reizt Partygäste. Das bestätigen Dresdner TU-Studenten in einem Internetbericht, der im März im Rahmen eines Journalismus-Seminars veröffentlicht worden ist. „Wie die Dresdner Partykultur die Heide für sich nutzt“, ist er überschrieben. „Die Einfachheit, die Originalität und der Reiz des Verbotenen rufen sogenannte Free-Teks auf den Plan, illegale Open-Air-Partys“, heißt es in dem Text. Die Verfasser begründen die Lust an solchen Partys mit der Mystik und dem Freiheitsgefühl, das der dunkle Wald vermittele.

Nicht nur Dresdens größtes Waldgebiet, die Heide, zieht Partyveranstalter magisch an. Auch vor dem Großen Garten machen sie nicht halt, berichtet Uli
Kretzschmar, Sprecher der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen. „An warmen Sommerabenden finden regelmäßig Partys statt. Da wird gegrillt und gefeiert. Der Müll bleibt liegen.“

Anders als bei der 100-Personen-Feier an der Elbe handelt es sich aber nicht um riesige Partys. „Erlaubt sind sie trotzdem nicht“, sagt Kretzschmar. Ohnehin dürfe der Rasen nur auf der Drachenwiese betreten werden. Ein Sicherheitsdienst wacht über den Park, allerdings nur bis abends 22 Uhr. Dann ist auch dort allein die Polizei dafür zuständig, bei Partys den Stecker zu ziehen. (mit SZ/jv)

Hinweis: In einer früheren Version dieses Artikels stand „Kompressor für den Strom.“ Wir haben den Fehler mittlerweile korrigiert.