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Papagei steht auf Ente

Im Zoo hat sich eine ungewöhnliche Beziehung zwischen zwei Tieren angebahnt. Ist das schon eine richtige Lovestory?

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© Zoo Dresden

Von Lars Kühl

Tag des Kusses war am Mittwoch. Bestimmt wurde da noch mehr rumgeknutscht als sonst. Doch das interessiert „Einbein“ im Moment nicht. In seiner ihm eigenen Haltung liegt er mehr als er sitzt auf einem Ast in seiner Voliere. Die morgendlichen Regenschauer sind aber auch nervig. Kuscheln wäre jetzt schon nett, allerdings nicht bei der Nässe. „Einbein“ lässt seine neue Freundin deshalb kurz in Ruhe. Dabei sind sie seit Wochen fast unzertrennlich, hat Anna Klausnitzer, die Zoo-Pflegerin für Großvögel beobachtet.

„Einbein“ ist ein wenig anders als seine Artgenossen. Sicher hat das etwas damit zu tun, dass es so ist, wie sein Name vermuten lässt. Der zehnjährige Felsensittich, eine Papageienart aus Südamerika, wurde vor einigen Jahren früh gefunden, schwer verletzt und ohne ein Bein. Ein Raubtier oder -vogel muss ihn in der Nacht durch das Gitter attackiert haben. Doch er überlebte und wurde von den Pflegern wieder aufgepäppelt. Mit seiner neuen Situation kommt „Einbein“ gut durchs Sittich-Leben.

Er lebt in einer Gruppe von artgleichen Papageien. Anfangs war das Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Exemplaren eher ausgeglichen. Regelmäßig gab es Nachwuchs. Doch seit zwei, drei Jahren kippte die Aufteilung durch Abgaben und Todesfälle. Im Moment leben sechs Männchen mit einem Weibchen zusammen. Eigentlich ist das kein Problem, erklärt Kurator Matthias Hendel.

Doch als Anna Klausnitzer vor Kurzem am Morgen die Sittiche gezählt hat, fehlte einer. Sie suchte ihn – und fand ihn bei den Nachbarn. Denn seit 2009 lebt auch ein Chilepfeifenten-Pärchen in der Voliere. Friedlich, denn in freier Wildbahn würden sie sich auch begegnen. Wie immer im Frühjahr hatte Klausnitzer einen Brutkasten aufgestellt. Als sie darin nachschaute, „saß ,Einbein‘ bei der Ente drin und kuschelte mit ihr“. Der Ganter hockte daneben und hatte offensichtlich nichts gegen die kuriose Liaison. Seitdem sucht der Sittich ständig die Nähe der Ente. Beim Putzen sitzt er neben ihr, beim Schlafen auch, nur beim Fressen nicht. „So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagt Hendel. Gleich von ungewöhnlicher Tierliebe zu sprechen, sei übertrieben, von Freundschaft aber schon.