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Party mit Prinzessin

Zu ihrem 19. Geburtstag lädt die Cosel-Tochter Friederike in die Hoflößnitz ein. Zu einem Weinbergfest. Das findet anstelle des Winzerumzugs statt.

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© Arvid Müller

Von Ines Scholze-Luft

Radebeul. Friederike Alexandrine schwebt über den Hof der Radebeuler Hoflößnitz. Ein zartes Wesen ganz in Blau, die zweite Tochter von August dem Starken und der inzwischen auf der Burg Stolpen inhaftierten Gräfin Cosel. Die langen Röcke der Prinzessin schwingen bei jedem Schritt. Die blonden Haare sind kunstvoll frisiert und geschmückt, darunter blitzen Ohrhänger mit funkelnden blauen Steinen.

Die Festrobe mit der eleganten Spitze zeigt: Die junge Frau hat etwas ganz Besonderes vor. Sie feiert in wenigen Tagen Geburtstag. Ihren 19. Und das will sie mit vielen Gästen auf dem Familienweingut genießen. Beim churfürstlichen Weinbergfest, das nicht nur in Tradition des alljährlichen Weinfestes stattfindet. Sondern auch an ein großes Ereignis des vergangenen Jahres anknüpfen soll. An den gesamtdeutschen Winzerumzug.

Eine Aktion vom 2015er-Ausmaß gibt es diesmal nicht. Was die ganze Stadt in Atem gehalten hat, lässt sich nicht jedes Jahr auf die Beine stellen, sagt Hoflößnitz-Geschäftsführer Jörg Hahn. Über 1 100 Teilnehmer zogen von Radebeul-West zur Hoflößnitz. Vorbei an mehr als 50 000 Schaulustigen, zum Weinfest am Lust- und Berghaus mit über 30 000 Besuchern.

Auch wenn das Budget dafür ein kleines sechsstelliges war – Jahr für Jahr ist das nicht zu stemmen, so Hahn. Schließlich haben die Hoflößnitz-Mitarbeiter das Ganze neben der eigentlichen Arbeit organisiert. Einschließlich der Suche nach Sponsoren, Freiwilligen und anderen Unterstützern. Aufgegeben hat er den Gedanken an einen weiteren großen Umzug nicht, sagt Hahn. Seine Vision: 2020 könnte es soweit sein, mit einem Lustlager auf dem Hörnigplatz.

Doch vier Jahre sind eine lange Zeit. Um Entzugserscheinungen vorzubeugen, gibt es auf der Hoflößnitz schon mal einen Vorgeschmack auf Kommendes. Mit dem 1. Churfürstlichen Weinbergfest, wo Friederike Alexandrine Gräfin von Cosel Geburtstag feiert. Was historisch verbürgt 1727 gleichzeitig mit der Weinlese im Weingut der Familie zelebriert wurde.

Die schöne Prinzessin wird volljährig, darf sogar ihren ersten Wein trinken. Was sich beim Weinlesefest anbietet. Das fällt noch dazu besonders üppig aus. Verzeichnet doch die Hoflößnitz just vor 289 Jahren einen besonders hohen Ertrag: 100 Fässer Wein. Viel mehr als die sonst üblichen 20 bis 30 Fässer.

Da können sich natürlich auch August und seine Gespielinnen an einem guten Tropfen laben. Dazu ziehen sie sich bei der Geburtstagsfete allerdings lieber zurück, wollen ungestört sein. Ein klein bisschen traurig ist die Prinzessin, weil die Frau Mama nicht dabei ist. Dafür passt Freiherr von Löwendal, ihr Vormund, bei der barocken Party sehr genau auf seinen Schützling auf.

Party dürfte selbst nach 300 Jahren das richtige Wort sein. Denn steif, eingeschnürt ins höfische Korsett, geht es mitnichten zu, wenn die adlige Familie feiert. Wer weiß das besser als Friederike Alexandrine. Wenn die Familie unter sich ist auf dem Weingut in der Lößnitz, regieren Lockerheit und Lust. Musik und Tanz, Stimmung und Temperament sind gefragt. Darauf freut sich das Geburtstagskind. Auch weil Graf von Brühl erwartet wird, der Silberpage, der ihr ein ganz besonderes Geschenk bringt, ein Schmuckstück, eine silberne Nadel. Auch eine Torte wird es wohl geben und ein Spiel. Und eine Tafel mit allerlei Leckereien, vor allem mit Obst, mit Weintrauben und Ananas.

Da strahlen die blauen Augen der lebhaften jungen Dame. Am meisten wünscht sie sich viele Gäste, die mit ihr gemeinsam essen, trinken und genießen. Sie wird sich revanchieren, mit Liedern von Liebe und Wein. Denn der Cosel-Tochter verleiht die Opernsängerin Anne Schierack mit viel Anmut Bewegung und Stimme. Die Künstlerin ist mit der Hoflößnitz-Geschichte wohl vertraut, achtet darauf, dass alles der historischen Vorlage entspricht. Und dass trotzdem zeitlos fröhlich gefeiert wird.

Ihr zur Seite steht Weingott Bacchus als Zeremonienmeister, der das Festgeschehen aufmerksam im Blick hat. Und damit die Musiker und Tänzer in barocken Kostümen ebenso wie die auf der Handwerkerstraße am Knohllweg Aktiven, vom Schmied bis zum Glasbläser. Ebenfalls zum Geschichtlichen passend gekleidet wie das Team von Stiftung und GmbH Hoflößnitz. Ein Winzeraufzug mit Zeitgenossen von Friederike Alexandrine darf nicht fehlen. Auch eine Vorstufe zu dem Umzug, der in vier Jahren stattfinden soll.

Auf gute Vorzeichen für weitere Projekte dürfte die Vorschau auf den aktuellen Ertrag Hoffnung machen. Obwohl die Weinlese noch im vollen Gange ist, hofft das Hoflößnitz-Team auf ein ähnliches Ergebnis wie 2015, dem besten Weinjahr seit Bestehen des Weinguts. Reichlich 50 000 Liter Wein hatte es gebracht. Wobei die Qualität diesmal sogar noch höher sein könnte, sagt der Geschäftsführer. Dabei gab es allein bei der Gebietsweinprämierung 2016 sieben Medaillen. Einschließlich einer Goldenen für den 2015er-Biowein Souvignier Gris, Lage Radebeuler Johannisberg.

1. Churfürstliches Weinbergfest: 8.10., 12-20; 9.10., 11- 18 Uhr, in Zusammenarbeit mit der SZ, Eintritt 5 Euro, mit SZ-Card 3 Euro, für Besucher im Barockkostüm kostenlos plus ein Glas 0,1l Berg&Lust weiß oder rosé