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Papst steht auf Kunst aus Fischbach

Paul Krenz ist Deutschlands einziger Intarsienmeister. Seine Werke hängen in Rom – und ab Sonnabend in Rammenau.

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© Thorsten Eckert

Von Carolin Menz

Auf den ersten Blick ist nicht zu erkennen, dass der üppige Blumenstrauß des Wandbildes nicht gemalt, sondern zusammengefügt ist aus über 6 500 gefärbten Holzteilchen, präzise mit dem scharfen Messer ausgeschnitten. Erst, wenn man mit dem Finger darüber streicht, werden Konturen spürbar. Paul Krenz hielt jedes der Teile in den Händen und fügte sie wie ein Puzzle zusammen. Über 1 000 Stunden dauerte das. Ein fast gleiches Bild brachte ihm einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Paul Krenz aus Fischbach ist der einzige staatlich anerkannte Intarsienmeister Deutschlands. Aus Intarsien, also gut einem halben Millimeter dünnen Holzschichten, fertigt er Objekte und Kunstwerke an. Die Holzstücke sind mal winzig, mal größer. Mal heller, mal dunkler in der Farbe. Mal härter, mal weicher. Dutzende Holzarten verwendet er, rund 2 000 Quadratmeter Holz lagern in der Werkstatt.

Diese Intarsien-Arbeit ist ein Selbst-Porträt: Der heutige Fischbacher Paul Krenz hat sie vor gut 20 Jahren geschaffen.
Diese Intarsien-Arbeit ist ein Selbst-Porträt: Der heutige Fischbacher Paul Krenz hat sie vor gut 20 Jahren geschaffen. © Thorsten Eckert
Es sind immer wieder Gesichter und religiöse Motive, die Paul Krenz in seinen Arbeiten zeigt.
Es sind immer wieder Gesichter und religiöse Motive, die Paul Krenz in seinen Arbeiten zeigt. © Thorsten Eckert
Krenz‘ Intarsienarbeiten sind nicht nur holzfarben, sondern durchaus auch bunt.
Krenz‘ Intarsienarbeiten sind nicht nur holzfarben, sondern durchaus auch bunt. © Thorsten Eckert

Geschätzt zwei Millionen Holzteile hielt er in den Händen und setzte sie zusammen. Mit Furnieren überzogen sind Steine und Möbel, aus Furnieren entstanden Wandbilder mit den verschiedensten, detailreichen Motiven. Vor allem die mit Menschengesichtern faszinieren. Seit Kindheit an habe er die Begabung, Gesichter in Holzmaserungen zu erkennen, sagt Paul Krenz. Mit speziell von ihm hergestellter, aus Furnierresten extrahierter Farbe, zeichnet er Konturen nur leicht nach. Und plötzlich werden Gesichter auch für Laien sichtbar. An einer riesigen Kugel, gestaltet aus Pappelfurnier, entdeckt er gerade einen Bären. Er greift nach dem Kuli der Autorin, um Augen und Tatzen rasch herauszuarbeiten. Erstaunlich. Wie er diese riesige Kugel aber so rund bekommen hat, verrät er nicht. Er wird es auch auf der Rammenauer Hobbyschau nicht tun, an der er teilnimmt, ab Sonnabend im Barockschloss. 38 Hobbykünstler aus der Westlausitz sind dabei. Paul Krenz will seine Kunst vor allem jenen erklären, die sie verblüffen lässt, die seit Kindheit an sein Leben bestimmt.

In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen

Paul Krenz wurde 1948 in einem Dorf in der Ukraine geboren. Seine Vorhaben stammten aus Schwaben und wanderten vor über 200 Jahren nach Russland aus. Sie vererbten die Intarsienarbeit über Generationen. Die Großeltern besaßen eine kleine Schreinerei, wurden aber unter Stalin verfolgt, gefoltert und ermordet. Nur der Vater überlebte. Paul Krenz wuchs wie andere Deutschstämmige in ärmlichen Verhältnissen auf, wie er erzählt. Holz aber habe es immer in Hülle und Fülle gegeben um ihn herum, zur Not auch als Spielzeug. Nach der Schule ließ sich Paul Krenz als Kunsttischler ausbilden, später bekam er die Chance, an zu studieren. Den Umbruch unter Gorbatschow nutzte seine Familie, um nach Deutschland überzusiedeln. Da ukrainische Behörden die Ausreise verweigerten, floh er mit Frau und zwei Kindern 1991 über die CSSR in den Westen.

Fast alles, was sie besaßen, ließen sie zurück. Einschließlich fast aller Kunstwerke. „Wir mussten ganz von vorn beginnen, ich arbeitete zunächst vor allem als Restaurator“, sagt Paul Krenz. Unter anderem restaurierte er antike Möbel des Kölner Kardinal Meisner. Von unschätzbarem Wert seien sie gewesen, sagt er.

Nachfolger gesucht

Der Kardinal war es auch, der dem Intarsienmeister Paul Krenz im Jahr 2000 die Türen zum Vatikan in Rom öffnete. „Papst Johannes Paul II übergab ich eine Marienikone, Papst Benedikt XVI überreichte ich 2006 das Werk „Das Weltenherz““, so Paul Krenz, am Donnerstag hätte die nächste Audienz angestanden, bei Papst Franziskus. Auch ihm wollte Paul Krenz ein Werk übergeben. Doch er musste krankheitsbedingt absagen. Paul Krenz leidet an Krebs, musste Ende Januar eine Operation über sich ergehen lassen. Er hofft auf ein späteres Treffen.

Seit Juli 2014 lebt er mit seiner Frau in Fischbach, weil es die Kinder in die Nähe verschlagen hat. Seit geraumer Zeit suche er nach einem Nachfolger, sagt Pau Krenz. Der Sohn ging beruflich andere Wege. Umso mehr leuchten seine Augen, wenn er von seinem Enkelsohn erzählt, der sich mit neun Jahren schon an Intarsienwerken versucht. Nicht ahnend, wie glücklich er Opa damit macht.

Die 2. Hobbyschau der Westlausitz eröffnet am 23. Mai 10 Uhr. Bis 31. Mai jeweils von 10 bis 18 Uhr zeigen Aussteller im Meierhof des Barockschlosses Selbstgemachtes, unter anderem Malerei, Holzarbeiten, Keramik, Fotos, Metallgestaltung oder Textilarbeiten. Mit dem Maler Dietmar Frauenstein wird zudem ein weiterer Fischbacher Künstler präsent sein – er zeigt 20 Bilder.