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Palais Zabeltitz wird fertig saniert

Großenhains Stadträte stimmen der nachträglichen Finanzierung von weiteren 350 000 Euro zu. Und hoffen, dass die Arbeiten wie geplant am 29. April enden.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Catharina Karlshaus

Großenhain. Thomas Röthig hatte den schwierigsten Job des Abends. Der Mitarbeiter der Bauverwaltung, seit Monaten mit der fachlichen Begleitung des Zabeltitzer Palais betraut, musste Großenhains Stadträten schmackhaft machen, was sie allerdings ohnehin schon wussten. Bereits hinter verschlossenen Türen war ihnen vor ein paar Tagen ein finanzielles Debakel kredenzt worden, welches am Mittwochabend nun in einen Beschluss mündete: Der Umbau des seit 2011 in städtischem Besitz befindlichen Anwesens wird erheblich teurer als gedacht. Gut 1,1 Millionen Euro inclusive Küchenausstattung, neuem Mobiliar und energiesparenden Lampen wird unterm Strich kosten, was eigentlich mit maximal 400 000 Euro viel günstiger angedacht war. Dass die Stadträte mit zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen letztlich zähneknirschend zustimmten, die Arbeiten nun endlich bis zum 29. April zu Ende zu bringen, war nur eine logische Folge.

Was Stadträte sagen

Peter Grünberg (CDU): "Wenn wir eine private Baustelle wären, könnte man das nicht vermitteln. Aber so dürfen wir als Kommune doch mal über die Stränge schlagen.“
Peter Grünberg (CDU): "Wenn wir eine private Baustelle wären, könnte man das nicht vermitteln. Aber so dürfen wir als Kommune doch mal über die Stränge schlagen.“
Carsten Heine (Arbeitslosenverband): "Angesichts des niedrigen Kaufpreises habe ich schon damals gefragt, ob eine Leiche im Keller liegt.Aber der frühere OB verweigerte mir eine Antwort.“
Carsten Heine (Arbeitslosenverband): "Angesichts des niedrigen Kaufpreises habe ich schon damals gefragt, ob eine Leiche im Keller liegt.Aber der frühere OB verweigerte mir eine Antwort.“
Ramon Kuhbach (Alternative Liste): "Es ist einfach schrecklich. Am liebsten würde ich für Abriss plädieren. Es gibt keinen Cent für unsere Ortsteile und hier wird so viel Geld verschwendet.“
Ramon Kuhbach (Alternative Liste): "Es ist einfach schrecklich. Am liebsten würde ich für Abriss plädieren. Es gibt keinen Cent für unsere Ortsteile und hier wird so viel Geld verschwendet.“
Michael Preibisch (CDU): "Unsere Begeisterung hält sich in Grenzen. Und wenn wir etwas von 1,1 Millionen gewusst hätten, wäre nie ein Baubeschluss gefasst worden.“
Michael Preibisch (CDU): "Unsere Begeisterung hält sich in Grenzen. Und wenn wir etwas von 1,1 Millionen gewusst hätten, wäre nie ein Baubeschluss gefasst worden.“
Thomas Proschwitz (Die Linke): "Ich habe nichts dagegen, den Bau zu Ende zu bringen. Aber die Ausgaben für Lampen und Ausstattung könnte man aufschieben und so sparen.“
Thomas Proschwitz (Die Linke): "Ich habe nichts dagegen, den Bau zu Ende zu bringen. Aber die Ausgaben für Lampen und Ausstattung könnte man aufschieben und so sparen.“
Falk Terrey (SPD): "Grundsätzlich sollte man über das Nutzungskonzept nachdenken und was hier passiert ist. Das Planungsbüro hätte bessere Arbeit leisten müssen.“
Falk Terrey (SPD): "Grundsätzlich sollte man über das Nutzungskonzept nachdenken und was hier passiert ist. Das Planungsbüro hätte bessere Arbeit leisten müssen.“

Wie konnte es passieren?

Allerdings: „Ich muss schon sagen, dass wir nicht verstehen können, wie so etwas überhaupt passieren kann“, bekannte Michael Preibisch (CDU). Erst vor einem Dreiviertel Jahr habe die Verwaltung versichert, es bliebe bei den damals nachkalkulierten Kosten von immerhin schon stattlichen 785000 Euro. Und nun schnelle man sogar auf über eine Million. „Wer garantiert uns denn, dass es das jetzt nun wirklich gewesen ist und es in ein paar Wochen nicht wieder ein paar Hunderttausend Euro mehr sind“, schimpfte Ramon Kuhbach (Alternative Liste Zabeltitz).

Während Peter Grünberg an so manche finanzielle Kapriole des Landkreises Meißen erinnerte und dazu ermunterte „doch jetzt auch mal über die Stränge zu schlagen“, mahnte Thomas Proschwitz zur Vorsicht. Einerseits fühle er sich wie all seine anderen Ratskollegen in der Zwickmühle. Schließlich habe man Verantwortung gegenüber den Steuerzahlern, die den Bau mitfinanzierten, aber auch gegenüber dem historischen Ensemble, welches freilich fertiggestellt werden sollte. „Ich bin dagegen, dass wir aufhören zu bauen. Aber für Inventar Geld auszugeben, das wir eigentlich nicht haben, widerstrebt mir. Deshalb bieten wir einen Kompromissvorschlag an“, sagte Thomas Proschwitz. Da es ja nicht so sei, dass das Palais nur altertümlich von Fackeln beleuchtet werde, könne man doch angesichts der finanziellen Unpässlichkeiten momentan auf neue Lampen oder auch die laut Beschlussantrag der Verwaltung vorgeschlagene Bestuhlung verzichten. Immerhin einhunderttausend Euro würden auf diese Weise gespart. Und was heutzutage als energieeffizient deklariert werde, sei in ein paar Jahren ohnehin überholt. Ein Vorschlag, dem die Mehrheit des Gremiums nicht folgte.

Gut besuchter Ort

Vielleicht, weil die Ausführungen von Jörg Rietdorf ihnen plausibel erschienen? Wie der Leiter der Kulturzentrum GmbH erklärte, sei das Palais nebst Café seit der Übernahme ein gern besuchter Veranstaltungsort. Um entsprechende zahlungskräftige Gäste anlocken zu können, müsse man aber eine gewisse zeitgemäße Ausstattung anbieten. Die bisherige Bestuhlung habe nicht nur über 20 Jahre auf den Polstern, sondern sei auch nicht miteinander verbindbar und als solche daher nicht dem Brandschutz gemäß Versammlungsstättenverordnung entsprechend.

Vorschriften, die sich Falk Terrey  (SPD) ebenso gern näher betrachten will wie das Nutzungskonzept des Palais. Momentan könne man nur hoffen, dass sich die Investitionen lohnten und sich Jörg Rietdorfs Prognosen für eine gute wirtschaftliche Auslastung erfüllten. „Wenn wir jetzt die Rolle rückwärts machen und das Palais zuschließen, hätten wir eine Bauruine. Das geht nicht. Aber wir müssen sicherstellen, dass so etwas nicht noch einmal passiert“, appellierte Terrey.