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Parkplatzärger an der Moka Oase

Seit elf Jahren betreibt Karin Synde ihren Imbiss im Industriegebiet Salzenforst. Jetzt werden ihre Kunden regelrecht von der Stadt vertrieben.

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© Uwe Soeder

Frances Scholz

Salzenforst. Die Moka Oase ist Karin Syndes ein und alles. Vor elf Jahren hat sie ihren kleinen Imbiss im Industriegebiet Salzenforst aufgebaut. Die Lage an der Kreuzung von Nikolaus-Otto-Straße und Philipp-Reis-Straße ist gut, vor allem weil die Kunden der Moka Oase immer direkt gegenüber auf dem Seitenstreifen parken können. Ein Parkschild weist extra darauf hin – bis zum Dienstag vor zwei Wochen. „Da schraubte man plötzlich das Schild ab. Ich war total überrascht, weil ich auch vorher nicht informiert wurde“, sagt Karin Synde.

Doch noch überraschter ist sie, als sie sieht, welches Verkehrsschild stattdessen angebracht wurde: Halteverbot. Eine Entscheidung, die die 62-Jährige nicht verstehen kann. Denn einen Unfallschwerpunkt gibt es an dieser Stelle nicht, wie die Polizei bestätigt. „In den vergangenen fünf Jahren ist dort der Polizei kein einziger Verkehrsunfall bekannt geworden“, sagt Polizeisprecher Thomas Knaup. Die Stadt hat für das Schild eine Erklärung. „Es gab über einen längeren Zeitraum immer wieder Beschwerden von Unternehmen, die an der Nikolaus-Otto-Straße ansässig sind. Ihr betriebsnotwendiger Verkehr wurde durch das Parken auf dem Seitenstreifen behindert“, erklärt Stadtsprecher André Wucht. Nach Prüfung der Situation habe man entschieden, für diesen Teilabschnitt der Nikolaus-Otto-Straße ein Halteverbot anzuordnen, heißt es aus der Stadtverwaltung.

Warum hat niemand mit ihr gesprochen?

Eine Antwort die Karin Synde verwundert. „Elf Jahre hat das niemanden gestört. Ich habe hier viele Unternehmen entstehen sehen. Und es kam nie jemand zu mir und hat sich über meine parkenden Kunden beschwert.“ Daher vermutet sie, dass es gar nicht um die Autos geht, sondern um Lkw. „Die Lkw einer benachbarten Spedition haben oft keinen Platz auf ihrem Betriebsgelände und haben deshalb manchmal die ausgewiesene Parkfläche gegenüber von der Moka Oase genutzt“, weiß die Imbissbesitzerin. Für sie sei völlig unverständlich, warum niemand von der Stadtverwaltung mit ihr oder der Spedition gesprochen hat. „Dann hätte man gemeinsam eine Lösung finden können. Oder statt des Halteverbots einfach ein Parkverbotsschild für Lkw hinstellen können“, sagt sie.

Seitdem das Halteverbotsschild steht, haben vor allem Karin Syndes Kunden Probleme. Denn nicht alle arbeiten im Industriegebiet, sondern kommen auch aus Bautzen und der Umgebung extra zur Moka Oase gefahren. „Vielen wurde bereits ein Knöllchen verpasst und einige haben mir gesagt, dass sie nun gar nicht mehr kommen wollen, aus Angst wieder einen Strafzettel zu bekommen“, ärgert sich die gelernte Verkäuferin.

Und auch ihre Kunden sind verärgert. „Ich habe hier vor ein paar Tagen Essen abgeholt und stand wohl mit einem Rad etwas auf dem Fußweg. Als ich nach wenigen Minuten wieder zum Auto ging, sah ich schon das Knöllchen an der Scheibe. Ich sollte 20 Euro zahlen“, sagt Antonius Rebisch, der seit Anfang an Kunde ist. Was ihn aber noch mehr ärgert, ist, dass unterschiedlich hohe Strafzettel verteilt werden. „Ein älteres Ehepaar stand mit seinem Auto genauso da wie ich und bekam nur ein Bußgeld von zehn Euro. Geht es hier vielleicht nach Automarken, wer ein teures Auto fährt, muss mehr bezahlen“, fragt sich der Stammkunde. Die Stadtverwaltung dementiert diese Vermutung. „Der unterschiedliche Verwarngeldbetrag ergibt sich je nachdem, ob unzulässiges Halten oder Parken im Halteverbot vorgeworfen wird“, sagt André Wucht.

Nach einer Lösung suchen

Für Karin Synde steht jetzt schon fest, die Entscheidung der Stadtverwaltung ist für sie geschäftsschädigend. „Meine Arbeit macht mir Spaß. Über die Jahre habe ich einen guten Kontakt zu meinen Kunden aufgebaut, es geht sehr familiär zu. Wenn viele nun wegbleiben, fehlen auch die Einnahmen“, sagt die Imbisschefin, die noch eine Mitarbeiterin beschäftigt. Karin Synde würde sich wünschen, dass die Verwaltung auf sie zukommt und nach einer anderen Lösung gesucht wird. „Denn man sollte sich doch auch mal in den anderen reinversetzen und vorher überlegen, welche Auswirkungen so eine Entscheidung haben kann.“