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Outlet-Center bei Eschebach?

Fabrikverkäufe locken durchaus erfolgreich Kunden an. Bisher aber eher auf „Grünen Wiesen“ direkt an Autobahnen. Und in Radeberg?

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© Jens Fritzsche

Von Jens Fritzsche

Radeberg. Regelmäßig, wenn der Sommerschlussverkauf hier und da mal wieder mit „Outlet-Preisen“ lockt, kommt die Idee in Radeberg auf den Diskussions-Tisch: Könnte ein Outlet-Center die Zukunftsvision für das seit etlichen Jahren leer stehende und vor sich hin gammelnde Ex-Eschebach-Areal zwischen Bahnhof und Rathenaustraße mitten in Radeberg sein? Ein Outlet-Center, in dem zum Beispiel große Textil-Marken ihre Produkte zu Sonderpreisen anbieten, weil es sich um auslaufende Kollektionen handelt, um Produktionsüberschüsse oder auch Ware mit kleineren Mängeln.

Schon vor einigen Jahren hatte die SZ den Eigentümer des Areals, den Thüringer Immobilienunternehmer Josef Saller, mal auf die Idee angesprochen. Saller sah dabei – abgesehen von der Frage, ob sich überhaupt Marken-Anbieter für ein solches Projekt in Radeberg interessieren würden – vor allem die Frage, wie sich die Stadt Radeberg positionieren würde. Der Thüringer hatte bekanntlich 2007 das Areal des pleitegegangenen Küchenherstellers Eschebach ersteigert, um das Gelände zum Einkaufsstandort zu machen. Andernorts hat Saller das bereits mehrfach erfolgreich praktiziert. Übrigens nicht nur in Deutschland, sondern beispielsweise auch in der slowakischen Stadt Kosice. Die Stadt und auch der Stadtrat Radeberg schoben aber ähnlichen Plänen Sallers auf dem Eschebach-Gelände immer wieder einen Riegel vor. Läden bei Eschebach würden die Innenstadt ausbluten, hieß es zur Begründung. Ein Outlet-Center aber wäre ja durchaus etwas anderes – und würde vielleicht sogar für mehr Kunden auch in der Innenstadt sorgen? Also Zeit für einen neuen Anlauf?

Zentrales Angebot

Radebergs Wirtschaftsreferent Marco Wagner stellt jedenfalls klar, dass die Stadt grundsätzlich zunächst einmal für alle Ideen offen sei. „Natürlich müssen wir dann schauen, ob diese Ideen in unser Einzelhandelskonzept und die Stadtentwicklung insgesamt passen“, fügt er aber gleich an. Generell sieht Marco Wagner aber eher einen Trend, weg von solchen Centern, die ja meist auf der sogenannten Grünen Wiese entstehen. Eines der Ersten wuchs dabei 2007 neben der Volkswagen Erlebniswelt in Wolfsburg und anschließend, 2012, auch eines in Soltau direkt an der Autobahn im Dreieck zwischen Bremen und Hamburg. Über 80 Marken finden sich in Soltau, die hier Sonderangebote in kleinen Geschäften anbieten. Kinderspielplatz und Gastronomie ergänzen die Angebote und locken nach Center-Angaben jährlich rund 1,3 Millionen Kunden an. Auch zwischen Leipzig und Halle – in Brehna, an der Autobahn 9 — öffnete Anfang 2016 ein solches Outlet-Center. Auch das ein Stück abseits der beiden Städte. In Radeberg wäre nun die Chance, ein solches Outlet-Center nicht auf der angesprochenen Grünen Wiese, sondern zentral in der Stadt zu schaffen. Ein Angebot, das dabei sicher auch die Dresdner interessieren dürfte. Zudem: Die Autobahn ist nahe, demnächst wird auch die Schnellstraße S177 zwischen der A 17 bei Pirna und der A 4 bei Leppersdorf fertig, die ja ebenfalls Radeberg berührt. Und nicht zuletzt würde auch der Zug quasi direkt an der Ladenkasse halten … „Dennoch bleibt der grundsätzliche Fakt, dass ein solches Center nicht wirklich in den Innenstadthandel integriert wäre – auch, wenn es sich hier nicht um eine der Grünen Wiesen handelt“, macht Marco Wagner klar. Ob ein solches Angebot auf dem Eschebach-Areal auch Kunden in die nahe Innenstadt „spülen“ könnte, sei jedenfalls nicht garantiert, bleibt der Wirtschaftsreferent vorsichtig.

Idee eher skeptisch betrachtet

Auch vom Platzangebot her wäre das knapp vier Hektar große Eschebach-Gelände natürlich vergleichsweise begrenzt. Parkplätze müssten wohl entweder in einer riesigen Tiefgarage verschwinden – was enorm teuer wäre – oder auf den Dachflächen entstehen. Am Outlet zwischen Leipzig und Halle gibt es beispielsweise 1 800 Stellflächen für die Kunden-Autos … Ein kleines Outlet-Center in Radeberg müsste zudem mit etwas Besonderem punkten, um sich gegen die regelmäßig mit Sonderangeboten aufwartenden Einkaufszentren und Kaufhäuser im nahen Dresden durchsetzen zu können, ist Marco Wagner zudem überzeugt. „Möglichkeiten gebe es ja, mit Angeboten von hier ansässigen Firmen – wie jüngst zum Beispiel der Sonderverkauf von Helestra-Leuchten am Radeberger Marktplatz“, sagt der Wirtschaftsreferent. Aber insgesamt sieht er die Idee eher skeptisch – „auch, weil der Trend eben insgesamt eher wieder zurück in die Zentren der großen Städte geht“, sagt er. Und verweist zum Beispiel auf die Modekette Primark, die sich jüngst eben mitten in Dresden – in der Centrum-Galerie – und nicht am Stadtrand angesiedelt hatte …