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Partec kauft Meyer-Optik-Gelände

Das Biotechnologieunternehmen will in der Südstadt deutlich wachsen. Den Standort am Flugplatz behält es trotzdem.

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© nikolaischmidt.de

Von Ingo Kramer

Es ist ein Paukenschlag in der Görlitzer Wirtschaft: Das Biotechnologieunternehmen Sysmex Partec GmbH hat im Januar ein etwa 11 000 Quadratmeter großes Grundstück inklusive mehrerer Industriegebäude in der Südstadt erworben. Das bestätigt Geschäftsführer Matthias Guhl jetzt exklusiv gegenüber der SZ: „Es handelt sich dabei um einen Teil der ehemaligen Meyer-Optik-Werke“, sagt er. Dazu gehört einerseits das fünfstöckige Gebäude an der Arndtstraße, in dem Partec seit 2015 Mieter war, andererseits auch drei Gebäude dahinter, bis an die Fichtestraße heran. Dort waren einst Geschäftsführung, Finanzen und Technik von Meyer-Optik ansässig, später auch die Diskothek „Sound Factory“.

Sysmex Partec hat unter anderem dieses Gebäude in der Arndtstraße gekauft. Hier nutzt die Firma bereits die unteren drei Etagen. Aktuell bezieht sie die vierte, sodass dann nur noch die obere frei ist.
Sysmex Partec hat unter anderem dieses Gebäude in der Arndtstraße gekauft. Hier nutzt die Firma bereits die unteren drei Etagen. Aktuell bezieht sie die vierte, sodass dann nur noch die obere frei ist. © Pawel Sosnowski/80studio.net
© SZ-Grafik

Ursprünglich war alles ganz anders geplant, Partec wollte am alten Standort am Flugplatz weiter wachsen. Mehrere Bodengutachten durchkreuzten jedoch die Pläne. Außerdem wuchs das Unternehmen so schnell, dass die geplanten Neubauten am Flugplatz ohnehin nicht lange ausgereicht hätten. In der Arndtstraße fand die Firma stattdessen ein gutes Übergangsdomizil – in einem Gebäude, das zuletzt vom Call-Center Teleperformance genutzt wurde. Hier arbeitet Sysmex Partec inzwischen auf drei Etagen von je 1 500 Quadratmetern unter guten, modernen Bedingungen. Aktuell bezieht das Unternehmen eine vierte Etage: Die Reagenzien-Entwicklung und -Produktion zieht vom Flugplatz in die Arndtstraße. Damit sind in dem Gebäude vier von fünf Etagen belegt. Für die fünfte und für alle Nebengebäude gibt es derzeit keine konkreten Nutzungspläne. Stattdessen hat sich Partec das Areal als Entwicklungsfläche für die Zukunft gesichert. Die Nebengebäude stehen alle leer. Sie können später bei Bedarf saniert oder abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden.

Von seinen anderen Standorten trennt sich Partec trotzdem nicht komplett. Auf dem Flugplatz hat die Firma bisher vier Gebäude genutzt. Eines davon hat sie kürzlich an die benachbarte Seilerei Goltz verkauft, ein zweites wird derzeit leer gezogen, es steht ebenfalls zum Verkauf. Für den Riegelbau gibt es zwar schon Interessenten, aber noch keine Verträge. Das dritte und vierte Gebäude am Flugplatz – einen Modulbau und eine 2010 neu gebaute Zerspanungshalle – will Partec auf jeden Fall behalten. Die Halle sei in einem sehr guten Zustand, deshalb bleibt die Zerspanung weiterhin auf dem Flugplatz.

Die Verwaltung hingegen sitzt weiterhin am Wilhelmsplatz. Das Gebäude ist 2011 mit Fördermitteln saniert worden, deshalb gibt es eine Bindungsfrist, in der die Firma dort bleiben muss. Aktuell gibt es auch keine konkreten Pläne, das Haus am Wilhelmsplatz zu verkaufen. Eines Tages könnte die Verwaltung aber in die Südstadt umziehen, beispielsweise in die noch freie obere Etage in der Arndtstraße. Was die Firma für das neue Gelände bezahlt hat und was sie dort investiert, will Guhl nicht verraten. Klar ist nur: Seit dem Jahr 2000 hat Sysmex Partec insgesamt eine zweistellige Millionensumme in Görlitz investiert.

Die Mitarbeiterzahl war bis vor einem Jahr ständig am Wachsen. Als Partec im November 2013 von Sysmex übernommen wurde, lag sie bei 128. Im Dezember 2014 waren es 134 Leute, Ende März 2015 schon 158 und vorigen März 198. Davon sind – relativ konstant – 32 Menschen am Nebensitz in Münster beschäftigt. In Görlitz hatte sich die Zahl bis vorigen März also auf 166 erhöht. Seither ist sie relativ konstant bei circa 160 geblieben. Alle damals noch freien Stellen sind besetzt worden, dafür ein paar andere Mitarbeiter ausgeschieden.

Momentan sucht Sysmex Partec – erstmals seit Jahren – nicht nach Arbeitskräften. Das hängt vor allem daran, dass die Firma 2016 nicht gewachsen ist. Stattdessen ist die Auftragslage konstant geblieben. Ein Grund zur Besorgnis ist das nicht: Dass nach drei fetten Jahren auch mal ein flaches Jahr kommt, ist völlig normal. Auch für 2017 rechnet die Firma mit keinem Wachstum. Langfristig aber auf jeden Fall: Wenn sie keine Wachstumschancen sähe, hätte sie kein so großes Gelände gekauft.

Partec will künftig auf drei Standbeine setzen: diagnostische Lösungen für Infektionskrankheiten in Entwicklungsländern, Anwendungen und Verkäufe in der Biotechnologie sowie die Klinische Durchflusszytometrie, bei der es um medizinische Diagnostik in Industrieländern geht. Die ersten beiden waren 2016 konstant, das dritte ist noch in der Entwicklung, nicht in der Massenproduktion. Aber es schreitet gut voran, sodass es langfristig das dritte Standbein wird.