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Park-Hotel in Niedergurig wird Asylbewerberheim

Im November sollen die ersten Flüchtlinge einziehen. Landkreis und Gemeinde wollen besser informieren als direkt in Bautzen.

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© Robert Michalk

Von Madeleine Siegl-Mickisch

Bautzen bekommt vorerst kein zweites Asylbewerberheim, stattdessen hat der Landkreis einen Standort vor den Toren der Stadt ins Auge gefasst. Im ehemaligen Parkhotel im Gewerbepark Niedergurig sollen schon bald Flüchtlinge einziehen. Darüber informierte Landkreis-Beigeordneter Steffen Domschke am Dienstagabend den Gemeinderat von Malschwitz.

Warum kommt jetzt das Ex-Hotel als Asylheim infrage?

Der Landkreis sucht seit Monaten dringend Unterbringungsmöglichkeiten für Asylbewerber. Da die Zahl derer, die in Deutschland ankommen, steigt, muss auch der Kreis Bautzen weit mehr als in den vergangenen Jahren aufnehmen. „Wir haben zurzeit etwa 900 Menschen untergebracht und noch etwa 40 bis 50 freie Plätze“, sagt Domschke. Aber bis Jahresende werden hier noch 460 Flüchtlinge erwartet.

Neben den vorhandenen Heimen in Kamenz, Bischofswerda und Hoyerswerda wurden seit Juli etwa 130 Menschen im Spreehotel am Bautzener Stausee untergebracht. Als Nächstes sollte auf einer Brachfläche an der Fabrikstraße eine zweite Unterkunft in der Kreisstadt entstehen. Doch vorige Woche stoppte der Kreis das Vorhaben, weil sich die angestrebte Containerlösung als viel zu teuer erwiesen habe. Deshalb ist nun das Ex-Hotel in Niedergurig in den Fokus gerückt. Laut Domschke liegt ein Angebot des Eigentümers – ein international agierendes Immobilienunternehmen – vor, der es an den Landkreis vermieten will. Darüber hinaus sind nach wie vor weitere Standorte, unter anderem in Neukirch, im Gespräch.

Wie viele Asylbewerber sollen in Niedergurig untergebracht werden?

Das Hotel, das seit Jahren leer steht, eigne sich baulich und von der Größe her gut, sagt Domschke. Er nennt eine maximale Belegung von 150 Asylbewerbern, die ersten sollen nach Möglichkeit schon im November einziehen. Bereits zum Jahresende könnte aus Sicht des Landkreises, der das Haus für mindestens zwei Jahre mieten will, die volle Belegung erreicht sein.

Wer soll sich um die Betreibung der Unterkunft kümmern?

Anders als beim Spreehotel, wo sich Hotelchef Peter-Kilian Rausch um die Betreibung kümmert, steht in Niedergurig erst einmal nur das Haus zur Verfügung. „Wir werden die Betreibung ausschreiben und ein Unternehmen beauftragen, das damit Erfahrung hat“, kündigt Domschke an. Zum Thema Sicherheit werde es zudem eine enge Abstimmung mit der Polizei geben.

Was sagen die Gemeinderäte von Malschwitz zu den Plänen?

Von kategorischer Ablehnung über verschiedene Bedenken bis zur Bereitschaft, „das Beste daraus zu machen“, reichte die Reaktion der Räte. „Damit bin ich nicht einverstanden“, sagte Dietmar Schneider (FDP). Er wollte, dass der Gemeinderat darüber abstimmt. Allerdings gibt es vom Gesetz her kein Mitspracherecht. Jürgen Wengler (Die Linke) fragte, warum man die Menschen nicht lieber dezentral unterbringt. Laut Domschke leben im Kreis bereits 120 Personen, vor allem Familien, in Wohnungen. Man wolle die Quote auch von zwölf auf 20 bis 30 Prozent erhöhen. Aber nicht für alle Flüchtlinge sei das die geeignete Lösung. Sebastian Fritze (CDU) warb dafür, anstatt sich zu verweigern, lieber aufeinander zuzugehen und die Bürger aufzuklären und zu informieren.

Wie geht es mit dem Vorhaben jetzt weiter?

Die Anwohner in Niedergurig wurden gestern per Brief über die Absicht des Kreises informiert. Außerdem sind sie für nächste Woche zu einer Einwohnerversammlung eingeladen. „Wir werden auch auf die Gewerbetreibenden zugehen“, so Domschke. Denn man habe aus der missglückten Informationspolitik ums Spreehotel gelernt. Um zu klären, was baulich getan werden muss, gab es gestern Nachmittag einen Vor-Ort-Termin der Verantwortlichen. Zumindest der Brandschutz wird erneuert werden müssen, denn wegen diesbezüglich nicht erfüllter Auflagen war das Hotel einst geschlossen worden.

Einwohnerversammlung am 9. Oktober, 18 Uhr, im Gasthaus Gute Quelle in Niedergurig