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Parkplatz-Frust in der Innenstadt

Im Radeberger Zentrum fehlt es an Stellplätzen vor allem für Dauerparker. Die Diskussion um ein Parkhaus ist eröffnet.

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Radeberg. Sicher, in der Innenstadt von Dresden ist die Parkplatzsuche noch wesentlich dramatischer. Aber viel, findet mittlerweile so mancher in Radeberg, viel nimmt sich die Situation in der Bierstadt von der in Dresden fast nicht mehr.

Zumindest im Moment, weil derzeit zum Beispiel der komplette Badparkplatz an der Wasserstraße gesperrt ist. Für Baufahrzeuge, die im Moment im Stadtbad die Kabinen auf Vordermann bringen. Wobei sich nicht wenige Autofahrer in Radeberg verwundert darüber ärgern, dass zwar der Parkplatz dicht ist, aber kaum Baufahrzeuge zu sehen sind … An den Wochenmarkttagen Dienstag und Freitag fehlen dann auch noch die Parkplätze auf dem Marktplatz – und weil immer mehr sogenannte Dauerparker die Stellflächen vor den Supermärkten in der Innenstadt zugeparkt haben, ging vor gut anderthalb Wochen zum Beispiel Radebergs Edeka-Chef John Scheller einen Schritt, der ihm nicht nur freundliche E-Mails eingebracht hat.

Seither gelten auch auf dem Edeka-Parkplatz die in der Innenstadt üblichen zwei Stunden kostenloses Parken; wer länger steht oder keine Parkuhr ins Auto legt, muss mit einem Knöllchen rechnen. Dazu arbeitet John Scheller mit der Firma „Park&Control“ aus Frankfurt am Main zusammen, die deutschlandweit auf Supermarkt-Parkplätzen aktiv ist und auch den benachbarten Lidl-Parkplatz mit betreut. „Die meisten Leute haben aber Verständnis – und viele Kunden sind froh, endlich wieder auch stark frequentierten Tagen wie Freitagen einen Parkplatz bei uns zu bekommen“, sagt John Scheller. Auch, wenn er den einen oder anderen kritischen Satz in der einen oder anderen E-Mail lesen musste. „Aber ich musste einfach reagieren, es waren einfach viel zu viele Dauerparker geworden, die mir die Stellflächen zuparkten“, bedauert John Scheller.

Zwei Stunden kostenlos

Grundsätzlich findet es aber auch der Edeka-Chef richtig, dass Radeberg in der Innenstadt generell auf Parkgebühren verzichtet und stattdessen zwei Stunden kostenloses Parken möglich macht. Das soll die Innenstadt beleben und den Händlern nützen, so die Idee, die vor Jahren vom Gewerbeverein an die Stadtverwaltung herangetragen worden war. Daraufhin hatte das Rathaus sämtliche Parkuhren demontiert. Radeberg war dabei durchaus so etwas wie ein Vorreiter gewesen, mittlerweile haben andere Städte nachgezogen. Das nahe Dresden allerdings nicht. Dort sind kostenlose Parkplätze in der Innenstadt quasi nicht mehr zu finden.

Radeberg könnte also quasi als Parkparadies gelten … Könnte. Denn mittlerweile wächst der Druck auf die Parkplätze mehr und mehr. Die Innenstadt mausert sich zum beliebten Wohn-Areal, immer mehr bisher leer stehende Häuser sind saniert und gut vermietet. Zahlreiche freie Flächen sind längst zugebaut – nicht zuletzt tut sich ja derzeit auch an der bisher ein wenig ins Hintertreffen geratenen Pirnaer Straße im Herzen der Stadt einiges in Sachen Neubauvorhaben.

Neue Mieter, neue Geschäfte

Neue Mieter heißt aber eben auch neue Autos, die Parkplätze brauchen. Neue „Dauerparker“ also. Auch haben sich in der Innenstadt neue Geschäfte angesiedelt, Büros sind entstanden – Arbeitsplätze, für die ebenfalls tagsüber „Dauerparkplätze“ gebraucht werden. Die bisherigen Möglichkeiten an der Oberstraße, der Langbein- und der August-Bebel-Straße reichen dafür kaum noch aus. Unter anderem die bisher auf dem Edeka-Parkplatz stehenden Autos suchen nun auch hier Plätze. Es wird eng.

Und wenn jetzt auch noch die – sicher durchaus sinnvolle – Idee laut wird, den Marktplatz generell zum lebendigen Mittelpunkt der Stadt mit vielen Sitzmöglichkeiten, aber keinen Parkplätzen, zu entwickeln, fallen dann auch noch diese Plätze weg. Nicht ohne Grund macht immer wieder mal – auch im Stadtrat – die Debatte um ein mögliches neues Parkhaus in der Innenstadt die Runde. Aber wird dann das kostenlose Parken in der Innenstadt aufrecht zu erhalten sein? Als kostenlose Konkurrenz zum Parkplatz sozusagen.

Keine leichte Diskussion, aber sie muss geführt werden!