Merken

Orden für eine Randgruppe

Torsten Witschel ist für 40 Jahre Arbeit in der Bergwacht geehrt worden. Er wünscht sich trotzdem mehr Anerkennung.

Teilen
Folgen
© Rafael Sampedro

Von Mario Sefrin

Eckartsberg. Als der Görlitzer Landrat Bernd Lange (CDU) am Abend des 27. Oktobers in Lawalde langjährige Mitglieder von Feuerwehren und Rettungsdiensten im Landkreis auszeichnete, da hätte ihn Torsten Witschel gern einmal kurz zur Seite genommen. Zu sehr brennen ihm als Leiter der DRK-Bergwacht „Zittauer Gebirge“ verschiedene Probleme auf den Nägeln, über die er gern mit dem Landrat gesprochen hätte. Doch das wäre zu dieser Auszeichnungsveranstaltung sicher unpassend gewesen, findet Witschel. „Außerdem sind wir bei der großen Anzahl von rund 170 Feuerwehrleuten an diesem Abend nur eine kleine Randgruppe gewesen“, sagt der 57-jährige Eckartsberger.

Dafür hat er unter anderem das Helfer-Ehrenzeichen am Band in Gold des Freistaates Sachsen bekommen.
Dafür hat er unter anderem das Helfer-Ehrenzeichen am Band in Gold des Freistaates Sachsen bekommen. © Rafael Sampedro

Mit „wir“ meint Torsten Witschel vier Mitglieder der DRK-Bergwacht „Zittauer Gebirge“, denen Landrat Lange an jenem Abend ebenfalls dankte. Torsten Witschel ist einer von ihnen. Er hat für seine 40-jährige Mitgliedschaft in der Bergwacht eine Urkunde, das Helfer-Ehrenzeichen am Band in Gold des Freistaates Sachsen sowie eine Geldprämie bekommen. „Wie hoch die ist, weiß ich selbst noch nicht“, sagt der Eckartsberger. Bisher sei noch nichts auf einem Konto angekommen.

Das Ungleichgewicht zu den Feuerwehren im Landkreis, wie er es zur Auszeichnungsveranstaltung in Lawalde erlebt hat, kennt Torsten Witschel nur zu gut aus dem Alltag. „Wir haben es schwer, als Bergwacht auf uns aufmerksam zu machen. Leider werden wir nicht wie die Feuerwehren behandelt“, sagt er. Dabei weiß Witschel, dass für die Feuerwehren die Kommunen verantwortlich sind, für das Bergrettungswesen dagegen der Landkreis. Doch eigentlich hatte die Bergwacht schon immer vehement für ihre Belange eintreten müssen, erinnert sich Witschel.

Weitere Ausgezeichnete

25 Jahre Feuerwehr:
Jörg Neumann, Eckartsberg; Andreas Wauer,Hainewalde; Mario Suetovius, Hirschfelde; Reinhardt Vogt, Jonsdorf; Michael Böhme, Niederoderwitz; Rainer Mühle, Oberoderwitz; Ralf Hallmann, Oberseifersdorf, Lutz Schimmel, Oberseifersdorf, Matthias Tschirner, Olbersdorf, Maik Kloß, Olbersdorf, Bernd Pietrek, Pethau; Sebastian Weise, Spitzkunnersdorf

40 Jahre Feuerwehr:

Uwe David, Jonsdorf; Volker Krüger, Mittelherwigsdorf; Bernd Stejskal, Mittelherwigsdorf; Matthias Bier, Oberseifersdorf; Jörg Siedler, Oberseifersdorf; Jörg Gennerich, Zittau

25 Jahre Rettungsdienst:

Steffen Hummel, DRK-Bergwacht Zittauer Gebirge; Thomas Mache, Thomas Grafe, Carsten Schmidt, alle DLRG Sachsen, Bezirk Zittau

40 Jahre Rettungsdienst:

Frank Mohr, DRK-Bergwacht Zittauer Gebirge

10 Jahre Rettungsdienst:

Peter Müller, DRK-Bergwacht Zittauer Gebirge, Carsten Hoffmann, DRK-Wasserwacht Zittau; Evelyn Müller, Agnes Weich, Marco Müller, Daniel Meißner, Christian Berger, Robert Zimmermann, Xaver Welde, alle DLRG Sachsen, Bezirk Zittau

1 / 5

Er selbst kam im Alter von 17 Jahren zum damaligen Bergunfalldienst der DDR. „Die Bezeichnung Bergrettungsdienst war damals wegen der Abkürzung BRD nicht erwünscht“, erzählt der Eckartsberger. Begonnen hat Witschel nach ersten Kletterausflügen mit Freunden im Zittauer Gebirge bei der Sektion Bergsteigen der damaligen Betriebssportgemeinschaft der HO. „Später bin ich dann mal bei der Bergwacht gewesen, die damals noch ihren Sitz in Waltersdorf hatte. Weil ich einige Leute kannte, bin ich dabei geblieben“, erzählt Torsten Witschel. Und das nun seit 40 Jahren, in denen auch das Bergrettungswesen viele Veränderungen erlebt hat. „Die Ausbildung aus meiner Anfangszeit Ende der 1970er Jahre ist mit heute gar nicht mehr vergleichbar“, sagt Torsten Witschel. „Heute werden sehr hohe Anforderungen an einen Bergretter gestellt. Das ist sicher auch ein Grund dafür, dass es mittlerweile schwer ist, Nachwuchs für die Bergwacht zu finden“. Zu DDR-Zeiten sei die Skiausbildung im Winter und die Kletterausbildung im Sommer dagegen attraktiv gewesen. „Damals hatten wir starken Zuwachs bei der Bergwacht“, erinnert sich Witschel.

Heute, nach Jahren ohne Quartier, hat die Bergwacht „Zittauer Gebirge“ ihren Sitz in Jonsdorf, hat moderne Fahrzeuge und Technik – alles finanziert vom Landkreis. Doch ab nächstem Jahr ist die Bergwacht nicht mehr in der Lage, die eigentlich vorgeschriebene Wochenendbereitschaft in der Wache zu besetzen, sagt Torsten Witschel. „Wir sind zu wenige und das Durchschnittsalter der Bergwacht-Mitglieder liegt über 55 Jahre.“ Und denjenigen, die in ihrer oft knapp bemessenen Freizeit trotzdem noch dabei sind, hat der Landkreis vor wenigen Jahren die Aufwandsentschädigung gestrichen. Würde nicht der DRK-Kreisverband Zittau, bei dem die Bergwacht angegliedert ist, immer wieder helfen, wäre es noch schlechter um die ehrenamtliche Arbeit der Bergwacht bestellt, ist Witschel überzeugt. Auch darüber hätte er gern mit Landrat Bernd Lange in Lawalde gesprochen – wurden doch die Auszeichnungen als eine „Würdigung für die stetige Einsatzbereitschaft“ an die Einsatzkräfte verliehen. Aber es wäre wohl wirklich nicht der richtige Zeitpunkt gewesen für die kleine Bergwacht-Abordnung.