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Operette trifft Berggesang

Christian Garbosnik ist Erster Kapellmeister der Staatsoperette – und hat mit dem Bergsteigerchor ein besonderes Hobby.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Peter Salzmann

Babisnau. In Babisnau fühle ich mich sehr wohl“, bekennt Christian Garbosnik, der in der Bärenklauser Straße zu Hause ist. Er nennt die kleine Ortschaft „ein ruhiges, beschauliches Dorf inmitten der Natur, das die beste Luft in der Dresdner Umgebung hat, die der Westwind hereinweht“. Der Mann ist ein Erlebnis. Wenn er dirigiert, dann mit dem ganzen Körper. Orchester, Solisten und Chor folgen ihm aufmerksam, denn Garbosnik ist immer für Überraschungen gut – er dirigiert charismatisch, exakt, fordernd, dynamisch, stets mit einem Lächeln auf den Lippen. „Obwohl ich in jeder Aufführung bis zu einem Kilo abnehme“, verrät der 52-Jährige. Seit 1992 ist er Erster Kapellmeister an der Staatsoperette Dresden. 3 000-mal stand er bislang am Pult. Zahlreiche Einstudierungen tragen seine Handschrift: „Csardasfürstin“, „Ritter Blaubart“, „Vogelhändler“ oder die Uraufführung „Der Mann der Sherlock Holmes war“ und die „Fledermaus“.

Gegenwärtig arbeitet er mit dem Ensemble an der berühmten „Dreigroschenoper“ nach Bertolt Brecht und Kurt Weill, „die den Sängern und Musikern eine ganz andere Stilistik abverlangt“, erzählt der Kapellmeister – Premiere April 2018. Er hat auch Wünsche, die er am Musiktheater im neuen Domizil im Kulturkraftwerk verwirklichen möchte. Er verweist auf die „tolle Musik mit Saxofon“, die Fred Raymond in der Revue-Operette „Maske in Blau“ auf die Bühne brachte. Er könne sich auch eine weitere Zusammenarbeit mit der Dresdner „Queen Tribute Band“ vorstellen.

Aus dem Stand alles dirigieren

Andreas Schüller, Chefdirigent der Staatsoperette Dresden: „Herr Garbosnik besitzt eine vollinhaltliche Repertoirekenntnis. Das ermöglicht ihm, aus dem Stand jede Vorstellung an der Staatsoperette zu dirigieren. Diese talentierte Besonderheit ist für unser Haus ein großer Vorteil und mit Blick auf andere Bühnen wahrscheinlich keine Selbstverständlichkeit.“

Man glaubt es Christian Garbosnik sofort, wenn er sagt: „Die Arbeit macht mir Riesenspaß“, er nimmt damit Bezug auf sein Engagement beim Sächsischen Bergsteigerchor „Kurt Schlosser“ Dresden, der 2017 sein 90-jähriges Jubiläum feiert. An der Seite von Chefdirigent Axel Langmann beeinflusst der bekennende Babisnauer die Arbeit des populären Männerchores wesentlich, legte erste Bearbeitungen und Arrangements vor, die längst im umfangreichen Repertoire ihren Platz haben. Zum Hit geworden ist der „Radetzky-Marsch“ von Johann Strauß Vater, nach einem Berglied-Text von Chororganisationsleiter Holger Günzler. Einen fröhlichen Bergsteigertext von Chorsänger Jens Schönberger arrangierte Garbosnik auf eine Melodie aus „My Fair Lady“. Dieser Titel soll aber erst 2018 gesungen werden.

Wenn Christian Garbosnik vor dem Bergsteigerchor steht, dann springt der Funke der Begeisterung über. Da kommt es schon vor, dass der Dirigent aus der Hocke nach oben schnellt, um den Schlusston emotional zu beenden. Axel Langmann lobt die „konstruktive und engagierte Zusammenarbeit“ mit Garbosnik, „geprägt von Vertrauen und Respekt“.

Christian Garbosnik sang neun Jahre im Dresdner Kreuzchor. Er studierte in Dresden Dirigieren, Klavier, Cembalo und Orgel, agierte als Gastdirigent bei mehreren Orchestern im sächsisch-thüringischen Raum. Seit 2002 lehrt er an der Dresdner Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ als Beauftragter für Gesangsstudenten, die künftig im Fach Operette, Musical und Chanson an die Öffentlichkeit treten wollen. Ein besonderer Erfolg gelang ihm bereits 1991: Garbosnik belegte den ersten Platz in der Orchesterwertung beim Internationalen Dirigentenwettbewerb „Masterplayers“ mit den Berliner Sinfonikern.

„Vom Bergsteigerchor habe ich eine hohe Meinung“, betont der Kapellmeister. „Die Sänger arbeiten sehr diszipliniert und sind gegenüber Neuem aufgeschlossen.“ Das wolle er fördern, ohne das für den Chor Typische und Traditionelle infrage zu stellen.