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Ostergrüße vom Kriegsschiff

Die SMS „Schlesien“, 127 Meter lang, für 25 Millionen Reichsmark in Danzig gebaut und 1908 in Dienst gestellt.

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© Repro: Sammlung Ralph Schermann

Von Ralph Schermann

Görlitz. Schöne bunte Osterkarten. Post vom Linienschiff. Abenteuer, Freiheit und Fernweh? Das täuscht. Denn die meisten solchen Postkarten wurden an den Kiosken an Land vertrieben, kamen aus Hamburg und Danzig, Rostock und Kiel. An Bord gab es sie auch, doch wer solche Post bekam, sah es am Stempel: „Deutsche Kriegsmarine“.

Es ist der Schiffstyp, der täuscht. Denn ein Linienschiff ist kein Ausflugsdampfer. So hießen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts Kriegsschiffe. Der Begriff stammt noch aus der Seglerzeit, weil Schiffe im Gefecht hintereinander in Linie fuhren. Die SMS „Schlesien“, 127 Meter lang, für 25 Millionen Reichsmark in Danzig gebaut und 1908 in Dienst gestellt, hatte 42 Kanonen, sechs Torpedorohre und 800 Mann Besatzung. Eine Zahl, die wohl auch eine eigene Schiffspoststelle begründete. Die „Schlesien“ nahm an vielen Schlachten teil, übernahm aber auch Sicherungs-, Ausbildungs- und sogar Eisbrecherdienste. Erst 1938 wurden die zwölf Kessel von Kohle- auf Ölfeuerung umgerüstet. Das Schiff wurde am 5. Mai 1945 bei Usedom versenkt, noch bis 1980 waren Reste zu sehen.

Dass eher Touristen und nicht Matrosen Postkarten mit dem Schiffsmotiv der „Schlesien“ verschickten, hatte einen einfachen Grund. In welchem Hafen und wie lange vorher hätten sie denn ihre Ostergrüße an die Heimat aufgeben müssen?