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Oßling verteidigt Titel

Acht sächsische Kommunen wurden jetzt mit dem Energie-Effizienz-Preis geehrt. Oßling bereits zum zweiten Mal.

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© René Plaul

Von Manuela Reuß

Die Oßlinger sind Energiesparfüchse. Und das nicht erst seit gestern. Seit 2011 weisen Schilder am Ortsein- und -ausgang darauf hin. Doch diese Tafeln wurden jetzt abgeschraubt. Dafür kamen neue dran. Denn der kleine 2.340-Seelen-Ort hat seinen Titel als Energiespargemeinde erstmals verteidigt.

Den European Energy Award, so die offizielle Bezeichnung des Energiesparpreises, bekommen jedes Jahr nur acht Kommunen verliehen. Die Preisträger werden damit für ihr Vorgehen belohnt, die Energieeffizienz im Ort zu verbessern. Sachsenweit seien die Oßlinger die kleinste Gemeinde, die mit diesem Titel ausgezeichnet wird. „Wahrscheinlich sogar deutschlandweit“, mutmaßt Bürgermeister Siegfried Gersdorf. Oßling punktete unter anderem mit alternativen Heizmethoden. So versorgt die Biogasanlage der Agrar GmbH Elsteraue in Skaska beispielsweise nicht nur den Landwirtschaftsbetrieb mit Wärme, sondern per Vertrag auch 28 kommunale Wohnungen in zwei Häuserblocks. „Dadurch konnten wir den Gasverbrauch um 92 Prozent senken“, freut sich der Bürgermeister. Das sei ein gutes Ergebnis. Die Mieter können sich zudem über konstante – vertraglich vereinbarte – Heizpreise freuen. Und das für die nächsten zehn Jahre. „Das ist eine wirklich schöne Sache“, so Bauamtsleiter Georg Sachon, der zugleich Chef des kommunalen Eigenbetriebes Wohnungswirtschaft ist.

Gesamte Gemeinde wird bewertet

Betrachtet werde bei der Bewertung der Energie- und Klimaschutzaktivitäten das gesamte Gemeindegebiet. Kommunale, gewerbliche wie auch private Anstrengungen werden gleichermaßen erfasst. Und so fand auch die Umstellung der Heizung im Missionshof Lieske auf Hackschnitzel und Späne Eingang in die Bewertung. Durch Sägewerk, Zimmerei und Tischlerei verfüge der Missionshof über jede Menge Holzabfälle. Die werden inzwischen verfeuert. Die Liesker bauten zudem eine eigene Fernwärmeheizung, welche die Wohnungen von Mitarbeitern aber auch von anderen Einwohnern mit Wärme versorgt.

Die Prüfer bescheinigten den Oßlingern 66 von 100 Punkten. Mindestens 51 müsse man erreichen, um für den Preis in Betracht zu kommen, so der Bürgermeister. Allerdings seien die Bewertungskriterien auch der Gemeindegröße angepasst. So spielte beispielsweise der Punkt „Öffentlicher Nahverkehr“ in Oßling keine Rolle. „Weil wir ja keinen Einfluss darauf haben.“ Dafür ging das Radwegenetz in die Bewertung ein. Dort brachte der Gemeinde der Fakt Punkte, dass sie beim Bau des Radweges nach Milstrich in Vorleistung ging, indem sie die für den Wegebau benötigten Flächen von den Eigentümern erwarb und dem Straßenbauamt das Bauvorhaben damit erleichterte.

Mehr Geld in Aussicht

Bei der erstmaligen Verleihung des Energie-Effizienz-Preises 2011 würdigten die Juroren vor allem die Umstellung der herkömmlichen gemeindlichen Heizungsanlage auf Holzpelleteinsatz. Die Heizungsanlage versorgt seitdem die örtliche Grundschule, die Gemeindeverwaltung, 60 kommunale Wohnungen sowie die Kita. Insgesamt 203 Tonnen Kohlendioxid weniger pulvert die Gemeinde dadurch pro Jahr in die Atmosphäre.

Die erneute Auszeichnung beschert der Gemeinde übrigens nicht nur die auffällige Beschilderung am Ortsein- und -ausgang, sondern möglicherweise auch mehr Geld. Denn sollte Oßling künftig Fördermittel für eine Energiespar-Maßnahme beantragen, für die es Zuschüsse gibt, bekäme die Gemeinde zehn Prozent mehr Geld als Orte ohne Energy Award. Ein durchaus lohnenswerter Aspekt.

Ohne die Unterstützung ehrenamtlicher Mitstreiter wie Dr. Peter Gebert oder Silvio Kollatsch wäre die ganze Aktion allerdings nicht möglich gewesen, betont der Bürgermeister. Denn sie koste nicht nur Zeit, sondern auch enorm viel Aufwand. Nun müsse der Gemeinderat entscheiden, ob man den Titelkampf noch einmal aufnehmen oder das Energiesparen auf ein normales Maß zurückfahren soll.