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Opernball-Orden für Rolf Hoppe

Klaus Maria Brandauer und Wolfgang Stumph gratulieren dem großen Schauspielkollegen in der Semperoper.

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© dpa

Von Nadja Laske

Dresden. Scheint er ihm Teufel genug? Rolf Hoppe lässt seine Augen lauern, den Blick auf dem Mann vor ihm ruhen. Der ist von der Bühne zu ihm in die Loge gekommen, an den Platz des Ministerpräsidenten. Rolf Hoppe spielt den Nazi-General Göring im preisgekrönten Film „Mephisto“. Hinter der teuflischen Maske: Klaus Maria Brandauer als Theatertalent Hendrik Höfgen. Es ist die erste gemeinsame Szene des Schauspielers Rolf Hoppe und seines Kollegen.

„Aha, unser Mephistopheles“, spricht Hoppe, gefolgt von einem wohligen Laut, als habe er einen guten Tropfen genossen. Das muss der Moment gewesen sein, als Klaus Maria Brandauer das Blut in den Adern gerann. Ein Jahr nach Erscheinen des Films ist er dabei, als „Mephisto“ 1982 als bester ausländischer Film den Oscar gewinnt. Ein Film, für den der DDR-Bürger Rolf Hoppe zusammen mit dem Österreicher Brandauer vor der Kamera stand.

Gerade zurück von der Preisverleihung ist Brandauer Gast der Talkshow „Heut‘ abend“ und gibt dem Moderator Joachim Fuchsberger ein Interview. Dort lässt er sich nicht allein feiern. Ohne starke Filmpartner sei auch sein Erfolg nicht möglich, sagt er: „Die Leistung von diesem Rolf Hoppe aus Dresden, einem wunderbaren Schauspieler, ermöglichte mir erst, gut zu sein.“ Applaus aus dem Publikum unterbricht ihn, dann ergänzt Klaus Maria Brandauer: „Rolf Hoppe, der schwer ausreisen kann aus seinem Land – danke!“ Er hätte es ihm wohl gern persönlich gesagt. Mehr als dreißig Jahre später bietet sich ihm diese Chance.

Die Furcht vor zwei Kollegen

Klaus Maria Brandauers Achtung vor Rolf Hoppe ist heute noch so hoch wie damals. Als er jüngst darauf zu sprechen kommt, sitzt er nicht vor Live- und Fernsehpublikum, sondern im Vier-Augen-Gespräch mit Semperopernball-Chef Hans-Joachim Frey. Der leitet außerdem das Brucknerhaus in Linz. „Klaus Maria Brandauer hatte im Rahmen eines Konzertes eine Lesung gegeben“, erzählt er. „Danach saßen wir noch eine Weile zusammen und kamen auf Rolf Hoppe und meinen Onkel Armin Müller-Stahl zu sprechen.“ Er sei im Laufe seiner Karriere zwei Schauspielern begegnet, vor denen er sich gefürchtet habe, gestand Brandauer – und zwar vor diesen beiden: Stahl als Erzherzog Ferdinand in „Oberst Redl“ und Hoppe als nationalsozialistischer Ministerpräsident Göring in „Mephisto“.

Dass sich nun eine ganz besondere Begegnung anbahnt, ist einem weiteren Schauspieler zu verdanken. Schon im vergangenen Jahr hat Wolfgang Stumph angeregt, Rolf Hoppe mit dem St. Georgs Orden des Semperopernballs zu ehren. Nach dem Dirigenten Kurt Masur, dem Politiker Kurt Biedenkopf, dem Sänger Gunther Emmerlich und dem Trompeter Ludwig Güttler solle er neben all den überregionalen und internationalen Preisträgern zu den Ausgezeichneten gehören, die in Sachsen Großes geleistet haben. Wolfgang Stumpfs Vorschlag an den Ballverein fand Gefallen, und so kann Hans Joachim Frey nun den ersten Preisträger des 12. Semperopernballs verkünden: Rolf Hoppe. „Und Klaus Maria Brandauer will es sich nicht nehmen lassen, ihm persönlich dazu zu gratulieren.“

Für rund 160 Filmproduktionen hat Rolf Hoppe vor der Kamera gestanden, er spielte Theater und sprach Hörspiele. Wie sein Vater wurde er Bäcker, arbeitete als Kutscher, studierte Schauspiel und verdiente sein Geld zunächst beim Zirkus Aeros als Tierpfleger. Seine Bühnenkarriere führte ihn an Theater in Erfurt, Leipzig und Dresden, ans Deutsche Theater Berlin und zu den Salzburger Festspielen.

Schurke und König

Sein Filmdebüt gab Hoppe 1963 als Portier in „Jetzt und in der Stunde meines Todes“. Das Kino- und Fernsehpublikum liebt ihn als Schurke in Indianerfilmen, als Polen-König im Sechsteiler „Sachsens Glanz und Preußens Gloria“, als Altnazi in „Schtonk!“ und als Rabbi Ginsberg in „Alles auf Zucker!“ ebenso wie in seinen Krimi-Episodenrollen. Hierzulande verbinden seine Fans mit ihm vor allem das Märchen „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, das unter anderem in Moritzburg gedreht wurde. Besonders verwurzelt in der Region ist der Schauspieler seit Gründung seines Hoftheaters vor 22 Jahren in Dresden-Weißig.

Oft heißt es, Rolf Hoppe habe sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Doch 2016 erschien sein jüngster Fernsehfilm „Die Pfeiler der Macht“. Sicher schätzt er heute die ländliche Ruhe mehr als das Rampenlicht. Die Ball-Bühne aber will der Prinzipal betreten.

www.semperopernball.de