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Parkchaos am Freitag

Die Stadt Bernstadt kontrolliert verstärkt Parksünder. Besonders zum Markttag ist die Situation schwierig.

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© SZ Thomas Eichler

Von Susanne Sodan

Bernstadt. Der weiße Transporter steht schon eine ganze Weile am Straßenrand der Görlitzer Straße. Anika Kielack schaut auf die Uhr, die Minuten vergehen. Das Schild am Eingang zu der schmalen Straße zeigt einen roten Querbalken auf blauem Grund: Halten dürfen Autofahrer hier zwar, aber nicht parken. Anika Kielack kennt die Regeln auf sämtlichen Straßen und Plätzen in Bernstadt. Seit vergangenem Dezember gehört sie zum Ordnungsamt der Stadt. Schließlich geht sie auf den Transporter zu, die Kamera in der Hand. In dem Moment öffnet sich die Tür zu einem der Häuser an der Görlitzer Straße, eine junge Frau eilt auf den Wagen zu. „Lieferdienst“, stellt Anika Kielack fest. „Das ist immer schwierig.“ Eine mündliche Verwarnung bekommt die junge Frau, das Knöllchen lässt Anika Kielack aber stecken. „Ich versuche immer, Augenmaß zu bewahren.“

So glimpflich kommt in Bernstadt nicht mehr jeder Autofahrer davon. Die Stadt reagiert seit Januar schärfer auf Falschparker. „Bis Ende vergangenen Jahres haben wir lediglich mündliche Verwarnungen ausgesprochen“, sagt Bürgermeister Markus Weise (Kemnitzer Liste). Nun müssen Verkehrssünder auch mit Bußgeld rechnen, also mit Knöllchen. Parken im eingeschränkten Halteverbot kostet zum Beispiel 15 Euro, Parkscheibe vergessen 10 Euro. Dabei kann man in Bernstadt eigentlich kostenlos parken. Direkt auf dem Markt dürfen Autos laut Beschilderung von Montag bis Donnerstag, von 7 bis 18 Uhr, für zwei Stunden mit Parkscheibe stehen. „Das Problem sind die Freitage“, erklärt Weise. „Da ist es manchmal chaotisch.“

Freitags ist in Bernstadt Markttag – und es gelten andere Regeln. Die Parkplätze sind dann reserviert für die Stände der Händler. Jeden Donnerstagabend stellt der Marktmeister die Sonderbeschilderung auf. Und die besagt: Während der Marktzeit am Freitag herrscht Parkverbot. Aber nicht jeder hält sich daran.

Ältere wollen in der Nähe parken

„Da wird manchmal jedes noch freie Fleckchen zum Parken genutzt“, erzählt Anika Kielack. Ein anderer verbotener Ausweichparkplatz: der Bereich an der Buswende hinter dem Erdachsen-Brunnen. Dort gilt sogar Halteverbot. Oder eben auch die angrenzende Görlitzer Straße mit ihrem Parkverbot.

Gabriele Düwell ist mit ihrer Boutique schon lange am Bernstädter Markt ansässig. Sie kennt die Schwierigkeiten, gerade an den Freitagen. „Man muss aber auch sehen, dass zum Bernstädter Markt viele ältere Menschen aus dem Umland kommen“, erzählt sie. „Manche sind nicht mehr in der Lage, noch weit zu laufen.“ Ihr Vorschlag: „Wenn freitags alle Händler vor Ort sind, könnte man eigentlich die noch freien Flächen zum Parken freigeben.“ Dass ältere Bürger einen Parkplatz in unmittelbarar Nähe zum Markt suchen, könne er verstehen, so Markus Weise. „Viele der Marktbesucher sind tatsächlich hochbetagt“, sagt auch er. Für die, die mobil sind, gebe es aber andere Parkmöglichkeiten in Zentrumsnähe. „Man kann sein Auto zum Beispiel am Stadthaus an der Zittauer Straße abstellen“, erklärt Anika Kielack. Eine andere Alternative ist die Schulstraße. Auch auf der Mary-Neumann-Straße darf man zumindest einseitig parken.

Die Görlitzer Straße dagegen bleibt tabu. Auch hier sind mehrere Händler ansässig, darunter der Elektrohandel Fritsche. „Es ist ein zweischneidiges Schwert“, sagt Mitarbeiter Lars Hohlfeld. Auf der einen Seite habe er Verständnis für die schärferen Kontrollen der Stadt. Auto in der ohnehin schon schmalen Görlitzer Straße abstellen und dann in Ruhe einkaufen gehen, das müsse nicht sein. „Dafür gibt es gibt eigentlich genug Parkplätze, die man nutzen kann.“ Andererseits: Elektro Fritsche hat auch einen Paketshop. Wer ein schweres Paket abzugeben oder zu holen hat, wolle das nicht vom Markt oder weiter weg zum Geschäft tragen. Noch schwieriger wird es, wenn jemand eine Waschmaschine zur Reparatur bringen will. Oder auch, wenn Elektro Fritsche selbst Warenlieferungen bekommt. Laut Markus Weise sollen solche Situationen kein Problem sein. „Der Lieferverkehr soll nicht betroffen sein“, erklärt er. Be- und Entladen sei zulässig auf der Görlitzer Straße.

Um die Situation gerade für den Markttag zu entspannen, will die Stadt künftig weitere Parkplätze schaffen, erklärt Weise. „Wir überlegen, ob wir die Buswende am Markt verlegen können.“ Dort, wo jetzt Halteverbot herrscht, könnten dann noch einige zusätzliche Markt-Parkplätze entstehen. Die sollen Marktbesucher auch freitags nutzen dürfen. Vorher aber muss die KVG überprüfen, ob eine Umverlegung ihrer Wendemöglichkeit überhaupt möglich ist. Und wenn ja, an welcher Stelle. Ausgebaut werden soll auch der Bereich am Storchennest beim früheren Kirchwehr. Dass Bernstadt zusätzliche Stellplätze schaffen will, hat auch mit dem Braunen Hirsch zu tun. Für die Baugenehmigung musste die Stöcker Hotel GmbH ausreichend Parkmöglichkeiten in Zentrumsnähe nachweisen. Deshalb hat der Bauherr insgesamt 30 Parkplätze von der Stadt abgelöst, jeweils für 1 500 Euro. Geld, das genutzt werden soll, um neue Parkplätze zu schaffen.