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Party-Bauern setzen auf Mädel-Effekt

Die singenden Bauern von Blochwitz wollten schon mit der Musik aufhören. Mit drei Damen starten sie neu durch.

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© privat

Von Jörg Richter

Blochwitz. Henry Wenzel schämt sich nicht für seinen Beruf. Warum auch? An einem Landwirt ist nichts Schlechtes dran. Und dumm wie Stroh dürfen Bauern ohnehin nicht sein. Im Gegenteil. Der 50-Jährige mag dieses Vorurteil nicht. „Ich bin gern Landwirt. Es gibt keinen schöneren Beruf“, sagt der Blochwitzer selbstbewusst.

... und Katharina Gärtner auf.
... und Katharina Gärtner auf. © Tino Schulz

Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Mario hat er ein Hobby: die Musik. Seit 1985 spielen sie in gemeinsamen Bands, bringen mit deutschen Schlagern Stimmung in jeden Tanzsaal und jedes Festzelt.

Moment mal! Landwirte und Musikband? Haben die überhaupt Zeit dafür? Wieder so ein Vorurteil, das Henry Wenzel nicht nachvollziehen kann. „Jeder andere Beruf ist genau so zeitaufwendig. Ich kenne so viele Leute, die auf Montage gehen. Die können gar keine Musik machen“, sagt er. Außerdem seien sie beide in der Pflanzenproduktion tätig und hätten nicht täglich Tiere zu versorgen. Nur wenn die Ernte eingefahren wird, geht es an zwei, drei Wochenenden mit der „Mugge“ nicht.

„Mugge“ ist die Abkürzung für musikalisches Gelegenheitsgeschäft. „Das weiß jeder, der schon zu DDR-Zeiten Musik gemacht hat“, sagt Henry Wenzel. Auch wenn man damals eine Zulassung brauchte, um Tanzmusik spielen zu dürfen, richtige Profis waren er und sein Bruder nie. Wollten sie auch nicht. Trotzdem kamen sie viel rum. Vor allem ab 1994 mit ihrer Band Opal. Doch vor fünf Jahren war Schluss. Einige Bandmitglieder waren beruflich so eingespannt, dass sie in der Woche keine Zeit mehr für Proben hatten. „Doch ohne Üben geht es nicht“, so Henry Wenzel. Für ihn war klar, Opal ist Geschichte. „Wir wollten eigentlich nicht mehr“, erinnert er sich. 2013 ging ins Land. Ein Jahr später kamen wieder die ersten Anfragen, ob denn wenigstens die beiden Brüder wieder bei Dorffesten auftreten würden. „Da habe ich gesagt, wenn wir wieder anfangen, holen wir uns aber Mädels ins Boot.“

Henry Wenzel durchsuchte das Internetportal Eventpeppers nach geeigneten Sängerinnen und wurde als Erstes auf Katharina Gärtner aufmerksam. Die 37-Jährige ist Dresdens erstes Helene-Fischer-Double. Die Partyband „Second Life“ war geboren. Second Life – das zweite Leben nach Opal.

Weil Katharina Gärtner viel mit ihrer eigenen Helene-Show unterwegs ist, brauchten Mario und Henry Wenzel einen Ersatz. Über Katharina kamen die 32-jährige Sarah Schulze (Künstlername: Sarah Farinia) zur Band, später auch Anne Fox (28).

„Jede ist auf ihre Art toll. Sie haben alle ganz eigene Stimmfarben“, schwärmt Henry Wenzel. Das bringt auch Vielfalt ins Repertoire von „Second Life“. Neben deutschen Schlagern können sie auch mit internationalen Hits von Tina Turner, ABBA, Adele, Bryan Adams, AC/DC und vielen mehr aufwarten. Trotzdem bleiben die Wenzel-Brüder auf dem Boden und heben nicht ab. „Es ist schwierig, nur von Musik zu leben“, sagt Henry Wenzel. Ihre drei Sängerinnen seien zwar Vollprofis, aber für die Brüder komme das nicht infrage. Ihnen reicht eine ordentliche Mugge am Wochenende, bevor es am Montag wieder auf den Traktor geht.